Bahnfahren mit Baby und KindIm Nachtzug reisen mit Baby: ein Erfahrungsbericht
Eine Alternative zu stressigen Flügen oder stundenlangen Autofahrten ist die Urlaubs-Anreise mit dem Nachtzug. Ausgeruht am Reiseziel ankommen, das klingt vor allem für Familien mit Baby interessant - was Bahn-Expertin Christin bestätigt.
von KidsAway-Redaktion
Christin im Nachtzug
© tinytraveler.de
Wir haben sie zu ihren Erfahrungen mit dem Nachtzug ausgefragt.
Liebe Christin, wann seid ihr das erste Mal mit einem Nachtzug gefahren und wohin?
Christin: Wir fahren regelmäßig zu den Großeltern nach Bayern mit dem Zug, aber wegen der recht kurzen Fahrzeit machen wir das nur tagsüber.
Das erste Mal im Nachtzug war ich mit meiner damals sieben Monate alten Tochter auf dem Rückweg von Wien nach Hannover. Die Fahrt hätte tagsüber knapp acht Stunden gedauert, das war mir für eine normale Zugfahrt mit einem Baby zu lang. Mit dem Nachtzug waren es angenehmere zehn Stunden Fahrt.
Wie sieht es in so einem Nachtzug aus?
Tagsüber im Nachtzug - genug Platz für 2
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An der gegenüberliegenden Wand ist ein Waschbecken mit Spiegelschrank. Das Waschbecken kann auch zugedeckt und so als Tisch verwendet werden. Und zwei Klapptische gibt es noch.
Ich bin recht schlecht im Schätzen, aber ich würde sagen, die Kabine war etwa 2×2 Meter groß.
Achtung: Wir waren mit einem Wagen der ÖBB (Österreichische Bundesbahn) unterwegs. Ich weiß nicht, ob die Wagen der Deutschen Bahn vielleicht anders aussehen.
Wie und wo habt ihr euer Baby im Nachtzug schlafen gelegt? Gibt es da kinderfreundliche Extras für Familien?
Christin: Meine Tochter hat wie zu Hause auch einfach mit mir im Bett geschlafen. Sie an der Wand, ich an der Außenseite.
Für uns beide hat das einzelne Bett ausgereicht, denn ich würde mein Baby ungern im wackeligen Zug in ein eigenes Bett legen. Für Familien gibt es aber auch größere Abteile mit zwei, drei, vier oder sechs Betten.
Wie funktioniert das mit dem Wickeln und Brei aufwärmen, woher bekommt man heißes Wasser für das Fläschchen?
Bett ist gemacht - gute Nacht!
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Brei und Fläschchen kennen wir gar nicht, da wir „Baby Wed Leaning“ machen. Ich habe meine Tochter also entweder gestillt oder ihr Essen zum Knabbern in die Hand gegeben. Während unseres Ausflugs haben sich getrocknete Mangostreifen als perfekt erwiesen. Lecker, gut zu greifen und vor allem machen sie keine Sauerei.
Trotzdem kann ein Baby natürlich auch im Nachtzug Brei essen oder Fläschchen trinken. Mein älterer Sohn hat als Baby auch Brei und Fläschchen bekommen und wir hatten für unterwegs so unsere Tricks:
Wir haben eine Thermosflasche mit heißem Wasser und einen passenden Becher mitgenommen und konnten das Gläschen so im Wasserbad erwärmen. Für das Fläschchen hatten wir noch eine zusätzliche Flasche mit abgekochtem kaltem Wasser und konnten so direkt die richtige Temperatur zusammenmischen.
Eine Steckdose für einen elektrischen Gläschenwärmer gibt es in der Nachtzug-Kabine, aber so ein Gerät empfinde ich auf Reisen als unnötigen Ballast. Wenn das zu kompliziert ist, kann man auch einfach das Servicepersonal nach heißem Wasser fragen.
Muss man bei der Buchung eines Nachtzug-Tickets etwas Besonderes beachten? Geht das auch online?
Christin: Es gibt im Nachtzug drei verschiedene Wagentypen: Sitzwagen, Liegewagen und Schlafwagen. Im Sitzwagen sehen die Abteile wie im normalen IC/ICE aus, nur mit „Ruhesesseln“ statt mit normalen Sitzen (was auch immer das sein soll).
Im Liegewagen gibt es entweder Vierer- oder Sechser-Kabinen, in denen man einzelne Betten buchen kann. Das klingt für mich nach Schlafsaal im Hostel.
Das Liegeabteil für Familien im City Night Liner sieht nicht schlecht aus, oder?
© Deutsche Bahn
Die Buchung geht auch online. Auf der Bahnseite www.bahn.de werden in der normalen Suche die Nachtzüge mit angezeigt und können dort auch normal gebucht werden.
Habt ihr euch im Nachtzug mit Baby wohlgefühlt? Würdet ihr das anderen Eltern empfehlen?
Christin: Wir haben uns im Nachtzug sehr wohl gefühlt. Das Personal hat nichts wegen des Babys gesagt, obwohl ich meine Tochter bei der Buchung nicht mit angegeben habe (Kinder bis sechs Jahre fahren bei der Bahn immer kostenlos, in Begleitung von Eltern und Großeltern sogar bis 15 Jahre). Einer der Servicemitarbeiter war sogar total begeistert über das Baby.
Der Service im Nachtzug war sehr umfangreich und viel angenehmer als im normalen Zug. Es gab viele Kleinigkeiten in der Kabine zur Begrüßung, von Schokopudding, Tafelwasser, Sekt und Salzbrezeln bis zu Waschlappen und Hausschuhen.
Das Frühstück im Nachtzug kann sich sehen lassen
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Außerdem hätte ich kaum Zeit gehabt, es in Ruhe zu verzehren, denn der Zug fuhr schon frühmorgens in unseren Heimatbahnhof ein.
Eine Fahrt im Nachtzug kann ich trotzdem nur empfehlen. Vor allem mit Baby habe ich es als viel entspannter empfunden, dass ich mich einfach im Zug schlafen legen konnte, anstatt stundenlang wach dazusitzen und mein Baby bespaßen zu müssen.
Vielen Dank für deine Erfahrungen, liebe Christin – und weiterhin gutes Reisen mit deiner Familie!
Seit Jahren kündigt die Deutsche Bahn an, ihre Nachtzug-Verbindungen bis Ende 2016 komplett einzustellen. Bahnchef Grube vermeldte aber überraschend in einem Interview mit der FAZ, „noch in diesem Jahr ein Konzept vorzulegen, mit dem es auch künftig in Deutschland Nachtzugverkehr geben wird.“ Wir sind gespannt!
Heute gibt es nur noch wenige Verbindungen mit der „City Night Line“. Wer über Nacht die deutsche Grenze überqueren will, hat bessere Karten: Nachtzüge fahren regelmäßig von Deutschland nach Wien, Prag und auch nach Italien, der „EuroNight Kálmán Imre“ und der „EuroNight Metropol“ verbinden Deutschland mit Budapest.
Aus der Schweiz kommt man mit Zügen der „City Night Line“ von Zürich bis nach Rügen oder Amsterdam, von Berlin kann man mit dem „Berlin Nachtexpress“ nach Malmö fahren und mit dem „EuroNight Jan Kiepura“ kommt man direkt von Köln nach Warschau.
Buchen solltet ihr solche Verbindungen am besten direkt im Buchungszentrum der Deutschen Bahn, da es im Internet über das Buchungssystem teilweise sehr schwierig ist.
Wir bekommen nur 1x im Jahr 2 Wochen zusammenhängenden Urlaub und den Nutzen wir dann zum verreisen mit der Familie.
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