Sicherheit im AutoWarum Reboarder gut für eure Kinder sind: 10 weitere Antworten auf häufige Eltern-Fragen
Unser erster Beitrag über Reboard-Kindersitze für das Auto wird von euch sehr häufig gelesen. Gut so! Um euch die Entscheidung zu erleichtern, haben wir zehn weitere häufige Fragen zu Reboardern zusammengetragen - und beantwortet.
von KidsAway-Redaktion
Im Reboarder sitzen Kinder sicher - mindestens bis zum zweiten Geburtstag
© Weltwunderer
Wie viel sicherer das ist, haben wir schon in einem ausführlichen Beitrag zum Reboard-Fahren erklärt. Die Unfallstatistiken in den skandinavischen Ländern, wo viele Kinder rückwärts im Auto sitzen, sind ein eindeutiger Beleg.
Sicherheitsexperten und Verbraucherschutz-Organisationen wie der TÜV Rheinland empfehlen, dass Kinder mindestens bis zum zweiten Geburtstag in einem Reboarder Auto fahren sollten, besser noch bis zum vierten Geburtstag oder bis sie zu groß oder zu schwer für ihren Sitz werden.
Viele Eltern schauen immer noch skeptisch: Kann das funktionieren? Wir schauen uns heute weitere zehn Fragen an, die zum Einsatz von Reboardern häufig gestellt werden.
1) Langweilen sich die Kinder nicht, wenn sie immer nach hinten schauen müssen?
In den meisten Autos sehen rückwärts fahrende Kinder aus den Seitenfenstern und der Heckscheibe sehr gut – sogar mehr als nach vorn, wo ihre Sicht von den Vordersitzen mit Kopfstützen und den Köpfen der beiden vorn Sitzenden verdeckt wird. Wenn ihr nicht wirklich die Hilfe eurer Kinder braucht, um euer Fahrtziel zu finden, gibt es keinen Grund, warum sie nach vorn schauen müssten.
Für uns Erwachsene mag es schwer vorstellbar sein, nicht in Fahrtrichtung zu schauen. Kinder, die von der Babyschale direkt in den Reboarder umziehen (und das sollte ja so sein), kennen es ja aber gar nicht anders. Worüber sollten sie sich also beschweren?
Die Sicht nach hinten ist nicht nur wesentlich breiter. In den meisten Reboardern sitzen Kinder auch sehr hoch und gewinnen dadurch noch mehr Überblick. Und schließlich ist es bei Autobahn-Geschwindigkeit einfach angenehmer, nach hinten zu schauen, wo nicht alles blitzschnell heran- und vorbeirast. Wie oft sagt man beim Fahren zu den Kindern: „Oh, schau mal… ach, schade, ist schon vorbei.“
2) Kann ein Kind, das sehr groß für sein Alter ist, nicht auch eher vorwärts fahren?
Die Wirbelsäulen von Kindern sind bis zum Alter von zwei Jahren so zart und empfindlich, dass sie bei einem Autounfall mit Frontalaufprall schwer geschädigt oder sogar durchtrennt werden können – auch in einem vorwärts gerichteten Autokindersitz! Querschnittslähmungen oder Schlimmeres passieren bei Autounfällen mit kleinen Kindern leider häufiger, als man annehmen mag.
Je älter die Kinder werden, desto stabiler wird auch die Wirbelsäule und desto kleiner und leichter ist der Kopf im Verhältnis zum kindlichen Körper. Das Risiko schwerer Verletzungen sinkt also Stück für Stück, es ist aber bis zum Alter von vier Jahren immer noch vorhanden. Solange ein Kind noch in seinen Reboard-Sitz passt, sollte es ihn benutzen – wächst es ein paar Monate vor seinem vierten Geburtstag heraus und ihr wollt für die kurze Zeit keinen weiteren Reboarder kaufen, steht einem vorzeitigen Umzug nichts im Wege.
3) Was, wenn mein Kind schon vor seinem vierten Geburtstag gegen das Rückwärtsfahren protestiert?
Bevor ein Kind zwei Jahre alt ist, sollte das einfach keine Option sein. In manchen Situationen habt ihr als Erwachsene, die Gefahren überblicken und einschätzen können, eine Verantwortung für die Sicherheit eures Kindes, die ihr auch gegen ihren Wunsch durchsetzen müsst. Ihr schnallt eure Kinder doch auch im Auto an, setzt ihnen beim Fahrradfahren einen Helm auf und haltet sie beim Laufen an Straßen bei der Hand – egal, ob sie dagegen protestieren?
Ist das protestierende Kind älter als zwei Jahre, liegt die Entscheidung für einen vorzeitigen Umzug in einen vorwärts gerichteten Autositz in eurem Ermessen. Wie viel ist euch die Sicherheit eures Kindes wert und wie sehr leidet euer Kind beim Rückwärtsfahren? Elternsein ist nicht leicht…
4) Die i-Size-Regelung besagt doch aber, dass Kinder nur bis zum 15. Lebensmonat rückwärts fahren sollen?
Die i-Size-Regelung ist zwar ein Schritt in die richtige Richtung, aber sie ist noch lange nicht der Weisheit letzter Schluss. Die Gesetzgebung hinkt dem „wahren Leben“ nicht nur oft um Jahre hinterher, sie ist leider auch immer stärker von den Interessen der Wirtschaft beeinflusst (viele sagen sogar, gelenkt). Ihr könnt euch sicher denken, dass Hersteller von Autokindersitzen nicht begeistert sind, wenn ein großer Teil ihrer Produkte nicht mehr gekauft würde…
Wenn es um die Sicherheit eures Kindes geht, solltet ihr nicht auf ein Gesetz, sondern lieber auf die Empfehlungen von Fachleuten hören.
5) Ist es nicht sicherer, wenn ich mein Kind beim Fahren sehen kann?
Gerade bei kleineren Kindern gibt es Eltern viel Sicherheit, wenn sie während des Autofahrens mit einem kurzen Blick in den Rückspiegel sicherstellen können, dass es ihrem Kind gutgeht. Oder dass sie streitende Geschwister im Blick behalten können, oder mit einem Griff nach hinten Spielzeug oder eine Trinkflasche reichen können.
Wenn ihr aber das erste Lebensjahr eures Kindes, während es in der ebenfalls rückwärts gerichteten Babyschale lag, so geschafft habt, dann schafft ihr das auch noch drei Jahre länger. Und genauso sicher, wie eine Babyschale auf dem Beifahrersitz installiert werden kann (natürlich nur bei ausgeschaltetem Airbag!), lässt sich auch ein Reboarder dort einbauen.
Viele Eltern bringen einen Extra-Spiegel an der Rückenlehne des Sitzes an, auf dem der Reboarder ihres Kindes steht. Sicherheitsexperten warnen aber, dass diese Spiegel bei einem Unfall unkontrolliert durchs Auto fliegen und die Insassen verletzen könnten. Befestigt solche Spiegel also sehr gut und kauft, wenn möglich, weiche oder gepolsterte Spiegel aus Kunststoff.
6) Wie soll das beim Rückwärtsfahren mit den Beinen gehen?
Irgendwann ist jeder Reboarder zu klein (dieser Passagier ist aber schon fast 7!)
© Weltwunderer
Hin und wieder äußern Eltern auch Bedenken, was mit den angezogenen Beinen der rückwärts fahrenden Kinder bei einem Unfall passieren könnte. Die Antwort gibt eine Untersuchung des Kinderkrankenhauses Philadelphia: Bei Autounfällen sind Verletzungen der Beine bei Kindern zwischen einem Jahr und vier Jahren die zweithäufigste Art der Verletzungen – allerdings nur bei vorwärts fahrenden Kindern. Kinder, die im Reboarder sitzen, erleiden bei Unfällen nur selten Verletzungen an den Beinen.
7) Warum haben vorwärts gerichtete Kindersitze für Kinder ab 9 Kilogramm denn so gute Testergebnisse, wenn sie so gefährlich sind?
Eine knifflige Frage. Wir können nur spekulieren, dass die Test-Dummies nicht so gestaltet sind, dass sie den körperlichen Gegebenheiten von Kindern unter zwei Jahren entsprechen – oder dass die Belastung der Wirbelsäule bei den Messungen nicht ausreichend in Betracht gezogen wird.
Gruppe-I-Autokindersitze decken einen Bereich von neun bis 18 Kilogramm ab, Gruppe-I/II-Sitze sogar bis zu 25 Kilogramm, also ungefähr von einem bis vier bzw. sieben Jahren. Belastungen, die von Drei- und Vierjährigen Kindern noch verkraftet werden, sind für Einjährige aber viel zu hoch.
In die Testnoten gehen außerdem nicht nur die Crashtest-Ergebnisse ein, sondern auch Handhabung, Ergonomie und Schadstoffbelastung der Teile. Die niedrigen Testnoten einiger bisher getesteter Reboarder stehen also nicht automatisch für mangelhafte Unfallsicherheit, sondern spiegeln oftmals den komplizierteren Einbau (bei Modellen ohne Isofix) und das höhere Gewicht der Sitze wider.
8) Wie sollen wir einen Reboarder bezahlen?
So teuer, wie es oft verbreitet wird, muss ein Reboard-Sitz nicht sein. Klar, es gibt sehr gute Sitze für über 400 Euro – aber ihr findet auch gute Reboarder zu Preisen, die nicht höher als solche für vorwärts gerichtete Kindersitze sind. Viele Kindersitz-Fachhändler bieten ihren Kunden Ratenzahlung an, und vielleicht findet ihr ja einen wenig benutzten gebrauchten Sitz aus vertrauenswürdiger Hand?
Hand aufs Herz: Wenn der Sitz das Leben und die Gesundheit eures Kindes rettet, dann sollte er euch alles Geld der Welt wert sein, oder?
9) Unser Einjähriges sitzt schon in einem vorwärts gerichteten Sitz. Wird es sich nicht weigern, wieder rückwärts fahren zu müssen?
Das könnt ihr erst wissen, wenn ihr es ausprobiert habt. Viele Reboard-Fachhändler geben euch die Möglichkeit, ihre Modelle in Ruhe aus- und anzuprobieren, und in Internetforen findet ihr sogar Reboarder-Familien, die euch ganz privat einladen, bei ihnen vorbeizukommen und ihren Sitz in der Praxis auszuprobieren.
Und selbst wenn euer Kind unzufrieden mit dem Sitzwechsel ist: Es kommt darauf an, wie ihr mit dieser Sache umgeht. Ist es aus Sicherheitsgründen unumgänglich – dann steht dazu, im Interesse eures Kindes. Immerhin wisst ihr jetzt, was passieren kann, wenn ein Kind zu früh vorwärts fährt.
10) Mein älteres Kind ist ab neun Monaten in einem vorwärts gerichteten Sitz gefahren, ich selbst hatte als Kind nie einen Kindersitz – und uns ist doch auch nichts passiert?
Diese sehr häufige Frage kontern wir mit einer ganz einfachen Gegenfrage: Ihr oder eure älteren Kinder hattet bisher wahrscheinlich nie einen schweren Autounfall mit Frontalaufprall? Ansonsten könntet oder würdet ihr diese Frage nämlich heute gar nicht stellen.
Rückwärts gerichtete Autositze sind erwiesenermaßen wesentlich sicherer für Kinder bis zum Alter von vier Jahren – und auch darüber hinaus schaden sie nicht. Der Umzug in den vorwärts gerichteten Kindersitz sollte also nicht als „endlich ist es soweit“ gefeiert werden. Nutzt lieber so lange wie möglich einen Reboarder, um eure Kinder bestmöglich vor schweren Verletzungen zu schützen!
Habt ihr einen Reboarder für eure Kinder, wollt ihr demnächst einen kaufen oder seid ihr der Meinung, dass das teurer und übertriebener Firlefanz ist?