Buchrezension„Die Freude am Gleiten“ von Birgit und Michael Oberhuber

Familie Oberhuber macht es wie viele andere: Sie bringen ihren Kindern selbst das Skifahren bei. Der Unterschied: Sie arbeiten als Skilehrer und wissen daher am besten, wie man Kindern auf die Bretter hilft. Wir haben nachgelesen.

von KidsAway-Redaktion


"Die Freude am Gleiten" - für Kinder und Eltern © moonfrg edition

"Die Freude am Gleiten" - für Kinder und Eltern

© moonfrg edition

Skifahren lernt man am besten in der Skischule, ist doch klar. Tatsächlich? Die meisten Skischulen nehmen Kinder erst ab vier Jahren an; in manchen Skigebieten gibt es gar keine Skischulen, in der Hauptsaison sind die Angebote oft ausgebucht, die Skilehrer sprechen die Sprache des Kindes nicht oder es ist schlichtweg zu schüchtern, um sich dieser Situation zu stellen.

Vielleicht wohnt ihr aber auch in der Nähe eines Skigebiets oder wollt schlicht das Geld für den Skikurs sparen – was ebenfalls völlig legitime Gründe sind, seinen Kindern das Skifahren selbst beizubringen.

Michael und Birgit Oberhuber haben es nicht anders gemacht, ihre Töchter standen bereits mit eineinhalb Jahren auf den Brettern. Die beiden ausgebildeten Skilehrer argumentieren in ihrem Buch nicht prinzipiell gegen Skikurse für Kinder (das wäre ja auch schön dumm von ihnen). Aber sie ermutigen Eltern, dass es gar nicht schwierig ist, ihren Kindern selbst die nötigen Grundlagen für erste Schwünge und gemeinsame Abfahrten beizubringen. Und: Als „Profis“ zeigen sie auch die Unterschiede bzw. die Vor- und Nachteile beider Lernformen auf.

So kann man den „Privatunterricht“ seiner Kinder mit ganz anderen Techniken beginnen und die Kleinen viel schneller fahrtauglich machen als ein Skilehrer, der sechs bis zehn Kinder gleichzeitig beaufsichtigen muss und daher zunächst Sicherheitstechniken wie Laufen, bergauf Steigen und Bremsen vermittelt. In der Eins-zu-eins-Betreuung kann das Kind die ersten Versuche sicher und geborgen zwischen den Beinen der Eltern machen und entwickelt so viel schneller ein sicheres Gefühl für das Gleiten und Kurvenfahren.

Das wichtigste Argument pro Selbstlernen ist denn auch: Ein Kind, das „nach Gefühl“ das Kurvenfahren und Abbremsen aus dem Schwung heraus lernt, muss nicht den Sicherheits-Umweg über den Schneepflug machen; den man ihm anschließend wieder mühsam abtrainieren muss, um das Umsteigen und Einkanten zu vermitteln.

Alle Eltern, die ihren Kindern das Skifahren selbst beibringen wollen, bekommen mit dem praktischen Büchlein der Oberhubers einen wertvollen Ratgeber an die Hand. Auf knapp 90 Seiten sind alle notwendigen Informationen anschaulich, übersichtlich und mit vielen Privatfotos illustriert versammelt:

Welches Alter ist das beste zum Starten?

Wie bringe ich meinem Kind das Bremsen bei?

Welche Ski kauft man für den Anfang am besten?

Ist ein Helm für Anfänger nötig?

Wo machen wir am besten die ersten Schritte bzw. Schwünge?

Wie fahre ich gemeinsam mit meinem Kind Lift?

Wie kann ich mein Kind fördern, wenn es die Grundlagen bereits beherrscht?

Wie gehen wir mit Lernfrust und Ärger um?

Familie Oberhuber mit ihren zwei jüngeren Töchtern © moonfrog edition

Familie Oberhuber mit ihren zwei jüngeren Töchtern

© moonfrog edition

Das Buch ist in neun knapp formulierte Kapitel unterteilt, die Eltern Schritt für Schritt von der Ausrüstung über das Skigebiet und geeignete Aufstiegshilfen bis zur Methodik und konkreten Techniken und Übungen anleiten. Der wichtigste Hinweis der Autoren: Eltern müssen keine superguten Skifahrer sein, um ihren Kindern die Grundtechniken beizubringen; es genügt, einigermaßen sicher fahren zu können. Technikfehler übertragen sich nicht automatisch auf den Nachwuchs, keine Angst!

Mit ausführlichen Schritt-für-Schritt-Anleitungen erklären die Autoren, wie Eltern ihren Kindern die wichtigsten Bewegungen vermitteln – vom korrekten Gleiten zwischen den Beinen (das sogenannte „Känguru-Fahren“) über das Halten an den Unterarmen bis zum abgesicherten Fahren am Seil oder Ziehgurt (der anfangs auch die Bremsvorgänge übernimmt). Wie man einen „Zauberteppich“ richtig benutzt und wo man einen findet, wird ebenfalls beschrieben.

Auch die „Fortgeschrittenen“ finden in diesem Buch noch wertvolle Anregungen, wie etwa das Training mit Schanzen, das Fahren in verschiedenen Geländeformen und im Tiefschnee. Auch Hinweise, wie man eine passende Skischule für den Nachwuchs findet, sind aufgelistet. Schließlich zeigen die Autoren, dass man den Spaß am Gleiten auch mit anderen Sportgeräten genießen kann – denn nicht jede Familie hat ein Skigebiet vor der Haustür liegen, und im Sommer will man ja nicht aus der Form geraten.

Neben Fahrtechnik, Kauftipps für Skiausrüstung und Hilfsmittel und anderen praktischen Hinweisen bietet „Die Freude am Gleiten“ aber auch einen Schatz an Hintergrundwissen und psychologischen Tricks, die von den erfahrenen Skilehrern und Eltern auf Erfolg getestet sind. So erfahren wir in Extra-Kästen neben den Kapiteln auch, was Birgit und Michael Oberhuber von Belohnungen in Gummibärchenform halten (Daumen hoch),  wie man seinen aufgeregten Anfänger vor dem Ausflug an den Hang einstimmt oder wie man Frustration und Erschöpfung vermeidet.

Ein kleiner Skiprofi © moonfrog edition

Ein kleiner Skiprofi

© moonfrog edition

Das wichtigste beim Skifahren lernen ist es, den Kindern Spaß an der Bewegung zu vermitteln.

Wenn die Eltern Freude am Gleiten haben, dann werden sie das ihren Kindern sicher gern zeigen – und zwar mit Erfolg, da sind sich Birgit und Michael Oberhuber sicher.

Die Autoren: Birgit Oberhuber hat Sozialarbeit studiert und ein Sport-Reiseunternehmen geführt. Neben ihrer Tätigkeit als Kinderskilehrerin ist sie zertifizierte PEKiP-Gruppenleiterin und leitet Eltern-Kind-Turngruppen. Michael Oberhuber, Doktor der Informatik, ist Skifahrer mit Leib und Seele und war einer der ersten Telemark-Instruktoren Deutschlands. Er hat besondere Freude daran, herkömmliche Methoden zu hinterfragen und seine eigenen Fähigkeiten zu vertrauen.

 

Das Buch:

„Die Freude am Gleiten. Ein Buch für Eltern“, 96 Seiten mit 140 Farbfotos, broschiert, erschienen 2012 bei moonfrog edition, ISBN 978-3-9815-531-0-9, erhältlich bei Amazon für 14,95 Euro.


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Kommentar als Gast schreibenKommentar (1)

  • das Buch klingt super interessant. Vielend dank für die Rezension.

    Antworten | 16. Dezember 2013

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