Sicherheit im UrlaubWelche Reiseversicherungen brauchen Familien wirklich?
Ferien mit Babys oder Kindern, das bedeutet für Eltern immer auch ein wenig Sorge: Was, wenn etwas passiert? Wenn einer von uns krank wird, das Auto kaputt geht, das Gepäck gestohlen wird? Versicherungen für jeden erdenklichen Fall gibt es unzählige – wir zeigen, welche sinnvoll sind und welche ihr euch sparen könnt.
von KidsAway-Redaktion
Strandurlaub ohne Sorgen
© Uncle Catherine/Flickr
Absolut wichtige Reiseversicherungen
Man kann gar nicht genug betonen, wie wichtig eine Auslandsreisekrankenversicherung ist. Unverzichtbar ist sie natürlich auf Fernreisen, aber innerhalb der EU übernehmen doch zumindest die gesetzlichen Krankenkassen die Behandlungskosten?
Jein: Ausländische Ärzte sind nicht verpflichtet, den Krankenschein anzunehmen und die Versicherung deckt auch nur die im Urlaubsland „üblichen“ Leistungen ab; die können damit weit niedriger ausfallen als in Deutschland. Die gesetzliche Krankenversicherung deckt im EU-Ausland außerdem nur „medizinisch notwendige Leistungen“ ab, und dazu gehört in den allermeisten Fällen nicht der Rücktransport nach Hause. Der kann, zum Beispiel aus Italien, schon mal 12.000 Euro kosten.
Auch für privat Krankenversicherte, die eine Selbstbeteiligung vereinbart haben, ist eine Zusatzversicherung für den Urlaub sinnvoll, denn die meisten Auslandsreisekrankenversicherungen übernehmen diesen Selbstbehalt. Und ein Rücktransport wird von der PKV in der Regel auch nicht übernommen.
Bei der Wahl des Anbieters darauf achten, dass nicht der „notwendige“, sondern der „sinnvolle und vertretbare“ Rücktransport nach Hause versichert wird! Wirklich medizinisch notwendig ist ein Rücktransport höchstens in Ländern mit sehr schlechtem Gesundheitswesen. Schwangere sollten einen Tarif wählen, der ausdrücklich Kosten durch unvorhergesehene Komplikationen, Früh- oder Fehlgeburten ersetzt.
Angesichts der horrenden Beträge, die im Fall einer Erkrankung oder eines Unfalls auf euch zukommen können, ist der Versicherungsbeitrag nicht hoch. Familien können schon für 18 Euro eine Jahrespolice abschließen. Die lohnt sich, wenn ihr mehrmals im Jahr Urlaub macht und deckt Reisen bis zu jeweils sechs bis acht Wochen ab.
Gerade für Familien mit Kindern, die ja recht häufig überraschend krank werden, gehört außerdem eine Reiserücktrittsversicherung ins Pflichtprogramm. Eine solche Versicherung wird direkt bei der Buchung der Reise im Reisebüro abgeschlossen; bei Online-Buchungen könnt ihr sie meist mit einem Klick dazubuchen.
Je teurer eure Reise ist und je länger ihr sie im Voraus gebucht habt, desto mehr Sicherheit gibt eine Reiserücktrittsversicherung, denn für die Stornierung einer gebuchten Reise fallen schnell bis zu 80 % der Gesamtkosten an. Die Versicherung deckt vielfältige Gründe ab, aus denen eine Reise nicht angetreten werden kann: nicht nur ein krankes Kind, sondern auch eine überraschende Schwangerschaft, wegen der nicht geflogen werden kann oder eine kranke Oma, die zu Hause gepflegt werden muss. Nicht versichert ist hingegen die Angst, dass es im Urlaubsland (erneut) einen Terroranschlag oder eine Revolution geben könnte. Auch Ausbrüche chronischer Krankheiten wie Allergien werden eventuell nicht anerkannt! Lest also das Kleingedruckte genau. Tritt der ungünstige Fall ein, dass ein Hinderungsgrund nicht von der Versicherung abgedeckt ist, habt ihr übrigens das Recht, dem Reiseveranstalter eine Ersatzperson bzw. ‑familie anzubieten, die an eurer Stelle die Reise antritt!
Darauf achten, dass in der Police auch ein Reiseabbruch mitversichert ist! Versicherungen, die die nicht genutzte Leistungen und zusätzliche Rückreisekosten erstatten, wenn eine Reise wegen eines Unfalls oder eines erkrankten Angehörigen abgebrochen werden muss, nennt man Vollschutz-Tarife. Diese erstatten auch die Kosten für eine verspätete Rückreise, wenn es zum Beispiel ein Erdbeben oder Überschwemmungen gab.
Eine Reise, die 1.500 Euro kostet, kann eine Familie bei einer (laut Stiftung Warentest) guten Versicherung ab 48 Euro versichern. Auch hier gilt: Bei mehreren Reisen im Jahr lohnen sich Dauer-Familienpolicen, die alle Mitglieder und ihre Reisen versichern. So ist auch der Teenager, der allein ins Skilager fährt, automatisch versichert. Wichtig ist nur, dass die versicherte Reisesumme nicht überschritten wird. Jahrestarife für Familien kosten ab 78 Euro.
Zuletzt sind als absolut wichtige Versicherungen noch die Privathaftpflicht-, die Hausrat– und die Unfallversicherung (auch für die Kinder!) zu nennen. Diese Versicherungen solltet ihr aber sowieso bereits abgeschlossen haben, da sie nicht nur im Urlaub enorme Bedeutung haben.
Ziemlich wichtige Reiseversicherungen
Viele Familien fahren mit dem Auto in den Urlaub. Eine Kfz-Haftpflichtversicherung ist für alle Autohalter in der EU sowieso Pflicht. Sie deckt die Schadensansprüche Dritter ab, die ihr bei einem Unfall geschädigt habt. Fahrt ihr ins Ausland, solltet ihr immer die grüne Versicherungskarte mitnehmen, die bei der Abwicklung eines Unfalls wichtig ist. Schäden an eurem eigenen Fahrzeug regelt entweder die Kfz-Haftpflicht des Unfallgegners (wenn dieser schuld war) oder eine Vollkaskoversicherung (wenn ihr schuld wart). Diese ersetzt außerdem Schäden durch Diebstahl, Zusammenstöße mit Tieren usw. Leistungen wie Pannenhilfe, Abschleppdienste, Übernachtungen und Rücktransport nach Unfällen übernehmen Automobilclubs wie der ADAC, bei dem viele Autofahrer einen Schutzbrief abschließen. Gerade bei Reisen im Ausland ist die zusätzliche Sicherheit, die so ein Schutzbrief für 30 bis 50 Euro im Jahr gibt, Gold wert.
Fahrt ihr im Urlaub mit einem gemieteten Auto oder einem Wohnmobil, ist eine Mietwagen-Haftpflichtversicherung, die auch „Mallorca-Police“ genannt wird, sehr zu empfehlen – vor allem, wenn ihr in Spanien, Italien oder den USA unterwegs seid. Warum? Die im Mietvertrag eingeschlossene Kfz-Haftpflichtversicherung richtet sich nach den im jeweiligen Land üblichen Deckungssummen für Unfallschäden, und die können wesentlich niedriger liegen, als die Kosten für Reparatur oder die Behandlung von Verletzten sind. Die Differenz müsst ihr als Mietwagenfahrer selbst bezahlen!
Eine Mallorca-Police kostet beim ADAC nur 20 Euro für einen Urlaubsmonat und gilt in ganz Europa. Ihr könnt sie bei eurer Kfz-Versicherung oder beim ADAC abschließen, auch viele Mietwagenanbieter haben diese Police im Angebot. Für Länder außerhalb Europas, in denen es mitunter keine vorgeschriebenen Mindestdeckungssummen oder auch gar keine Versicherungspflicht für Autofahrer gibt (und das sind nicht nur Dritte-Welt-Staaten!), solltet ihr euch nach einer „Traveller Police“ erkundigen, die ca. 40 Euro für einen Monat kostet.
Die meisten Kaskoversicherungen für Mietwagen sehen außerdem einen Selbstbehalt vor, bis zu dessen Höhe ihr entstandene Schäden am Auto selbst bezahlen müsst. Tarife ohne Selbstbehalt sind meist empfindlich teurer. Sparen könnt ihr hier mit einem Selbstbehalt-Ausschluss (auf englisch: „collision damage waiver“ oder CDW), den zum Beispiel die Allianz Global Assistance anbietet.
Sie deckt Personen- und Sachschäden bis zu 10 Millionen Euro ab, kostet circa 20 Euro für einen Urlaubsmonat innerhalb der EU. Außerhalb Europas hilft die „Traveller-Police“.
Eine Reisehaftpflichtversicherung ist in der Regel überflüssig – außer, ihr macht Urlaub in einem Ferienhaus. Eure private Familienhaftpflicht kommt nämlich nicht für beschädigtes Inventar oder Personenschäden in Ferienhäusern auf, und mit kleinen Kindern geht ja schnell mal etwas zu Bruch.
Überflüssige Reiseversicherungen
Die Reisegepäckversicherung soll beschädigtes oder gestohlenes Gepäck absichern. Für relativ viel Geld bekommt ihr hier aber nur wenig Schutz: Die Bedingungen sind so streng, dass ihr schnell eine Mitschuld angerechnet bekommt, es wird nur der Zeitwert der gestohlenen Dinge ersetzt, die Versicherungssumme ist auf maximal 4.000 Euro beschränkt und dann wird noch eine Selbstbeteiligung von bis zu 500 Euro gefordert. Die meisten Gepäckstücke sind bereits durch eure Hausratversicherung abgedeckt (die erstattet auch den Neuwert!). Neuere Policen beziehen auch Ferienwohnungen und Hotelzimmer in den „Wohnraum“ ein. Geht das Gepäck schließlich beim Fliegen verloren, haftet immer die Fluggesellschaft.
Eine eigene Versicherung lohnt sich also nur für Fahrräder, Skier oder auch einen Rollstuhl; genau diese sind im Kleingedruckten aber häufig von der Haftung ausgeschlossen. Wertvolle Gegenstände wie die Kamera oder der Laptop sowieso.
Genauso überflüssig ist eine spezielle Reiseunfallversicherung. Kosten für medizinische Behandlungen werden bereits von der Auslandsreisekrankenversicherung übernommen und für alle anderen Leistungen solltet ihr sowieso eine private Unfallversicherung abgeschlossen haben – Unfälle passieren schließlich nicht nur im Urlaub, und die Schadenssummen sind bei diesen Versicherungen wesentlich höher. Eine Ausnahme gibt es allenfalls für riskante Sportarten wie Snowboarden oder Tauchen, hier kommt die Versicherung für Bergungskosten auf und entschädigt bei Invalidität oder Tode. Ihr solltet den Vertrag unbedingt prüfen, ob eure Sportart auch darin abgedeckt wird.
Viele Reiseveranstalter bieten gleich bei der Buchung ein „Rundum-Sorglos-Paket“ an, das Reiseabbruch, Krankheit, Reiserücktritt, Notruf, Haftpflicht- und Unfallversicherung abdecken soll. Der Bund der Versicherten (BdV) hält davon nichts: Viele der Versicherungen seien überflüssig, weil ihre Leistungen bereits von anderen, ganzjährigen Versicherungen abgedeckt würden; die Beiträge seien zu teuer und die Versicherungssummen etwa bei der Unfallversicherung zu niedrig.
Mitunter kauft ihr eine solche „Reiseversicherung“ bei der Buchung gleich mit, ohne es zu merken! Jedes gesetzte Häkchen solltet ihr genau lesen und eventuell deaktivieren.
danke!