Passkontrolle!Ohne Pass kein Urlaub – Auch Neugeborene und Babys benötigen einen eigenen Reisepass
Jedes Jahr vergessen viele frisch gebackene Eltern im Trubel der Urlaubsvorbereitung, einen Reisepass für ihren Nachwuchs zu beantragen. Aber ohne Reisepass fürs Kind fällt der Auslandsurlaub ins Wasser.
von Kerstin
Passkontrolle
Fluggesellschaften verweigern Passagieren ohne gültiges Reisedokument die Mitnahme. Immer wieder berichten Zeitungen in den Sommermonaten von herzzerreißenden Szenen am Flughafen: Der lang ersehnte Urlaub platzt, weil das Baby keinen Pass hat. Hartgesottene Eltern sollen sogar laut einer Pressemeldung aus dem Jahr 2012 ihr passloses Baby am Flughafen zurückgelassen haben und allein in den Urlaub geflogen sein. Wer mit dem Auto innerhalb des Schengener Raumes unterwegs ist, wird meist problemlos ohne Kontrolle über die Grenzen kommen. Schwierig wird es aber, wenn ihr im EU-Ausland in eine Verkehrskontrolle kommt, in einen Unfall verwickelt seid oder mit eurem Kind ins Krankenhaus müsst und euer Kind kein Ausweisdokument bei sich führt. Abhängig vom familiären Reiseverhalten, dem Reiseziel und dem Alter eurer Kinder gibt es verschiedene Möglichkeiten: Für Babys und kleine Kinder, deren Aussehen sich ständig ändert, ist der Kinderreisepass wohl die beste Wahl. Denn er bietet als einziges Reisedokument die Möglichkeit der Aktualisierung der Daten. Sieht euer Kind dem Foto im Kinderreisepass nicht mehr ähnlich oder hat sich sogar noch die Augenfarbe geändert (bei Babys kommt das durchaus vor), dann könnt ihr diese Angaben im Kinderreisepass einfach ändern lassen. Wenn ihr euch vorwiegend im europäischen Raum bewegt, dann sollte der Kinderreisepass für eure Reisen ausreichend sein. Ohne Pass kein Einlass © KidsAway.deDie Qual der Wahl
Der Personalausweis ist für Babys und kleine Kinder ungeeignet. Denn er ist teurer als der Kinderreisepass, kann nicht aktualisiert werden und bietet nur eine eingeschränkte Reisefreiheit (er wird nur von Ländern des Schengener Raumes und der Türkei als Reisedokument akzeptiert). Für ältere Kinder, die fast 16 Jahre alt sind, ist er mitunter aber eine Option. Denn ab einem Alter von 16 Jahren ist ein Personalausweis Pflicht. Auf Wunsch wird der Personalausweis auch bereits für unter 16-jährige Kinder ausgestellt.
Euer Kind hat noch einen gültigen Kinderausweis? Super – denn noch gültige Kinderausweise behalten ihre Gültigkeit, wenn auch sie nicht mehr verlängert bzw. ausgestellt werden. Allerdings solltet ihr euch unbedingt vor Antritt eurer Reise erkundigen, ob euer Reiseziel zu den Ländern gehört, die Kinderausweise als Reisedokumente akzeptieren.
Anleitung: Wie beantragen wir einen Reisepass für unser Kind?
1. Informiert euch auf der Webseite des Auswärtigen Amtes oder bei eurem Reiseveranstalter über die Reisebestimmungen des jeweiligen Urlaubslandes. Dort ist auch aufgelistet, welche Reisedokumente akzeptiert werden.
2. Überprüft die Reisepässe aller mitreisenden Familienmitglieder auf Gültigkeit und Aktualität! Sieht euer Kind dem Lichtbild in seinem Kinderreisepass oder ePass nicht mehr ähnlich? Dann solltet ihr das Lichtbild aktualisieren (Kinderreisepass) oder rechtzeitig (!) einen neuen ePass für euer Kind beantragen. In manche Länder könnt ihr auch mit bereits abgelaufenem Pass einreisen. Auch diese Information findet ihr auf der Webseite des Auswärtigen Amtes.
3. Notwendige Unterlagen zusammenstellen: Für die Beantragung eines Passes beim örtlichen Bürgeramt müsst ihr diverse Unterlagen mitnehmen: Immer notwendig ist ein aktuelles Passfoto (für Babys und Kleinkinder gelten Sonderregelungen – das Passfoto muss für Kinder unter fünf Jahren nicht biometrisch sein), die Bearbeitungsgebühr und die Anwesenheit des Kindes. Wenn das erste Mal ein Pass beantragt wird, muss die Geburtsurkunde mit. Besitzt euer Kind bereits ein Ausweisdokument, dann müsst ihr dieses auch auf dem Bürgeramt vorlegen. Habt ihr das alleinige Sorgerecht, so darf ein aktueller Sorgerechtsnachweis nicht fehlen. Und kann nur ein Elternteil mit dem Kind zum Bürgeramt gehen, geht es nicht ohne schriftliche Einverständniserklärung des anderen.
4. Vereinbart einen Termin auf dem Bürgeramt. Niemand möchte mit Baby oder Kleinkind eine Nummer ziehen und stundenlang auf dem Bürgeramt sitzen. Um lange Wartezeiten, insbesondere vor den Schulferien, zu vermeiden, könnt ihr in vielen Städten und Gemeinden für euren Besuch beim Bürgerbüro einen Termin online (auf der Website des Ortes) oder telefonisch unter der national einheitlichen Behörden-Rufnummer 115 vereinbaren.
5. Pass abholen: Den Kinderreisepass könnt ihr normalerweise sofort mitnehmen. Der ePass wird in der Bundesdruckerei in Berlin angefertigt und kann meist nach etwa drei bis vier Wochen beim örtlichen Bürgeramt abgeholt werden. Wer den Pass für das Kind nicht selbst abholen kann oder will, kann bei Beantragung angeben, wer den Pass abholen wird. Das kann auch die Oma sein. Bei Abholung muss sich diese Person ausweisen und benötigt zusätzlich eine formlose schriftliche Vollmacht.
Und wenn es schnell gehen muss?
Hier sind unsere Tipps für euch, wenn es einmal sehr schnell gehen muss:
1. Wartet keinen Moment länger! Ruft beim örtlichen Bürgeramt an und schildert euer Problem. Vereinbart nach Möglichkeit einen Termin. Wenn das nicht möglich ist, seid die allerersten, die morgens beim Bürgeramt vor der Tür stehen.
2. Stellt sicher, dass ihr wirklich alle benötigten Unterlagen, Personen (!) oder entsprechende Vollmachten dabei habt, wenn ihr zum Bürgeramt geht. Ohne aktuelles Passfoto eures Kindes geht zum Beispiel nichts.
3. Der Kinderreisepass wird euch normalerweise sofort ausgehändigt. Verlasst euch aber nicht darauf! Es gibt immer wieder Fälle, wo dies nicht möglich ist und es zu einigen Tagen Wartezeit kommt.
4. Wer schnell einen elektronischen Reisepass benötigt, muss tief in die Tasche greifen: Gegen eine zusätzliche Gebühr von 32 Euro kann der Express-Service genutzt werden. Der reguläre ePass wird im Eilverfahren innerhalb von zwei Werktagen (ohne Feiertage und Wochenende) an euer Bürgerbüro geliefert, vorausgesetzt, eure Antragsunterlagen sind vollständig und eure Bestellung geht bis 12:00 Uhr bei der Bundesdruckerei ein. Aber Achtung: Je nach Bürgerbüro variiert der Annahmeschluss für die Antragsunterlagen für den Expresspass – oft müssen die Unterlagen bereits bis um 10:00 Uhr im Daten-System auf dem Amt eingegeben sein, damit sie noch rechtzeitig zur Bundesdruckerei übertragen werden können. Darüber hinaus empfiehlt es sich, einen weiteren Zeitpuffer für etwaige Wartezeiten auf dem Amt einzuplanen. Also: Geht so früh wie möglich zum Bürgerbüro!
Von Antragsstellung bis Aushändigung des ePasses kann es im ungünstigsten Fall bis zu vier Werktage dauern.