Fliegen in der SchwangerschaftSchwanger fliegen – was ihr beachten müsst

Ihr erwartet ein Baby? Glückwunsch! Nun kommt eine Menge Verantwortung auf euch zu – angefangen damit, welchen Belastungen ihr euch in der Schwangerschaft aussetzen könnt und wollt. Ob ihr schwanger fliegen dürft, solltet und könnt, zeigt euch unser Faktencheck.

von KidsAway-Redaktion


Reisen in der Schwangerschaft sind kein Problem - gern auch mit dem Flugzeug! © pf30 - Fotolia.com

Reisen in der Schwangerschaft sind kein Problem - gern auch mit dem Flugzeug!

© pf30 - Fotolia.com

Eins vorweg: Eine Schwangerschaft ist keine Krankheit, viele Schwangere erleben diese Zeit fast ohne Einschränkungen und mit viel Freude. Zum normalen Leben gehören natürlich auch der Erholungsurlaub vor der anstrengenden Babyzeit oder die letzte große Reise vor dem Familienzuwachs.

Wer darf wann fliegen?

Frauenärzte haben gegen Flugreisen in der Schwangerschaft grundsätzlich nichts einzuwenden – solange einige wichtige Bedingungen erfüllt sind:

  • keine Mehrlingsschwangerschaft
  • keine bestehenden Herz- Kreislauf-Krankheiten
  • keine Blutarmut
  • keine Gerinnungsstörungen (Neigung zu schnellem Bluten)
  • keine vorangegangenen Früh- oder Fehlgeburten
  • Höchstalter 35 Jahre (wegen des Thromboserisikos)
  • Keine Flugangst

 

Im ersten Schwangerschaftsdrittel („Trimester“) sehen es Ärzte nicht so gern, wenn ihr fliegt. Das Risiko eines Abgangs ist jetzt statistisch sowieso am höchsten und sollte nicht durch den Stress einer Flugreise weiter gesteigert werden. Außerdem entwickeln sich in dieser Zeit die Organe des Embryos und sind anfällig für schädliche Umwelteinflüsse, die zu Fehlbildungen führen können; ganz zu schweigen von der Schwangerschaftsübelkeit und den durcheinandergewirbelten Gefühlen, unter der viele Frauen in den ersten drei Monaten leiden.

Besser und entspannter reisen die meisten Schwangeren im zweiten Trimester – die Entwicklung des Fötus ist dann fast abgeschlossen und weniger durch äußere Einflüsse gefährdet. Die Übelkeit lässt nach, man gewöhnt sich an den veränderten Hormonhaushalt und der Bauch ist noch nicht so groß, dass er stört.

Im letzten Schwangerschaftsdrittel ist der Bauch schließlich so groß, dass er im Alltag eine Einschränkung darstellt; dazu kommen Wassereinlagerungen, ein generell stark belastetes Herz-Kreislauf-System, Kurzatmigkeit und die zunehmende Wahrscheinlichkeit von Wehen und einer Geburt.

Die International Air Transport Association (IATA), an deren Vorgaben sich die meisten Airlines orientieren, rät von Flügen nach der 36. Schwangerschaftswoche (SSW) ab; Frauen, die später fliegen wollen, müssen ihre Flugtauglichkeit beweisen. Die meisten Ärzte blicken zwar kritisch, wenn ihr in den letzten Schwangerschaftsmonaten ein Flugtauglichkeitsattest von ihnen wollt – aber die Entscheidung liegt bei euch!

 

Welche Airline nimmt mich mit?

Die Airlines gehen allerdings auf Nummer sicher und nehmen Schwangere spätestens vier Wochen vor dem Entbindungstermin gar nicht mehr mit, um Geburten und medizinische Notfälle an Bord zu vermeiden. (Bei einigen Airlines könnt ihr nach der 36. SSW oder bei einer komplizierten Schwangerschaft im „Medical Operation Center“ oder der „Medical Clearing Unit“ eine Ausnahmegenehmigung beantragen. Dafür benötigt ihr ein ärztliches Attest, das zum Zeitpunkt des Abflugs höchstens drei Tage alt sein darf.)

Diese Airlines nehmen euch ohne Umstände bis zur 36. SSW mit (die Aufzählung ist natürlich nicht vollständig): Lufthansa, Airberlin, Condor, Germanwings, American Airlines, Air France.

Emirates befördert euch zwar bis zur 36. SSW, ihr müsst aber ab der 29. SSW ein Attest vorweisen können. Ryanair verlangt ein „Fit to fly“-Attest schon ab der 28. SSW und nimmt euch dann bis zur 36. SSW mit, British Airways möchte ebenfalls ab der 28. SSW ein Attest sehen.

Easyjet befördert Schwangere generell nur bis zur 35. SSW.

Werdende Mehrlingsmütter werden noch vorsichtiger behandelt: Sie dürfen bei Lufthansa nur bis zur 28. SSW mitfliegen, bei Ryanair, Easyjet und bei Emirates bis zur 32. SSW (plus natürlich das Attest).

Wollt oder müsst ihr im letzten Schwangerschaftsdrittel fliegen, dann prüft vor der Buchung die Regelungen der Airline. Die maximal zugelassene Schwangerschaftswoche dürft ihr auch bei der Rückreise noch nicht überschritten haben – sonst verweigert man euch unter Umständen das Einsteigen. Packt euren Mutterpass und, falls notwendig, das ärztliche Attest ein und nehmt diese Dokumente vorsichtshalber zusätzlich in Kopie mit. Schließlich wollt ihr nicht wegen der verlorenen Tasche mit den Reisepapieren in Goa entbinden müssen!

 

Erfahrungsbericht… und wenn man einfach nichts sagt?

Wer seine Spätschwangerschaft verschweigt, um trotzdem mitzufliegen zu können, und dann medizinische Probleme bekommt, muss unter Umständen für die Kosten haften, die durch Zwischenlandungen oder andere Mehraufwendungen entstehen. Autsch!

 

Einreisebestimmungen

In einigen Staaten kann euch unter Umständen als Schwangere die Einreise verweigert werden, um „Staatsangehörigkeits-Tourismus“ vorzubeugen: In den USA erhält zum Beispiel jedes geborene Kind automatisch die amerikanische Staatsangehörigkeit, deshalb sind die Immigration-Beamten bei ausländischen (Hoch-)Schwangeren eventuell streng. In Singapur müsst ihr schon ab dem sechsten Schwangerschaftsmonat ein ärztliches Attest und einen „Social Visit Pass“ eures Konsulats vorlegen, um einreisen zu dürfen, Malaysia lässt Schwangere ab dem sechsten Monat überhaupt nicht mehr ins Land (ein Transit-Aufenthalt ist für maximal drei Tage erlaubt).

 

Was Schwangere wissen und bedenken sollten

Den Mutterpass sollte jede Schwangere immer dabei haben - auch im Flugzeug © *Sindy* - Fotolia.com

Den Mutterpass sollte jede Schwangere immer dabei haben - auch im Flugzeug

© *Sindy* - Fotolia.com

Nur selten wird der Frauenarzt euch klar empfehlen oder verbieten, in ein bestimmtes Land zu reisen oder generell zu fliegen. Das bedeutet nicht, dass ihr keinen ärztlichen Rat einholen solltet – im Gegenteil, das solltet ihr auf jeden Fall tun! –, aber die meisten Schwangeren müssen die Risiken einer Flugreise selbst gegen den persönlichen Nutzen abwägen.

Damit ihr eine fundierte Entscheidung treffen könnt, solltet ihr einige Fakten kennen.

 

Körperliche Belastungen: Herz-Kreislauf-System

Je länger der Flug ist, desto anstrengender ist er für den Körper; erst recht, wenn ihr bereits ein Kind dabei habt. Bevor ihr euch für ein Urlaubsziel in der Ferne entscheidet, bedenkt bitte die folgenden Punkte:

Euer Herz-Kreislauf-System ist zusätzlich belastet, da es den Embryo und die Plazenta mitversorgen muss; ein Langstreckenflug mit langem Sitzen, das die Blutzirkulation im Becken behindert, bedeutet eine weitere Belastung. Mit zunehmendem Bauchumfang wird es auch immer unbequemer, in den Economy-Sitzreihen zu fliegen.

Da sich in der Schwangerschaft das Blutgerinnungssystem verändert, besteht eine erhöhte Thromboseneigung. Ein Langstreckenflug stellt auch hierfür einen zusätzlichen Belastungsfaktor dar. Werdenden Müttern wird von Reisemedizinern daher generell ein mittleres Thromboserisiko attestiert. Abhängig von eurer generellen Thromboseneigung wird der Frauenarzt euch zu Thrombosestrümpfen der Klasse 1 oder 2 (wenn ihr bereits Krampfadern habt) raten, einige Ärzte empfehlen zusätzlich vorbeugende Medikamente wie Heparin-Spritzen.

 

Sauerstoffversorgung und Druckausgleich

Die Lunge wird während der Schwangerschaft ebenfalls stärker beansprucht. Der Grund: Der Luftdruck ist in 9.000 bis 12.000 Metern Flughöhe für den Menschen zu niedrig, weshalb in der Flugzeugkabine ein künstlich erhöhter Luftdruck erzeugt wird. Der entspricht aber nicht dem gewohnten Wert am Boden, sondern eher einer Höhe von etwa 2.500 Metern.

Genau wie auf einem hohen Berg ist dann weniger Sauerstoff in der Luft, was der Körper normalerweise mit einer höheren Herzfrequenz ausgleicht. Da Schwangere zusätzlich die Gebärmutter und den Fötus mit Sauerstoff versorgen müssen und wegen des wachsenden Babybauchs flacher atmen, könnte (!) die Sauerstoffversorgung des Embryos in der Flugzeugkabine unter den optimalen Wert sinken.

Renate Huch, Professorin an der Klinik für Geburtshilfe der Universität Zürich, hat jedoch in wissenschaftlichen Studien gezeigt, dass Schwangere und Bauchbabys genauso mit dem Druckunterschied umgehen wie andere Menschen. Bei Notfällen, bei denen es zu plötzlichem Druckabfall in der Kabine kommt, seid ihr mit den herabfallenden Sauerstoffmasken als Schwangere genauso sicher wie die anderen Passagiere. In modernen Verkehrsflugzeugen treten solche Unfälle ohnehin extrem selten auf.

Einschränkungen gelten allerdings für Risikoschwangerschaften: Wenn die Sauerstoffversorgung des Embryos generell Grund zur Sorge gibt, sollte die werdende Mutter besser nicht fliegen.

(Dass ihr mit Babybauch nicht in Kleinflugzeuge ohne Druckausgleich steigen solltet, ist klar, oder?)

 

Mehr Flugtipps für Schwangere

  • nicht ohne eine Reiserücktrittsversicherung und eine Auslandskrankenversicherung fliegen
  • prüfen, ob die Versicherung die Kosten durch eine Schwangerschaft oder Geburt im Ausland übernimmt
  • viel trinken, um Thrombose und geschwollenen Füßen vorzubeugen
  • nicht hungern, evtl. beim Flugpersonal um einen Snack bitten, um Übelkeit zu vermeiden
  • Sitzplätze am Mittelgang oder in der ersten Reihe buchen für genug Beinfreiheit
  • Sitzplätze in der Nähe der Toiletten buchen
  • während des Fluges Kompressionsstrümpfe Klasse 1 oder 2 tragen (keine Strumpfhosen, die können Pilzinfektionen verursachen!); noch vor dem Aufstehen im Bett anziehen und während des ganzen Fluges tragen
  • bequeme Schuhe tragen, aber nicht ausziehen (die Füße schwellen während des Fluges an, danach passen die Schuhe vielleicht nicht mehr)
  • Kreislauf in Schwung halten: im Gang auf- und abgehen, Dehnungsübungen der Waden und Fußgelenke machen
  • nur fliegen, wenn eine gute medizinische Versorgung am Zielort gewährleistet ist
  • immer den Mutterpass mitnehmen, am besten mit einer Kopie

 

Eventuelle Notfälle

Das Risiko einer plötzlichen Blutung oder vorzeitiger Wehen kann schließlich bei keiner Schwangeren komplett ausgeschlossen werden. Kommt es auf dem Hinflug oder während des Urlaubs zu Komplikationen, wird ein Rücktransport unter Umständen zu gefährlich; wählt also nur Reiseziele aus, die ein akzeptables Gesundheitssystem bieten und wo ihr im allergrößten Notfall auch entbinden könntet.

Ein anderes Problem, das ihr vielleicht bereits von euren anderen Kindern kennt, ist der Beckengurt, mit dem sich alle Passagiere anschnallen müssen. Genau wie im Auto wird das Anschnallen mit wachsendem Bauch nicht nur unbequem, sondern es kann auch das Ungeborene im Bauch gefährden: Damit der Gurt bei einem Aufprall nicht in den Bauchraum einschneidet (und dabei das Baby oder die Plazenta schwer verletzt), muss er so weit unten wie möglich geführt werden.

Ist der Bauch noch nicht allzu groß, könnt ihr euch auf ein kleines Kissen setzen, dann verläuft der Beckengurt automatisch tiefer und verrutscht nicht. Spezielle Gurtadapter, bei denen ein Gurtführungsband an einer Sitzauflage angebracht ist, erleichtern die optimale Gurtführung.

 

Strahlungsbelastung – gefährlich oder nicht?

Genießt eure Schwangerschaft - und reist, wohin ihr wollt! © Andres Rodriguez - Fotolia.com

Genießt eure Schwangerschaft - und reist, wohin ihr wollt!

© Andres Rodriguez - Fotolia.com

Lange Zeit stark umstritten war die Frage, welcher Strahlungsbelastung sich Schwangere  im Flugzeug aussetzen können und sollten. Hintergrund: Im Flugzeug ist man einem gewissen Maß an Höhenstrahlung ausgesetzt; die Dosis ist auf jedem Flug unterschiedlich, sie schwankt mit der Intensität des Sonnenwindes, steigt mit der Flughöhe und sinkt mit der Nähe zum Äquator.

Auf einem Flug von München nach San Francisco nimmt der Körper etwa 70 Mikrosievert an Strahlung auf; geht es stattdessen nach Sao Paulo (das weiter südlich liegt), sind es unter 35 Mikrosievert. Ein Kurztrip von Frankfurt nach Palma de Mallorca belastet den Körper dagegen nur mit 3 Mikrosievert Höhenstrahlung.

Was diese Werte besagen, ist allerdings unklar: Es gibt keine Studien, wie die Höhenstrahlung auf den Körper wirkt. Generell wird davon ausgegangen, dass Embryos in der Frühschwangerschaft eher geschädigt werden können. Viele Fluggesellschaften versetzen schwangere Flugbegleiterinnen vorsichtshalber sofort zum Bodenpersonal.

Muss sich jetzt jede Frau zum vorsorglichen Schwangerschaftstest vor jedem Flug verpflichtet fühlen? Schließlich muss bei einer ganz ähnlichen Strahlenbelastung, dem Röntgen, eine Schwangerschaft per Unterschrift ausgeschlossen werden, und auch ein Glas Wein kann einen Fötus schädigen.

Expertin Renate Huch rät zur Entspannung: Jeder Deutsche ist einer natürlichen Strahlenbelastung von etwa 2.500 Mikrosievert pro Jahr ausgesetzt. Künstliche Strahlenquellen wie Röntgenuntersuchungen, Kernkraftwerke, Rauchen oder austretendes Radon (ein radioaktives Edelgas) in Gebäuden fügen noch einmal so viel hinzu, außerdem schwankt die Strahlenbelastung je nach Ort: Im Schwarzwald, der Oberpfalz, aber auch in einigen Gegenden Indiens oder Brasiliens ist sie noch viel höher.

Sicher ist: Je weniger ihr fliegt, desto geringer ist die Strahlenbelastung. Aber ein oder zwei Flüge während der Schwangerschaft fügen dem Strahlenkonto nicht viel hinzu, besonders nicht, wenn man ohnehin in einer sehr strahlungsstarken Gegend lebt. Ob ihr das unter „das fällt ja kaum ins Gewicht“ abtut oder eher argumentiert, dass jedes Mikrosievert für den Embryo eines zu viel sein könnte, müsst ihr als Schwangere selbst entscheiden.

ErfahrungsberichtKeine Angst vor Röntgenstrahlen

Die Metalldetektoren, durch die jeder Fluggast am Security Check gehen muss, senden ebenfalls eine elektromagnetische Strahlung aus. Die ist aber so niedrig, dass sie für alle Menschen als unbedenklich gilt. Auch die Handdetektoren sind nicht gefährlich. Keines dieser Geräte sendet Röntgenstrahlen aus, wie oft behauptet wird – damit untersuchen die Flughäfen nur das Gepäck.


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Kommentar als Gast schreibenKommentare (4)

  • Diana

    Was wird denn alles gecheckt, wenn man einen Flugtauglichkeitsattest benötigt?

    Antworten | 31. Mai 2013
  • Ich bin, beruflich bedingt, während meiner Schwangerschaft bis zur 34 Woche fast wöchentlich Kurzstrecke geflogen – obwohl ich schon über 35 war. Mein Arzt hatte diesbezüglich keine Bedenken – er meinte sogar, wenn ich die selbe Strecke mit dem Auto zurücklegen würde, wäre es viel belastender und die Thrombosegefahr wäre höher. Ich hatte keinerlei Probleme.

    Ein Tipp noch: Die Hungerattacken sollte man nicht unterschätzen – aber das Flugpersonal hat gerade auf Flugstrecken auch nicht immer den passenden Snack dabei. Lieber selber eine Notration einpacken!

    Antworten | 8. Mai 2013
    • Danke für den Hinweis, Antje! Bei Kurzstrecken sind die Airlines (und Ärzte) sicherlich kulanter, denke ich. Da ist man ja im Notfall schnell wieder „unten“ 🙂

      Antworten | 10. Mai 2013

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