Familien-ReiseplanungUrlaub mit Kindern – ist das überhaupt wichtig?
"Vor hundert Jahren ist kein Kind in den Urlaub gefahren", "Urlaub ist für Kinder und Eltern eh nur Stress", "In anderen Ländern fahren die Menschen auch nicht in Urlaub". Trotzdem - Urlaub ist für Kinder und Eltern so wichtig, dass Politiker ihn sogar zum Kindergrundrecht erklären wollen.
von KidsAway-Redaktion
Urlaub macht glücklich! Und zwar Eltern und Kinder
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Ab und zu sind Eltern allerdings gezwungen, darüber nachzudenken, ob Urlaub für Kinder denn wirklich wichtig ist.
Den einen passiert es, wenn sie ihre Fernreise oder die Familien-Auszeit im Ausland ankündigen und entsetzte Großeltern nachfragen, warum man das „den Kindern eigentlich antut“. Babys und Kleinkindern würde die Aufregung und die fremde Umgebung doch nur aufregen, viel besser wären sie im vertrauten und sicheren Zuhause aufgehoben, hört man dann oft.
Viele Familien stellen die Frage aber auch aus einer ganz anderen Perspektive: Im letzten Jahr sind etwa drei Millionen Kinder in Deutschland nicht in den Urlaub gefahren, weil ihre Eltern kein Geld für den Familienurlaub hatten. Da hilft es nicht zu wissen, dass der Großteil der Weltbevölkerung niemals verreist. Wer hier in Deutschland kein Geld für Urlaub hat, der fühlt sich ausgeschlossen – kein schönes Gefühl für Kinder.
Und manchmal haben Familien auch schlichtweg keine Zeit für gemeinsame Ferien. Das kann an den Job-Anforderungen liegen oder an der besonders verzwickten Urlaubsplanung von Patchwork-Familien. Manchmal muss ein Urlaub ausfallen, damit man sich den Traumurlaub im nächsten Jahr leisten kann. Dann nagt das schlechte Gewissen: Darf man den Kindern das antun?
Brauchen Kinder Urlaub, oder sind sie auch zu Hause glücklich und zufrieden?
Urlaub mit der Familie – was haben die Kinder eigentlich davon?
Eines vorweg: Einen Schaden bekommen Kinder sicherlich nicht davon, wenn sie mit ihren Eltern auf Reisen gehen. Nein, auch nicht auf Fernreisen und sicherlich nicht allein deshalb, weil ihre Eltern mit ihnen im Campervan oder auf andere ungewöhnliche Weise unterwegs sind. Auch das Verpassen von einigen Monaten in der Schule schadet den allermeisten Kindern ziemlich sicher langfristig nicht – im Gegenteil.
Die allermeisten Kinder genießen den Tapetenwechsel im sicheren Rahmen, den eine Reise mit ihren Eltern und Geschwistern ja darstellt – wobei es natürlich wie immer auch Ausnahmen gibt, wie wir in diesem Beitrag über „schwierige Reise-Kinder“ beschrieben haben.
Das konkrete Reiseziel oder die Art der Unterkunft steht für Kinder dabei allerdings ziemlich weit hinten auf der Prioritätenliste. Ob sie nun im All-inclusive-Hotel auf der Tropeninsel oder auf dem Zeltplatz an der Ostsee ihre Ferien verbringen, ist den meisten herzlich egal – wichtig sind vor allem zwei Dinge: die gemeinsame Zeit mit den Eltern und Geschwistern (oder auch anderen Familienangehörigen wie den Großeltern) und die vielen neuen Erfahrungen, die so ein Urlaub mit sich bringt.
Zeit mit der Familie – für Kinder das wichtigste am Urlaub
So oft Kindergartenkinder auch „doofe Mama“ schimpfen oder Teenager „Ihr versteht mich einfach nicht!“ rufen – alle Kinder wollen gern Zeit mit ihren Eltern verbringen. Und zwar mehr Zeit als die Stunde am Nachmittag, in der Mama und Papa abgespannt aus dem Büro kommen und nur Zeit für das Nötigste haben.
Im Urlaub haben wir berufstätigen „Rabeneltern“, deren Kinder den ganzen Tag im Kindergarten oder in der Schule verbringen, die einmalige Chance, unsere Bindung als Familie zu stärken, enger zu knüpfen oder auch zu reparieren. Die gemeinsamen Erlebnisse, die Familien im Urlaub haben, schweißen sie wieder als Team zusammen, schaffen schöne Erinnerungen fürs ganze Leben und geben allen Familienmitgliedern neue Kraft für den anstrengenden Alltag.
Test: Woran erinnert ihr euch aus eurer eigenen Kindheit am liebsten und am besten? Wir wetten mit euch, dass es Eindrücke und Erlebnisse aus dem Familienurlaub sind. Dass viele Eltern mit ihren Kindern genau die Urlaubsorte aus ihrer eigenen Kindheit wieder besuchen wollen, zeigt, wie wichtig Urlaub für eine Kinderseele ist.
Urlaub, das heißt: rauskommen aus dem Alltag
Auch zu Hause auf Balkonien können Kinder einen schönen Urlaub haben – wichtig ist vor allem die Zeit, die ihr gemeinsam verbringt und in der ihr nicht mit Alltagsverpflichtungen beschäftigt seid.
Trotzdem sollte jede Familie die Gelegenheit haben und ergreifen, hin und wieder wegzufahren. Denn: Nicht jedes Kind hat das Glück, auf einem Bauernhof im Grünen oder am Meer zu leben. Oder auch in einer faszinierenden Weltstadt wie London oder Paris, wo Museen und andere Attraktionen warten. Oder im Gebirge, wo man im Winter direkt hinterm Haus rodeln kann. All diese Erfahrungen können und sollten Kinder wenigstens hin und wieder machen, und dafür brauchen sie Urlaub.
Daneben kann man durchaus argumentieren, dass auch Kinder schon Erholung brauchen. Wenn man sich den straffen Stundenplan anschaut, den schon viele Grundschulkinder haben, dann sind ihnen ein paar Tage oder Wochen ohne Schule, Fußballtraining oder Klavierstunden zu gönnen.
Nicht falsch verstehen: All diese Alltagsverpflichtungen machen sicherlich Spaß (oder sollten es zumindest). Aber genau wie wir Erwachsene, genießen es auch Kinder, mal eine Weile gar nichts machen zu „müssen“ und einfach in den Tag hinein leben zu können.
Reisen bildet – egal, wohin es geht
Wir haben es schon oft erwähnt, aber es wird immer wieder vergessen: Nicht nur Schulkinder, auch Kindergartenkinder und sogar Babys lernen unheimlich viel, wenn sie aus ihrem gewohnten Alltag herauskommen und neue Sinneseindrücke aufnehmen, andere Kulturen kennenlernen, andere Speisen zu sich nehmen, anderes Wetter auf ihrer Haut spüren und andere Dinge tun als zu Hause.
Schließlich bietet Urlaub oft auch die tolle Möglichkeit, neues auszuprobieren: Das kann der Abenteuerspielplatz oder ein Bastelnachmittag für die Kleinen sein, ein Angelausflug mit Papa oder Mama, eine gemeinsame Wanderung oder auch eine der vielen tollen Sportarten vom Reiten bis zum Wasserski, die man in vielen Ferienorten ganz unverbindlich testen kann.
Dabei muss ein Urlaub nicht notwendig im Ausland oder gar am anderen Ende der Welt stattfinden. Aber mal eine Weile woanders zu wohnen als im vertrauten Zuhause, das ist für Kinder unheimlich anregend. Schlafen kann man auch in einem Hotelbett oder auf der Isomatte, zum Frühstück muss es nicht immer Müsli geben und ein Spielplatz in Spanien sieht anders aus als der daheim.
Im Idealfall können wir unseren Kindern auf diese Weise schon eine grundlegende Weisheit mitgeben: Das, was sie von zu Hause als „normal“ kennen, ist nicht die einzige Art, wie man leben kann. Und es ist schon gar nicht automatisch die beste.
Genießt also euren nächsten Familienurlaub mit reinem Gewissen, egal wohin er euch führt!