Baby-Ernährung im UrlaubBaby led weaning – ohne Brei auf Reisen?!
Das Baby selbst entscheiden lassen, was es essen mag – und dann noch im Urlaub? Eltern-Redakteurin Jenny hat es in Spanien, Japan und an der Ostsee probiert und schwört darauf.
von KidsAway-Redaktion
Baby led weaning auf Reisen
© Flickr/Gail
Praktisch sieht das so aus, dass man eben nicht an einem willkürlich festgelegten Zeitpunkt mit dem Füttern von spezieller Babynahrung beginnt, die die Muttermilch Schritt für Schritt ersetzt.
Stattdessen gibt man seinem Baby die Möglichkeit, bei den gemeinsamen Familienmahlzeiten alles zu probieren, was sich auf dem Tisch findet.
Mama und Papa essen wohl eher selten Brei, aber das macht nichts: Sogenanntes „fingerfood“, also zurechtgeschnittene kleine Häppchen, kann auch ein zahnloses Baby bekauen und spielerisch entdecken. Entscheidend ist nicht, dass es dabei satt wird. Das Baby soll selbst entscheiden, wovon es wie viel kosten mag – und darf den Rest seines Hungers weiterhin an der Brust stillen.
Für Eltern bedeutet das: kein Breikochen, kein genaues Abwiegen der einzelnen vorgeschriebenen Zutaten, auch kein Einkaufen, Herumschleppen und Aufwärmen fertiger Gläschennahrung oder Anrühren von Pulverbreien. Keine Panikmache, weil das Kind heute 50 Gramm weniger Brei gegessen hat als gestern. Kein Wegwerfen von liebevoll gekochten Breichen.
Und auch kein Geschrei, wenn das Baby von heute auf morgen nicht mehr an die Mama-Brust darf oder Brei essen muss, den es partout nicht essen will.
Baby led weaning, abgekürzt BLW, bedeutet aber auch, da wollen wir ganz ehrlich sein: längeres Stillen, und unter Umständen sehr langes Warten auf den Zeitpunkt, da ein Baby sich „entscheidet“, fester Nahrung den Vorzug vor der leckeren, süßen Muttermilch zu geben. Nicht jede Mutter ist dazu bereit und nicht in jeder Familie ist das möglich.
Gesundheitliche Bedenken muss niemand haben: Die WHO predigt seit Jahren, dass Muttermilch für Kinder bis zum zweiten Geburtstag die optimale Ernährung ist. Alles, was über Beikost dazukommt, ist, wie der Name schon sagt: ein netter Zusatz, nichts Lebensnotwendiges.
Das sind die Grundprinzipien für „Baby led weaning“
- Ab etwa sechs Monaten sind die meisten Babys bereit, feste Nahrung zu probieren. Vorher sollte voll gestillt werden.
- Das Baby soll bei jeder Mahlzeit sein Tempo selbst bestimmen und Essen eher aus Neugierde denn aus Hunger entdecken. Es muss nichts aufessen!
- Milchmahlzeit und feste Mahlzeit sollen getrennt stattfinden, eine darf die andere nicht ersetzen.
- Wenn das Baby Schwierigkeiten hat, angebotenes Essen in den Mund zu stecken, dürfen die Eltern ihm nicht helfen. In der Regel zeigt das, dass es in seiner Entwicklung noch nicht weit genug ist, um selbstständig abzubeißen, zu kauen und Stücke zu schlucken.
- Nahrung muss nicht mundgerecht zugeschnitten werden. Besser sind „sticks“, die das Baby gut mit der Faust halten kann.
- Babys sollten immer in aufrechter Haltung Essen probieren, um Verschlucken zu vermeiden.
- Normale Vorsichtsmaßnahmen (keine kleinen, festen Nahrungsmittel wie Nüsse oder Erbsen, keine zu heißen Nahrungsmittel, keine scharf gewürzten anbieten) gelten auch beim BLW.
- Getränke wie Wasser können zum Essen angeboten werden, sollen aber ebenfalls nur „entdeckt“ werden und nicht zum Stillen des Flüssigkeitsbedarfs dienen.
Seite 1/2vorÜbersicht zu diesem Artikel
- Seite 1: Baby led weaning – ohne Brei auf Reisen?!
- Seite 2: Baby led weaning im Urlaub
Wir haben bei unserem jüngsten Kind auch BLW praktiziert, da es an den Brei irgendwie so gar nicht ran wollte. Meine Frau kam dann auf die Idee BLW zu versuchen, ich war am Anfang sehr skeptisch um ehrlich zu sein, hatte Angst, dass sich das Baby böse verschlucken konnte. Nach einer Weile wurde ich lockerer, es hat super funktioniert und war tatsächlich äußerst praktisch.
Sehr schöner Artikel. Ich war vor längerer Zeit mit einer Freundin und Ihrem Baby für ein paar Tage verreist. Auch Sie ernährte Ihr Kind damals nach BLW. Ich fand das unglaublich toll und so einfach. Sie kam darauf weil Ihr Kind nie so recht Brei wollte. Als sie ihr aber Brot, Nudeln oder Gemüse anbot, hat sie gegessen.
Auf unserer 7wöchigen Reise ans andere Ende der Welt habe ich unseren Sohn auch voll gestillt. Es war v.a. in der Südsee mit 6 Monaten sehr hilfreich, nicht Brei kochen zu müssen. Auch auf Rarotonga gibt es diese Quetschbeutel, wo wir uns mal einen als Reserve geholt haben. Ansonsten gab es eben auch mal Sternfrucht, Pitahaya oder Avocado.
In Australien und Neuseeland hat der Kleine dann auch mal zum Fisch oder anderen Sachen auf dem Teller gegriffen. Erst in unserer letzten Woche in den Staaten mit sieben Monaten gab es früh einen gekochten Brei. Wir werden noch heute für unsere Reise und die Essgewohnheiten gescholten…
Ich würde es beim zweiten Kind auch wieder so machen. Nichts ist so unkompliziert wie Muttermilch, denn ihr schützt das Kind damit auch und wenn es etwas möchte, greift es auch zu. Also traut euch.
Vielen Dank für deine Erfahrungen, Therese – das macht anderen Eltern sicher Mut!
Unser Sohn war das Modell-Baby: von der Brust zum Butterbrot! Er wollte ausschließlich!! nur gestillt werden, bis er 10 Monate alt war (wir haben wirklich alles versucht). Zu diesem Zeitpunkt waren wir in Süditalien in Urlaub, dort fing er an zu essen, aber kein Brei etc. Seine erste Mahlzeit bestand aus Meeresfrüchten, Büffelmozarella und Aprikosen. Zusätzlich gestillt habe ich, bis er 17 Monate alt war. Seitdem verweigert er jegliche Aufnahme von Milch und meistens sogar Milchprodukten…. Er ist jetzt 5 und lebt noch 😉