Fliegen mit Baby Business Class mit Kindern

Vielflieger erzählen sich gern Horrorgeschichten von dauerschreienden Babys im Flugzeug – und dann auch noch Kinder in der Business Class? Wir finden: Klar! Was ihr wissen müsst, wenn ihr bequem fliegen wollt.

von KidsAway-Redaktion


Familienurlaub mit Business-Class-Tickets: perfekt! © pressmaster - Fotolia.com

Familienurlaub mit Business-Class-Tickets: perfekt!

© pressmaster - Fotolia.com

Beförderungsklassen: Wer fliegt wie?

Die meisten Airlines verkaufen Flugtickets in drei oder vier verschiedenen Service- oder Sitzklassen (auch: Beförderungsklassen).

1) Economy: die „Holzklasse“ oder „Touristenklasse“ mit dem geringsten Sitzabstand, dem geringsten Service, aber auch den niedrigsten Preisen macht den Großteil der Sitze in einem Flugzeug aus.

2) Premium Economy: eine relative neue Entwicklung ist diese “Zwischenklasse”, die Economy-Passagieren für einen Aufpreis einen Tick mehr Luxus verspricht. Statt des üblichen Sitzabstands von etwa 80 cm sind es hier 110 cm, teilweise sogar noch mehr. Einige Airlines bieten in dieser Klasse auch breitere Sitze an, die sich weiter nach hinten legen lassen. Dazu kommen mehr Freigepäck, ein bevorzugter Check-in und vielleicht sogar der Zugang zur Lounge am Flughafen. Ein guter Rat: Wer auf Langstreckenflügen nur für einen Teil des Fluges Premium Economy bucht, kann unter Umständen auch auf den weiteren Teilstrecken die höhere Gepäckmenge in Anspruch nehmen.

Aber Vorsicht: Während die Premium-Economy-Tickets bei Linienfliegern ihren Aufpreis oft durchaus wert sind, handelt es sich bei den Angeboten der Ferienflieger oft um Mogelpackungen, warnt die Zeitschrift Clever reisen! in Ausgabe 04/2011. Einzig Condor bekam ein Lob von den Testern.

3) Business Class: Diese Beförderungsklasse ist tatsächlich speziell für Geschäftsreisende vorgesehen und auf deren Bedürfnisse ausgerichtet: Die Passagiere sollen ausgeruht am Ziel ankommen und unterwegs arbeiten können. Dafür sind die Sitzabstände wesentlich größer (1,50 m bei Lufthansa), die Sitze sind viel bequemer und können auf Langstreckenflügen oft in eine Liege umgewandelt werden, auf der es sich fast wie in einem Bett schlafen lässt. Für einen wesentlich höheren Ticketpreis genießen sie mehr Serviceleistungen und eine größere Auswahl an Speisen und Getränken, können an speziellen Schaltern einchecken und in der Lounge auf das Boarding warten. Nach der Ankunft erhalten sie ihr Gepäck vor den Passagieren der Economy Class („Priority Baggage“).

Achtung: Bei Inlandsflügen ist das Luxus-Level häufig viel niedriger; von der Economy Class sind die Geschäftsreisenden dann oft nur durch einen Vorhang in der Kabine getrennt und der Sitzkomfort in beiden Klassen unterscheidet sich nur unwesentlich.

4) First Class: Die „Erste Klasse“ findet man nur auf Langstreckenflügen in Großflugzeugen wie der Boeing 747, dem Airbus A340 und natürlich dem A380. Hier gibt es alle Service- und Komfortleistungen der Business Class und noch einige Extras: Der Abstand zwischen den Ledersitzen beträgt bei Lufthansa über zwei Meter, in jeder Reihe gibt es nur vier Sitze, die oft in einer V-Form angeordnet sind.

Tipp: Auf Inlandsflügen in den USA gibt es oft keine Business Class. Habt ihr ein Business-Class-Ticket, werdet ihr dann auf einem inneramerikanischen Anschlussflug in die First Class gebucht.

 

Business Class mit Kindern – warum?

Hinter dem Vorhang wartet der Luxus... © pio3 - Fotolia.com

Hinter dem Vorhang wartet der Luxus...

© pio3 - Fotolia.com

Fliegen mit Kindern ist anstrengend, kein Zweifel. Dazu tragen enge Sitzabstände, unbequeme Schlafpositionen, fades Essen und langes Warten beim Einchecken nicht unwesentlich bei. Warum sollten Eltern, die sich die Mehrkosten leisten können, nicht ebenfalls die Vorteile der Business Class in Anspruch nehmen können?

Die Vorteile der Business Class für Familien sind eindeutig:

  • höhere Freigepäckmengen
  • geringere Aufpreise für Übergepäck oder Sperrgut
  • Abfertigung an gesonderten Check-in-Schaltern mit bevorzugter Behandlung
  • kostenfreier Zugang zu Lounges oder Verzehrgutscheine für die Flughafen-Gastronomie
  • bevorzugtes Einsteigen („Priority Boarding“)
  • mehr Flugbegleiter pro Passagier ermöglichen intensivere Betreuung der Fluggäste
  • höherwertiges Essen mit einzeln servierten Gängen
  • Bevorzugte Gepäckrückgabe am Zielort

Kinder sind in der Business Class übrigens durchaus „vorgesehen“: Lufthansa bietet kleinen VIP-Passagieren Spielzeug-Sets, in denen auch eine Kinderzahnbürste, Ohrstöpsel und Anti-Rutsch-Socken enthalten sind; einige Fluggesellschaften, etwa Air New Zealand, bieten sogar spezielle „Kids Zones” in ihren Business-Class-Lounges.

 

Das A und O: mehr Platz

Das wichtigste Kriterium, das viele Business-Class-Eltern vorbringen, ist das größere Platzangebot in dieser Beförderungsklasse. Nicht nur Erwachsene fühlen sich wohler, wenn sie nicht auf engstem Raum mit Fremden zusammengepfercht fliegen müssen. Die Sitze sind lang und breit genug, dass Eltern hier auch gemeinsam mit ihren Kindern sitzen, vorlesen und kuscheln können.

Sollen Kinder den größten Teil eines Fluges verschlafen, werden sie das auf den bequemen Sitzen in der Business Class wesentlich besser tun können – auf Langstrecken lassen sich viele dieser Sitze komplett flach legen. Diese „Sky Beds“ haben außerdem den Vorteil, dass sie ausgeklappt nicht den hinter ihnen sitzenden Passagier behindern.

Und auch in einer weiteren Beziehung kann die Business Class für Eltern ein Segen sein: Habt ihr schon mal versucht, euer Kind in einer Flugzeugtoilette der Economy Class zu wickeln oder zu säubern, nachdem es sich beim Essen bekleckert hat? (Dass es unmöglich ist, in der Economy Class seine Mahlzeit gemeinsam mit einem Kind einigermaßen gesittet einzunehmen, ist klar.) Die Business Class bietet natürlich auch wesentlich komfortablere Toiletten.

Sitz-Tipps

Sitze in der Business Class © senohrabek - Fotolia.com

Sitze in der Business Class

© senohrabek - Fotolia.com

Oft sind die Sitze in der Business Class in V-Form angeordnet. So hat zwar jeder Passagier maximalen Platz, aber die Unterhaltung mit dem Sitznachbarn wird enorm erschwert. Beim Reisen mit kleinen Kindern, denen ihr beim Anschnallen und Essen  helfen müsst und die nicht gern mehrere Stunden allein sitzen, ist das natürlich nicht optimal.

In anderen Flugzeugen sind die Sitze familienfreundlicher in Reihen angeordnet: Je ein Sitz ist dann am Fenster und zwei sind nebeneinander in der Kabinenmitte. Lasst euch nicht einreden, die beiden Mittelplätze wären die beste Wahl für Familien! Besser: ein Fensterplatz und der Gangplatz neben diesem. Der Grund: Zwischen den beiden Gangplätzen befindet sich eine Abtrennung. Man sitzt also auch hier nicht direkt nebeneinander, vielmehr müssen Eltern, die ihrem Kind assistieren wollen, durch die gesamte Kabine laufen, bis sie in den gegenüberliegenden Gang gelangen. Während des Essens oder wenn die Anschnallzeichen aufleuchten, ist das nicht allzu praktisch.

Der große Vorteil an den Sitzen in der Business und First Class kann allerdings auch zum Nachteil werden: Sind die Rückenlehnen zu breit, kann dort unter Umständen kein zusätzlicher CARES-Gurt mehr verwendet werden. Der Hersteller gibt den maximalen Gurt-Umfang mit 62 inch an, das entspricht knapp 1,57 m. Die Sitzbreiten in allen Buchungsklassen variieren je nach Airline und Flugzeugtyp: Im Airbus A380 von Singapore Airlines sind die Business-Class-Sitze zum Beispiel 34 inch/86 cm breit. Das könnte für den CARES-Gurt zu breit sein. Die Sitze im Airbus A 340 von Lufthansa dürften hingegen kein Problem sein: Diese sind nur 20 inch/50,8 cm breit.

TippWie genau die Sitze in eurer Buchungsklasse in der gebuchten Maschine aussehen und angeordnet sind, könnt ihr auf Seatguru.com nachschauen.

 

Wie soll man das bezahlen?

Tickets für die Business Class sind teuer; und anders als viele Geschäftsreisende müssen Familien ihre Flugtickets nicht nur selbst bezahlen, sondern sie müssen auch noch die für ihre Kinder kaufen. Während Infant-Tickets für Babys ohne eigenen Sitzplatz immer noch für zehn Prozent des normalen Ticketpreises verkauft werden, sinken die Rabatte für ältere Kinder kontinuierlich. Von ehemals 50 Prozent sind sie auf nur mehr 25 Prozent gesunken, in der First Class gibt es oft gar keine Ermäßigung für Kinder mehr.

Aus dieser Perspektive heraus ist nicht zu erwarten, dass die Zahl der Business Class reisenden Familien in nächster Zeit stark ansteigen wird – obwohl diese „Horrorvorstellung“ in Vielfliegerforen kursiert.

 

Spartipp 1: Getrennt sitzen

Wer das Geld für die Business Class nicht einfach so übrig hat, kann überlegen, einen Erwachsenen in die Business Class einzubuchen und den Rest der Familie in der Economy Class. Mit kleinen Kindern wird man in der „Holzklasse“ immerhin Plätze in der ersten Reihe mit einem Babykörbchen („bassinet“) bekommen. Auch wenn man in dieser Reihe nicht alle Plätze belegt, stehen die Chancen gut, dass das Flugpersonal einen einzelnen Platz nicht an andere Passagiere vergeben wird (wer will schon neben einem Baby oder einem Kleinkind sitzen?).

Vor dem Flug wird dann ausgelost, wer von den Eltern zuerst in der Business Class sitzen darf. Auf halber Strecke tauscht ihr die Plätze. So kommt jeder Erwachsene in den Genuss  eines bequemen Nickerchens und kann sich ein wenig verwöhnen lassen. Die Kinder schlafen dank des zusätzlichen freien Platzes in der ersten Reihe hoffentlich auch gut.

Tipp Viele Eltern legen ihre Kinder zum Schlafen auf den Boden; das funktioniert besonders in der ersten Reihe sehr gut, weil dort viel Platz ist. So praktisch es auch erscheint, die Kleinen dort krabbeln, spielen und schlafen zu lassen – es ist genauso gefährlich wie dort herumliegendes Handgepäck, das bei Turbulenzen plötzlich ungesichert durch die Kabine fliegen kann. Airlines warnen auch davor, dass Eltern im Notfall ihre Kinder nicht schnell genug mit den aus der Decke herabfallenden Sauerstoffmasken versorgen können, wenn die Kleinen erst am Boden „eingesammelt“ werden müssen.

 

Spartipp 2: Upgrades ersteigern

Dass man nicht nur als Vielflieger, sondern auch mit einigen Kreditkarten ordentlich Bonus- oder Statusmeilen bei verschiedenen Airlines sammeln kann, ist heute allgemein bekannt. Auch Kinder mit eigenen Sitzplätzen können natürlich Meilen sammeln!

Einige internationale Airlines bieten seit Neuestem die Möglichkeit des „bidding for Business Class“, also eine Art von Versteigerung. Man kauft dafür ein normales Ticket für die Economy Class (ausgenommen sind oft Sparpreis-Angebote, also besser vor der Buchung bei der Airline erkundigen!) und erhält ein paar Tage vor dem Flug ein Angebot zum „bid“ von der Airline. Dann heißt es pokern: Man gibt ein, wie viel man für ein Upgrade bezahlen würde, und wartet. Etwa 24 Stunden vor dem Abflug wird man informiert, ob man das Upgrade erhält.

Wenn die Economy Class sehr voll ist und in der Business Class noch viele Plätze frei sind (das findet man zum Beispiel durch eine „Fake-Buchung“ heraus, die man nicht abschließt), sind die Chancen auf ein Upgrade besser. Noch höher liegen sie, wenn man bei der entsprechenden Airline ein Meilenkonto hat – das muss nicht unbedingt proppevoll sein.

Angemessene Gebote liegen bei 20 bis 40 Prozent der Differenz zwischen Economy- und Business-Class-Preis. Man sollte ein wenig höher bieten als das Mindestgebot, das die Airline vorgibt.

Hat man seine Tickets als Familie zusammen gebucht, müssen alle Tickets am „bidding“ teilnehmen, was die Chancen auf ein Upgrade verringert (besonders mit mehreren Kindern). Um das zu vermeiden, besser getrennt buchen.

Bidding wird von folgenden Airlines angeboten:

  • Air Baltic
  • Air New Zealand
  • Air Mauritius
  • Austrian Airlines
  • Copa Airlines
  • Czech Airlines
  • El Al
  • Etihad
  • KLM
  • Sri Lankan Airlines
  • Tap Portugal
  • Virgin Atlantic

Eine andere Möglichkeit ist „Option Town“ – hier bezahlt man 3 US-Dollar, um am Programm teilnehmen zu können, und kann dann Upgrades, aber auch freie Nebenplätze kaufen. Im Gegensatz zum „bidding“ gibt es hier keine Gebote, sondern die Airlines bieten die Plätze zu einem festen Preis an, den man akzeptieren kann oder auch nicht.

  • Adria
  • Aero Mexico
  • Air Asia
  • Air Europa
  • Air India
  • Corsair
  • Cyprus Airways
  • Insel Air
  • SAS
  • SpiceJet
  • Vietnam Airlines
  • Widerøe

 

Argumentierhilfen für kritische Blicke

Oft müssen sich Eltern, die in die Business Class einsteigen, entsetzte Blicke oder gar Kommentare von mitreisenden Geschäftsleuten und Honeymoonern gefallen lassen. Was sich in so einer Situation nicht empfiehlt: böses Zurückfunkeln und ein gezischtes: „Ich hab mein Ticket auch bezahlt!“

Obwohl die Business Class ursprünglich für Geschäftsreisende vorgesehen war, reisen immer mehr Familien in dieser Serviceklasse. Besonders arabische Airlines befördern häufig komplette Großfamilien aus der Golfregion in der Business- und in der First Class.

ErfahrungsberichtDass es auch anders geht, zeigt Malaysia Airlines seit 2011: In der First Class des A380 sind keine Kleinkinder mehr zugelassen. In den Boeing 747 dieser Airline gilt das schon seit 2004.

 

Wie in der Economy Class auch, ist ein unzufriedenes, weinendes Baby oder ein tobender Dreijähriger für Mitreisende eine Belastung. Unter dem Druck der bösen Blicke fühlen sich Eltern erst recht überfordert und sind nicht mehr in der Lage, ihre Kinder zu beruhigen. Gegenseitige Rücksichtnahme ist in jeder Beförderungsklasse die beste Devise. Und Tatsache ist: Die meisten Babys und Kleinkinder verhalten sich im Flugzeug völlig ruhig.

TippTipps von erfahrenen Business-Class-Fliegern

  • Babys so niedlich wie möglich anziehen, um die Passagiere freundlich zu stimmen
  • Gleich nach dem Boarding Kontakt zu den Sitznachbarn aufnehmen, sich und das Kind kurz vorstellen und ein freundliches Klima herstellen
  • Andere Passagiere um Unterstützung bitten, wenn man allein mit Kind reist – besonders ältere Frauen helfen oft gern
  • Gleich nach dem Boarding ebensolchen Kontakt zu den Flugbegleitern herstellen
  • Mit älteren Kindern, die einen eigenen Sitz haben, vor dem Flug darüber sprechen, wie man sich im Flugzeug benimmt und wie wichtig Rücksichtnahme ist

 

In einem Vielfliegerforum äußerte sich eine Mutter, die oft Business Class fliegt:

„Ich bin Business Class geflogen, ich bin Holzklasse geflogen. Die „bösen Blicke“ sind überall dieselben. Kümmert euch nicht um die Blicke, solange ihr getan habt, was ihr könnt, um eure Kinder ruhig zu halten. In der Holzklasse ist der “Lärm” genauso laut wie in der Business. Und im Endeffekt stört ihr damit in der Business Class weniger Leute.“

Seid ihr mit euren Kindern schon mal Business Class geflogen? Welche Erfahrungen habt ihr gemacht?

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