Badesicherheit für KinderKinder vor dem Ertrinken schützen – die wichtigsten Fakten, Regeln und Tipps

Der Sommer kommt! Die Temperaturen steigen, die Sonne scheint und überall verlocken Badestellen zum Hineinspringen und Planschen. Besonders mit kleinen Kindern solltet ihr trotzdem immer ein paar grundlegende Sicherheitsregeln befolgen – damit der Badeausflug nicht zur Tragödie wird.

von KidsAway-Redaktion

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Trügerische Strandidylle? Ertrinken geht schnell! © Weltwunderer

Trügerische Strandidylle? Ertrinken geht schnell!

© Weltwunderer

Jedes Jahr dasselbe – mit Beginn der Badesaison gehen Nachrichten von ertrunkenen Kindern durch die Medien. Ertrinken ist bei Kleinkindern die zweithäufigste Todesursache nach Verkehrsunfällen. Noch erschreckender: Die Hälfte dieser Kinder ertrinkt, während ihre Eltern in unmittelbarer Nähe sind, in jedem zehnten Fall sieht ein Erwachsener sogar hin – und bemerkt nicht, was er da sieht.

Trotz Schwimmmeister, Schwimmhilfen und Schwimmunterricht in der Grundschule kommt es immer wieder zu tragischen Unfällen – meist aus Unachtsamkeit, aber auch, weil viele falsche Vorstellungen über den Vorgang des Ertrinkens haben.

 

Sieben Fakten über das Ertrinken

1. Kinder ertrinken auch in flachem Wasser.

Kleinkinder ertrinken tatsächlich bereits in der sprichwörtlichen Pfütze, weil sie wegen ihres verhältnismäßig großen Kopfes einen hohen Schwerpunkt haben. Einmal hingefallen und mit dem Gesicht unter Wasser geraten, können kleine Kinder dann nicht mehr ihre Beine unter den Körper ziehen und aufstehen, wie wir Großen es instinktiv tun.

Daher ertrinken jedes Jahr Kinder in Gartenteichen, kleinen Bächen und Regentonnen. Sichert alle Wasserstellen in eurer Umgebung peinlich genau ab und behaltet eure kleinen Kinder stets im Auge!

 

2. Schwimmhilfen schützen Nichtschwimmer nicht vor Ertrinken.

Es steht zwar auf jeder Schwimmflügelverpackung, aber viel zu viele Eltern verlassen sich auf die trügerische Sicherheit von aufblasbaren Schwimmhilfen. Kleine Kinder, die noch nicht schwimmen können, kippen in den allermeisten Schwimmhilfen aber einfach nach vorn oder hinten und können ihren (wie erinnern uns: verhältnismäßig schweren) Kopf nicht allein über Wasser halten. Nichtschwimmern fehlt im Wasser auch das nötige Körpergefühl, um sich mit Hilfe von Schwimmflügeln oder -ringen in der Balance zu halten. Schwimmsitze, die sich in den letzten Jahren zunehmender Beliebtheit erfreuen, sind bei einem Test der Stiftung Warentest krachend durchgefallen – dieses Spielzeug dürfen Kinder im Wasser wirklich nur benutzen, wenn Eltern direkt daneben stehen!

Die einzige sichere Hilfe, um einen Nichtschwimmer über Wasser zu halten, ist eine Rettungsweste mit einem unter den Beinen verlaufenden Sicherheitsband und breitem Kragen, die das Kind im Wasser in einer aufrechten Position hält.

 

3. Auch Kinder, die schwimmen können, ertrinken.

Kinder können auch in flachem Wasser ertrinken! © GordonGrand/Fotolia

Kinder können auch in flachem Wasser ertrinken!

© GordonGrand/Fotolia

Das sollte eigentlich logisch sein, sonst würden schließlich auch kaum Erwachsene ertrinken. Und Fakt ist: Es ertrinken jedes Jahr wesentlich mehr Erwachsene als Kinder.

Fürs Ertrinken gibt es neben dem Nicht-Schwimmen-Können viele Ursachen: Benommenheit, wenn man beim Toben mit dem Kopf aufgeschlagen ist, ein Stimmritzenkrampf, wenn Wasser in den Mund gespritzt ist oder schlichte Entkräftung, wenn Kinder sich überschätzen und zu lange im tiefen Wasser schwimmen. Im Meer kann im flachen Uferbereich der Brandungssog so stark sein, dass Kindern (und Erwachsenen!) die Füße weggezogen werden.

Es passiert auch immer wieder, dass Kinder aus der Wasserrutsche schießen oder vom Beckenrand springen, sich unter Wasser drehen und die Orientierung verlieren. Ein „Bauchklatscher“ beim Hineinspringen kann durch den Druck auf den Solarplexus einen Kreislaufschock auslösen und zur Ohnmacht führen.

 

4. Wer das Seepferdchen hat, ist nicht automatisch ein Schwimmer.

Ein Kind ist laut DLRG erst dann „wassersicher“ und kann unbeaufsichtigt baden gehen, wenn es:

  • sich unter Wasser genauso gut zurechtfindet wie über Wasser
  • eine Viertelstunde ohne Anhalten oder Hilfestellung im tiefen Wasser schwimmen kann
  • auf dem Rücken genauso gut schwimmt wie auf dem Bauch
  • mehrere Arten von Sprüngen beherrscht
  • nicht anhalten muss, wenn es Wasser geschluckt hat

Laut DLRG kann in Deutschland jedes zweite Kind auch mit zehn Jahren noch nicht sicher schwimmen!

 

5. Ertrinken geht schnell.

Ein Ertrinkender, dessen Kräfte zur Neige gehen, hält sich noch etwa 20 bis 60 Sekunden an der Wasseroberfläche, bevor er versinkt. Kleine Kinder sinken sofort unter Wasser und kommen auch nicht mehr nach oben. Wer so etwas beobachtet hat, ist immer erstaunt, wie still ein ertrinkendes Kind unter Wasser „sitzt“. Strenggenommen handelt es sich dabei auch nicht um Ertrinken, sondern Ersticken oder „trockenes Ertrinken“: Die Kinder haben einen Stimmritzenkrampf, der sie am Atmen hindert. Es gelangt kein Wasser in die Lunge.

Übrigens: Auch Erwachsene können „trocken ertrinken“, vor allem wenn sie zu viel gegessen haben (das stimmt also tatsächlich!), Alkohol getrunken haben oder vor dem Tauchen zu oft aus- und eingeatmet (hyperventiliert) haben.

 

6.Wer ertrinkt, schreit nicht.

Ertrinkende Kinder (und Erwachsene) rufen sehr selten um Hilfe. Das können sie gar nicht, denn der Körper ist in dieser Notfallsituation vollauf damit beschäftigt, Luft zu holen und eingeatmetes Wasser abzuhusten. Für Ausatmen, Einatmen und einen Hilferuf sind die Sekunden des Luftschnappens viel zu kurz.

Entsetzte Eltern bestätigen es immer wieder: Ertrinkende Kinder gehen unter „wie ein Stein“ und kommen nicht mehr nach oben. Besonders in trüben Naturgewässern zählt dann jede Sekunde!

7. Wer ertrinkt, winkt nicht um Hilfe und strampelt nicht.

Kleinere Kinder gehen einfach unter, aber auch ältere Kinder und Erwachsene, die schon schwimmen können, können sich in der Regel nicht bemerkbar machen: Wer nicht mehr schwimmt, sondern ertrinkt, lässt die Beine nach unten hängen und drückt die Arme instinktiv zur Seite aus, um sich über der Wasseroberfläche zu halten. Absichtlich winken kann man in dieser Lage nicht (mehr). Ohnehin setzt beim Ertrinken sehr schnell Panik ein, die jede gezielte Handlung unmöglich macht.

 

Wie sieht Ertrinken aus?

Wie nun aber bemerken, ob ein schwimmendes Kind gerade ertrinkt?

Am einfachsten: Sprecht es an und fragt, ob alles in Ordnung ist. Kann es antworten, ist alles okay. Wer gerade ertrinkt, sieht aus, als würde er Wasser treten, liegt dabei sehr tief im Wasser, hat einen glasigen Blick und eine beschleunigte Atmung.

Kinder machen immer Lärm, wenn sie im Wasser spielen. Sobald es still wird, sollte das euer Stichwort sein: Schaut nach, was los ist!

 

Elf Sicherheitsregeln fürs Baden

Kinder am Pool nie unbeaufsichtigt lassen! © Weltwunderer

Kinder am Pool nie unbeaufsichtigt lassen!

© Weltwunderer

Für Eltern gilt: Kinder müssen immer in eurer Sichtweite sein, kleine Kinder müssen in eurer Reichweite sein. Zum Ertrinken reichen schon 20 Sekunden aus – diese wertvolle Zeit verschwendet ihr mit jedem Meter, den ihr zusätzlich zum Kind laufen oder schwimmen müsst.

Verlasst euch nicht auf den Schwimmmeister oder die Strandwacht, lasst euch nicht durch Gespräche oder ein Buch ablenken. Auch wenn eure Kinder nicht im Wasser sind, müsst ihr wachsam bleiben – denn die meisten Badeunfälle passieren beim unbeabsichtigten Hineinfallen in Gewässer.

Diese elf goldenen Regeln sollte jedes Kind kennen, bevor euer Badeausflug beginnt:

  1. Im Beckenbereich darf nicht gerannt werden.
  2. Nicht heimlich ins Wasser gehen, ohne den Eltern Bescheid zu geben.
  3. Nichtschwimmer gehören ins Nichtschwimmerbecken.
  4. Wer nicht schwimmen kann, darf nur bis zum Bauch ins Wasser gehen.
  5. Nicht unter Rutschen und im Springerbereich aufhalten.
  6. Andere dürfen nicht untergetaucht werden, nicht ins Wasser gestoßen werden und nicht zu etwas gezwungen werden, was sie sich nicht trauen.
  7. Nur in tiefes Wasser springen – und nur, wenn man schwimmen kann!
  8. Keine Tauchversuche machen, wenn kein Erwachsener bewusst zuschaut (und auch dann brecht ihr Rekordversuche spätestens nach 15 Sekunden ab!)
  9. Altersbeschränkung und Sicherheitshinweise an Wasserrutschen werden beachtet: nicht zu schnell hintereinander rutschen und nur mit den Füßen voran! Den Bereich unter der Rutsche sofort verlassen!
  10. Wer friert, geht raus.
  11. Auch auf andere Kinder achtgeben!

 

Wenn es passiert ist

Habt ihr ein Kind beim Ertrinken bemerkt und aus dem Wasser geholt, wickelt es sofort in eine Decke ein, um seine Körpertemperatur aufrechtzuerhalten. Unterkühlung ist eine der Todesursachen beim Ertrinken, und das bereits ab einer Wassertemperatur unter 28 °C.

Auch wenn das Kind nicht bewusstlos war und „nur ein bisschen Wasser geschluckt hat“, geht sofort zu einem Arzt oder ins Krankenhaus; auch nach 48 Stunden kann Wasser in der Lunge noch zu schweren Lungenödemen führen!

Ist das Kind bewusstlos, bringt es in die stabile Seitenlage, kontrolliert, ob die Atemwege frei sind (oft wird beim Ertrinken erbrochen) und ruft sofort den Schwimmmeister und den Notarzt. Atmet das Kind nicht mehr, müsst ihr mit Mund-zu-Mund- oder (bei kleineren Kindern) Mund-zu-Nase-Beatmung und Herzdruckmassage beginnen – nicht aufhören, bis der Notarzt übernimmt! Das „lohnt“ sich immer, auch wenn es aussichtslos aussieht.

Was ihr NICHT tun solltet: Das Kind umdrehen oder schütteln, um Wasser aus der Lunge zu bekommen, denn das funktioniert nicht und verschwendet wertvolle Beatmungszeit.

 

Und zu guter Letzt: Wir wünschen euch natürlich einen warmen, sonnigen und und vor allem friedvollen Badesommer!


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