Fliegen mit BabyGewusst wie: Wickeln im Flugzeug (plus Packliste!)
Wer mit Babys oder Kleinkindern einen Mittel- oder Langstreckenflug plant, muss vieles bedenken – nicht zuletzt die wichtige Frage, wie denn im engen Flugzeug ein kleines oder großes Geschäft in der Windel entsorgt werden kann. Die KidsAway-Experten wissen, wie es geht.
von KidsAway-Redaktion

Mann, Frau, Kind - alle müssen mal
© FlickR/francescomucio
Große Freude herrscht daher, wenn Eltern auf separate Wickelräume stoßen, die von den Erwachsenentoiletten abgetrennt sind. Idealerweise kann man in solchen Räumen auch noch gemütlich stillen, und vielleicht steht auch eine kindgerechte Toilette für das große Geschwisterchen zur Verfügung.
An internationalen Flughäfen findet ihr solche paradiesischen Zustände unter Umständen vor, im Flugzeug ist damit Schluss – und zwar egal, in welcher Buchungsklasse ihr Platz nehmt. Platz ist das entscheidende Stichwort – an dem muss aus ökonomischen Gründen beim Kabinenbau extrem gespart werden. Das erste Opfer sind dabei immer die Toiletten. Aus diesem Grund sind Flugzeuge auch die letzten Orte, an denen es eine Toilette für beide Geschlechter gibt. (Da fragt man sich, warum überall sonst die Trennung so wichtig ist?!)
Ein weiteres Opfer sind Kinder und ihre Bedürfnisse, wie wir in unserer KidsAway-Airline-Umfrage bereits feststellen mussten: Auf abgetrennte Babywickelräume oder Separees zum entspannten Stillen müssen Familien jetzt und auch in Zukunft beim Fliegen verzichten; auch in der Business Class.
Gute Vorbereitung

Nicht jede Toilette hat einen Wickeltisch
© FlickR/Adam Walker Cleaveland
Da das Wickeln im Flugzeug immer umständlich ist, solltet ihr es, wenn möglich, vermeiden. Die letzte Handlung vor dem Boarding ist daher: den Wickelraum aufsuchen. Gebt eurem Windelkind außerdem vor dem Flug nur vertraute Nahrungsmittel, von denen ihr wisst, dass sie gut vertragen werden, und packt heiklen Essern auch eine Notration ein. Kohlensäure- und sehr zuckerhaltige Getränke vermeiden, vorzugsweise Wasser geben!

Auch die Kleidung kann „wickelfreundlich“ gewählt werden: Weiche Stoffhosen mit Gummizug lassen sich schnell herunterziehen, Latzhosen oder umständlich geknöpfte Kleidchen machen das wackelige Wickeln im Flieger zum Eiertanz. Trägt euer Baby Söckchen, dann denkt daran, diese vor dem Entfernen der vollen Windel auszuziehen – hier geht schnell mal ein Strampeltritt schief.
Und schließlich: Seid aufmerksam und beobachtet euer Kind gut, damit eine volle Windel erst gar keine Gelegenheit bekommt, auszulaufen und die Kleidung in Mitleidenschaft zu ziehen.
Als Vorbereitung für den Ernstfall solltet ihr auch euer Verhältnis zum Flugpersonal ansehen: Je freundlicher ihr zu den Damen seid, desto eher helfen sie euch, wenn eurem Kleinen ein Malheur passiert ist oder ihr Unterstützung beim Wickeln braucht.
Wie wickelt man im Flugzeug?

Eine normale Flugzeugtoilette - der Wickeltisch ist hochgeklappt
© Toddler Times
Am besten, ihr geht vor dem Wickeln in Gedanken die gesamte Prozedur einmal durch und packt neben der großen Wickeltasche eine kleine, die auf der schmalen Ablage der Bordtoilette Platz findet. Es lohnt sich auch, gleich nach dem Einsteigen die verschiedenen Bordtoiletten zu inspizieren, denn die sind manchmal verschieden groß!
Ein weiteres Problem sind die leichten Turbulenzen, die im Sitzen kaum auffallen mögen, im Stehen aber dazu führen, dass man immer mal Halt suchen muss. Hält man mit einer Hand gerade das zappelnde Kind fest und balanciert in der anderen eine volle Windel, ist hier Körperbeherrschung gefragt! Das einzig Gute: In der engen Flugzeugtoilette kann wirklich kein Kind vom Wickeltisch fallen.
Wickeln in der Flugzeugtoilette: Schritt für Schritt
- Toilettentür öffnen, Wickeltisch bei geöffneter Tür herunterklappen und Einweg-Wickelunterlage darauf legen
- Mülleimer, Wasserhahn (und dessen Bedienung) und Handgriff an der Kabinenwand lokalisieren
- Baby auf den Wickeltisch legen oder stellen, kleine Wickeltasche (oder zwei Windeln und Feuchttücher) auf der Ablage bereitstellen bzw. als Umhängetasche vor den Körper ziehen (Vorteil: fällt nicht runter, wird nicht nass)
- Achtung: Wechselkleidung mitbringen, auch wenn die Kleidung noch sauber erscheint! Beim Wickeln kann schnell etwas danebengehen
- Jetzt Toilettentür schließen (wenn das überhaupt möglich ist), dabei Hand am Kind lassen
- Baby ausziehen, Windel öffnen, Baby reinigen – entweder mit Feuchttüchern oder mit Einmalwaschlappen und warmem Wasser (einfach zur Seite greifen und den Wasserspender betätigen)
- Bei leichten Turbulenzen die Beine möglichst breit hinstellen und mit Hüfte und Ellbogen Halt an der Kabinenwand suchen, damit ihr die Hände am Kind (und an der schmutzigen Windel) lassen könnt (ein Vorteil der Enge: Man klemmt recht gut.)
- Volle Windel nicht ablegen, sondern sofort in den Mülleimer werfen!
- Saubere Windel unterlegen, gesamte Prozedur rückwärts
- Einweg-Wickelunterlage in den Mülleimer werfen
- Hände waschen oder desinfizieren (kann notfalls auch am Platz nachgeholt werden)
- Toilettentür öffnen
- Baby aufnehmen, Wickeltisch mit einem Feuchttuch oder Desinfektionstuch abwischen und hochklappen
Seid ihr beim Wickeln unsicher oder ist wirklich viel „angefallen“, lasst euch von eurem Partner assistieren; der sorgt auch für den nötigen Sichtschutz, wenn die Toilettentür offen bleiben muss.
Größere Kinder wickeln

Ganz schön eng, so eine Flugzeugtoilette
© FlickR/Adam Walker Cleaveland
Kinder, die schon selbst stehen können (sie müssen nicht frei stehen können, anlehnen an die Wand ist in der Bordtoilette ja möglich), solltet ihr nach Möglichkeit auch so wickeln – entweder auf dem Wickeltisch oder, wenn euch das Kind dann überragt (denkt daran, dass die Kabine plötzlich schwanken könnte!), auf dem geschlossenen Toilettendeckel. Auch der muss danach natürlich abgewischt werden! Höschenwindeln, in die man im Stehen einfach einsteigen kann, sind dafür am praktischsten; eventuell könnt ihr das Höschenwindel-Tragen und -Wickeln ein paar Tage vorher mit eurem Kind „üben“. Bittet euer Kind, sich im Stehen entweder an der Bordwand oder an euren Schultern festzuhalten, damit es bei Turbulenzen nicht umfällt!

Seid ihr allein mit Kind unterwegs und müsst selbst auf die Toilette, könnt ihr Sitznachbarn fragen, ob sie so lange euer Kind beaufsichtigen. Will das Kind unbedingt mit, sind Geschick und Akrobatik gefragt: Es ist möglich, in einer geschlossenen Bordtoilette erst das Kind auf dem Wickeltisch zu wickeln, dann diesen hochzuklappen und das Kind (zwischengeparkt auf den eigenen Füßen) dann auf dem Schoß zu halten, während man selbst … Das haben wir getestet!
Was aber, wenn es keinen Wickeltisch in der Bordtoilette gibt?
Ein Baby im Liegen auf dem zugeklappten Toilettensitz zu wickeln, ist nicht nur gefährlich, sondern auch unhygienisch. Gibt es keinen Wickeltisch auf der Bordtoilette, müsst ihr euer Kind (falls es nicht im Stehen gewickelt werden kann) woanders wickeln. Seiner empfindlichen Haut zuliebe sollte es jedenfalls keine Option sein, es in einer vollen Windel sitzen zu lassen. Dezente Möglichkeiten sind:
- die Galley, also der kleine Raum, in dem das Flugpersonal die Getränke und Mahlzeiten zubereitet
- der Platz vor den Sitzen in der ersten Reihe oder vor dem Notausgang
- das Bassinet, in dem Babys bis elf Kilogramm während des Fluges liegen können
- eine leere Sitzreihe
- der eigene Flugzeugsitz
- euer Schoß (sowohl für kleine Babys, die liegen, als auch für Größere, die stehen)
Sitzt ihr beide nebeneinander, könnt ihr euch ein wenig zueinander drehen und kleinere Babys auf euren Beinen wickeln. Legt eine Decke oder Wickelunterlage unter. Derjenige mit dem „stinkigen Ende“ wickelt, der andere reicht die Utensilien und bespaßt das „obere Ende“. Eure Körper dienen dabei als effektiver Sichtschutz.
Versucht, den Vorgang möglichst schnell hinter euch zu bringen und lasst euch von eurem Partner eventuell mit einer Decke oder einem Tuch abschirmen, um andere Passagiere nicht zu belästigen. Fragt in jedem Fall unbedingt vorher das Flugpersonal, welche Möglichkeit es vorschlägt. Vielleicht dürft ihr auch in die Toilette der Business Class gehen, wo es eventuell doch einen Wickeltisch gibt? Fragen kostet nichts!
Hilfe von den Airlines
Zwar ist das Platzangebot zum Wickeln überall zu gering, aber viele Airlines geben sich trotzdem Mühe, Familien und ihren Bedürfnissen entgegenzukommen. Das ungewohnte Essen, die Aufregung und der andere Luftdruck sorgen häufig für einen erhöhten Windelverbrauch; aber auch verspätete oder ausgefallene Flüge können euer Kontingent schnell erschöpfen. Auf Langstreckenflügen bieten daher die meisten Airlines kostenlose Windeln, Feuchttücher und Babycreme an, falls euch euer Vorrat ausgegangen sein sollte.
Aber denkt daran, dass diese Windeln meist nur in einer Größe vorgehalten werden – dem einen Kind passen sie, dem anderen nicht, ganz zu schweigen von etwaigen Unverträglichkeiten. Am besten ist es daher immer, genug eigene Windeln dabei zu haben.
Packliste für die Wickeltasche über den Wolken
- Wegwerfwindeln, nach Möglichkeit Höschenwindeln und/oder spezielle Nachtwindeln mit erhöhtem Fassungsvermögen; Faustregel: normaler Windelverbrauch mal zwei
- Feuchttücher, Faustregel: normaler Bedarf mal zwei
- mehrere Einweg-Wickelunterlagen
- kleine Plastiktüten, um volle, stinkende Windeln einzupacken
- hautberuhigende Windelcreme
- ein Desinfektionsmittel für die Hände, eines für Oberflächen (gibt es in Drogerien und Apotheken)
- zwei komplette Sets Wechselkleidung für das Kind
- zwei Ersatzschnuller
- ein Wechsel-T-Shirt für den Wickelnden
- ein kleines Spielzeug, um zappelige Kleinkinder beim Wickeln abzulenken

Wer sagt denn, dass Wickeln im Flugzeug keinen Spaß machen kann?
© FlickR/andrechinn
Eine volle Windel mag stinken und das Wickeln in der engen Toilette mag anstrengend sein, aber es gibt doch wirklich Schlimmeres: zum Beispiel ein übermüdetes, quengeliges Kleinkind auf einem Langstreckenflug zu beschäftigen … oder den Jetlag danach überstehen …
Erzählt uns von euren Erfahrungen – wie übersteht ihr Langstreckenflüge mit Wickelkindern, habt ihr noch mehr gute Tipps?Ist dieser Artikel lesenswert?
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