Kinderautositze und SicherheitKinderautositz: 12 typische Fehler bei der Handhabung und wie wir sie vermeiden können
Laut einer Experteneinschätzung werden ca. 3/4 der installierten Kinderautositze nicht richtig gehandhabt, was unter bestimmten Umständen die Sicherheit unserer Kinder gefährden kann. KidsAway stellt euch in diesem Artikel deshalb einmal die 12 häufigsten Fehler in der Handhabung mit Kinderautositzen vor... und wie ihr diese beheben könnt.
von KidsAway Redaktion
Es gibt ja viele Informationen zur Sicherheit und auch zur Qualität der verschiedenen Kinderautositze auf dem Markt, unter anderem den halbjährlichen Bericht vom ADAC und von Stiftung Warentest. Was aber nützt uns der beste Kinderautositz, wenn wir ihn nicht richtig installieren, unser Kind nicht richtig anschnallen oder sonst irgendeinen Fehler machen, der unsere Kleinen im Autositz in unnötige Gefahr bringen könnte.
Laut einer Experteneinschätzung ist dies bei ca. drei Viertel der installierten Autositze tatsächlich der Fall. Das liegt vor allem daran, dass vielen von uns gar nicht bewusst ist, welche Fehler wir bei der Installation des Autositzes und auch beim Anschnallen unserer Kleinen überhaupt machen können.
Die meistgestellten Fragen zum Thema „Sicher Autofahren mit Kindern“ hatten wir ja mithilfe einiger Experten bereits vor einiger Zeit mal beantwortet.
In diesem Artikel haben wir für euch aber nochmal die 12 häufigsten Fehler mit der Bedienung bzw. Handhabung von Autositzen für Kinder zusammengestellt… und wie ihr sie vermeiden könnt.
Fehler #1: Den Kinderautositz nicht richtig befestigen
Die große Mehrheit der Kinderautositze ist heute mit dem Isofix-System – dem internationalen Standard für die Befestigung von Autositzen am Fahrzeug – ausgestattet. Inzwischen sollten die Isofix-Haltebügel für die Befestigung des Autokindersitzes auch in den meisten Fahrzeugen, die auf unseren Straßen unterwegs sind, vorhanden sein.
In Europa funktioniert Isofix über Befestigungsbügel (auch Rastarme genannt) am Autositz, die mit den zwischen Rücksitz und Rückenlehne des Autos vorhandenen Haltebügeln verbunden werden und so eine stabile Verbindung zwischen Autositz und Auto herstellen.
Dieses System ist eigentlich sehr einfach zu installieren. Einfach die Rastarme mit den Haltebügeln verbinden und fertig. Leider stellen die Experten trotzdem immer wieder fest, dass das Isofix-System nicht genutzt wird.
Meist ist es nämlich unsere Bequemlichkeit, die dazu führt, dass wir die Befestigung nicht nutzen. Auf diese Weise können wir den Sitz schneller herausnehmen und wieder einsetzen.
Diese Bequemlichkeit kann allerdings schlimme Folgen haben, denn bei Crashtests schneiden Autositze ohne Isofix-Befestigung immer signifikant schlechter ab.
Unser erster Tipp also: Nutzt die Isofix-Verbindung, wenn ihr die Möglichkeit dazu habt.
Euch interessiert, welche Kinderautositze im Flugzeug zugelassen sind? Dann schaut euch unseren Artikel zu den zugelassenen Kinderautositzen für das Flugzeug an.
Fehler #2: Den Sicherheitsgurt nicht richtig befestigen
Wir Eltern neigen auch oft dazu, die Riemen des Sicherheitsgurtes aus Rücksicht auf unsere Kleinen zu locker zu befestigen.
Der Gurt sollte allerdings grundsätzlich recht eng und stramm anliegen, um ein Höchstmaß an Sicherheit zu gewährleisten.
Testen könnt ihr das am besten, indem ihr den Gurt etwas zu euch zieht und dann seht, ob er beim Nachgeben Falten wirft oder wieder eng anliegt und sich in die Ausgangsposition zurück bewegt.
Fehler #3: Die dicke Winterjacke beim Anschnallen anbehalten
Eine dicke Winterjacke (vor allem eine Daunenjacke oder Ähnliches) oder ein Schneeanzug schützen unsere Kids im Winter zwar sehr gut vor der Kälte, im Autositz stellen sie aber eher ein unnötiges Risiko dar.
Eine dicke Jacke sorgt nämlich leider dafür, dass der Sicherheitsgurt nicht richtig eng am Körper anliegt und unser Kind deshalb nur im beschränktem Maße geschützt ist.
Viel besser ist es daher, wenn ihr eure Kinder zunächst ohne Jacke in den Kinderautositz setzt und anschnallt. Anschließend könnt ihr den Kleinen dann die Jacke umhängen oder sie mit einer dicken Decke wärmen. Alternativ könnt ihr auch einen so genannten Autositz Poncho nutzen.
Fehler #4: Das Ablaufdatum ignorieren
Viele von uns sind der Meinung, dass ein Kinderautositz quasi ewig hält (jedenfalls solange wir damit nicht in einen Unfall verwickelt werden).
Aber wie viele andere Sicherheits-relevante Gegenstände hat auch ein Autositz ein Ablauf- bzw. ein Mindesthaltbarkeitsdatum.
In der Regel liegt dieses bei sechs bis zehn Jahren. Darüber hinaus sollten wir einen Autokindersitz oder auch eine Babyschale nicht mehr im Auto verwenden.
Natürlich gibt es das Verfallsdatum aus einem bestimmten Grund: Über Zeit kann die Integrität des Gewebes im Kunststoff des Sitzes stark abnehmen und damit die Stabilität z.B. bei einem Aufprall beeinträchtigen. Starke Wetterveränderungen (also starke Hitze im Sommer und Kälte im Winter) begünstigen den Verfall der Sitzkomponenten.
Unser Tipp Nr. 4: Achtet auf das Haltbarkeitsdatum eures Autositzes.
Fehler #5: Zu früh einen nach vorne gerichteten Kinderautositz verwenden
Auch dies ist ein oft vorkommender Fehler. Wir tendieren dazu, unsere Kinder eher zu früh als zu spät in einen größeren Kinderautositz zu setzen.
Wir sollten aber mindestens bis zum zweiten Lebensjahr unser Kind in einem nach hinten gerichteten Kindersitz, einem so genannten Reboarder, befördern.
Die schwerwiegendste Art von Unfall ist nämlich ein Frontalaufprall.
Da sehr kleine Kinder und Babys im Vergleich noch große Köpfe und kleinere Körper haben, würden Kopf, Arme und Beine unseres Kindes bei einem Aufprall nach vorne gezogen. Ist der Sitz nach vorne gerichtet, wirken höhere Kräfte auf Kopf und Nacken und das Risiko schwerer Verletzungen steigt:
Sitzt das Kind aber rückwärts gerichtet, dann wird ein Großteil dieser Aufprallkräfte über die Rückenlehne abgeleitet und verteilt.
Unser Tipp also: Setzt euer Kind mindestens bis zum Alter von zwei Jahren (die Webseite reboard-kindersitz.info spricht sogar von vier Jahren) in einen Reboarder. Wenn euer Kind bereits älter ist, aber noch nicht so groß und schwer, dann nutzt so lange einen Reboarder, bis es die vom Hersteller des Autositzes angegebene Höchst- und Gewichtsbeschränkung überschritten hat.
Ihr wollt mehr über Reboarder erfahren? Dann schaut euch auch unsere Antworten auf die Elternfragen zu Reboardern an (Teil 1 und Teil 2).
Fehler #6: Den Top Tether falsch nutzen
Sobald unsere Kleinen dann groß genug sind, um im Auto in Fahrtrichtung mitzufahren, müssen wir unseren Kinderautositz neu installieren (also umdrehen :-)).
Eine zusätzliche Befestigungsmöglichkeit für den Kinderautositz (neben der unteren Isofix Befestigung), stellt in diesem Fall der so genannte Top Tether dar. Hierbei handelt es sich um eine Befestigung des oberen Teils des Kinderautositzes an zusätzlichen Verankerungspunkten, die sich an unterschiedlichen Stellen hinter dem Rücksitz befinden (meistens auf der Hutablage oder im Kofferraum).
Im Wesentlichen macht das die Befestigung des Kinderautositzes noch starrer und reduziert die Vorverlagerung des Kopfes unseres Kindes bei einem Frontalaufprall.
Hierin liegt aber gleichzeitig auch die Gefahr. Ist der Sitz durch den Top Tether zu starr befestigt, z.B. weil wir ihn falsch befestigt haben oder weil die Ankerpunkte bzw. Anschlusspunkte im Auto ungünstig liegen, dann kann der Autositz bei einem Aufprall auch komplett durchbrechen. Das hat auto, motor und sport in einem Test herausgefunden.
Generell sollten wir außerdem laut Cybex nur Sitze der Gruppe 1 (9-18 kg) mit Rückenlehne durch ein System mit Top Tether Gurt befestigen.
Unser Tipp Nr. 8: Wenn ihr euren Kinderautositz mit einem Top Tether befestigen möchtet, dann macht euch vorher schlau, ob ggf. die Position Befestigungsanker den Autositz zu starr mit der Karosserie verbindet.
Fehler #7: Zu früh auf die einfache Sitzerhöhung umsteigen
Unsere Kinder sollten grundsätzlich so lange in einem nach vorne gerichteten Kinderautositz mitfahren, bis sie die Größe und das Gewicht dieses Sitzes erreicht haben.
Dann sind unsere Kleinen typischerweise auch weit genug, um auf einer einfachen Sitzerhöhung (einem so genannten Booster) zu sitzen. Sie können mittig auf dem Sitz bleiben und sich auch nach vorne beugen, um Spielsachen aufzuheben.
Am wichtigsten aber: Die Kleinen können den Schultergurt auf ihren Schultern und den Beckengurt auf ihren Hüften halten und benötigen keine Unterstützung mehr durch einen Kinderautositz.
Steigt also erst auf eine Sitzerhöhung um, wenn euer Kind die entsprechende Größe erreicht hat.
Fehler #8: Zu früh den Kinderautositz komplett weglassen
Dieser Fehler steht natürlich in engem Zusammenhang zu Fehler Nr 7. Genauso, wie wir unser Kind zu früh auf eine Sitzerhöhung setzen können, können wir sie zu früh ohne irgendwelche Hilfsmittel im Auto sitzen lassen.
Ganz auf einen Kinderautositz bzw. eine Sitzerhöhung verzichten sollten wir allerdings erst dann, wenn unser Kind ca. 1,5m groß ist, was ggf. erst in einem Alter von 10 bis 12 Jahren der Fall sein kann.
Auch wenn inzwischen die Sicherheitsgurte in vielen Fahrzeugen höhenverstellbar sind, ist doch eine gewisse Größe erforderlich, damit die Gurte richtig sitzen.
Der Schultergurt sollte z.B. nicht in der Nähe von Hals oder Gesicht verlaufen, sondern mehr oder weniger quer über die Brust. So ähnlich beim Beckengurt: Dieser sollte über dem Hüftknochen liegen und nicht über dem Bauch.
Eine weitere Indikation, dass euer Kind auf die Sitzerhöhung verzichten kann, ist übrigens die Tatsache, dass es beim Sitzen mit den Füßen bereits stabil den Boden erreicht.
Wenn also die eben genannten Gegebenheiten bei eurem Kind noch nicht vorliegen, dann verwendet besser zur Unterstützung erstmal noch eine Sitzerhöhung.
Fehler #9: Den Kinderautositz nicht registrieren
Viele Kinderautositze werden mit einer Registrierungskarte geliefert, die wir Eltern ausfüllen und an den Hersteller zurücksenden können (bzw. meistens funktioniert das Ganze ja inzwischen einfach online).
Die Registrierung ist vor allem aus zwei Gründen wichtig:
- ihr bekommt in vielen Fällen eine zusätzliche Garantie bzw zusätzliche Serviceleistungen
- der Hersteller kann euch direkt auf mögliche Rückrufe oder technische Probleme mit eurem Sitz aufmerksam machen
Manchmal kann nämlich ein Rückruf auch ein Sicherheits-relevantes Teil betreffen und da solltet ihr sichergehen, dass ihr auch mitbekommt, wenn etwas mit eurem Sitz nicht in Ordnung ist.
Fehler #10: Einen Second Hand Kinderautositz kaufen
Wir würden zwar nicht grundsätzlich vom Kauf eines Second Hand Sitzes abraten.
Allerdings gibt es beim Kauf eines gebrauchten Kinderautositzes ein paar Dinge zu beachten:
- Der Autositz sollte nicht älter als 6 Jahre sein (wegen des oben angesprochenen Ablaufdatums)
- Er sollte nicht in einen Unfall verwickelt gewesen sein
- Der Sitz sollte nicht vom Hersteller zurückgerufen worden sein
Wenn ihr diese drei Dinge nicht prüfen könnt bzw. euch unsicher seid, dann solltet ihr euch besser direkt einen neuen Kinderautositz zulegen.
Fehler #11: Einen überteuerten Autositz kaufen
Stimmt eigentlich die weitläufige Annahme, dass ein teurerer Kinderautositz gleichzeitig auch eine höhere Sicherheit bietet?
Laut Experte lautet die Antwort hierauf klar „Nein“. Zwar gibt es einige wirklich schöne Autositze mit extra Polsterung, schicken Getränkehaltern, trendigen Stoffmustern und mehr Schnickschnack, aber diese sind in den meisten Fällen nicht sicherer als die einfacheren, erschwinglichen Sitze“.
Der sicherste Sitz ist stattdessen derjenige, der bei den ADAC Sicherheitstests gut abschneidet, gut zu Fahrzeug und Kind passt und jedes Mal korrekt installiert und benutzt wird.
Fehler #12: Unnötiges bzw. falsches Zubehör anbringen
Der grundsätzliche Expertenrat besagt: Wenn ein Zubehörteil nicht mit dem Autositz mitgeliefert wurde oder wenn es vom Hersteller des Autositzes nicht empfohlen wird, sollten wir es nicht verwenden.
Das gilt unter anderem für aufklappbare Spiegel, die in Unfallsituationen schnell zum Projektil werden können (und darüber hinaus auch das Potenzial haben, den Fahrer abzulenken), und auch für Sitzschoner für unter den Sitz, die Schlupf verursachen und so ggf. auch die Sicherheit beeinträchtigen können.
Unser Tipp also: Nutzt Zubehör für den Sitz, Spielsachen im direkten Umfeld eures Kindes etc. in Maßen und bewertet im Vorfeld die möglichen Auswirkungen im Unfallfall.
Fazit
Laut einer Expertenschätzung werden ca. drei Viertel der installierten Autositze nicht richtig genutzt.
Das liegt vor allem daran, dass uns meist gar nicht bewusst ist, welche Fehler wir bei der Installation des Autositzes und auch beim Anschnallen unserer Kleinen machen können.
Allerdings können wir eigentlich alle diese Fehler sehr leicht beheben, indem wir uns einfach immer wieder klar machen, welches Risiko (und sollte es noch so unwahrscheinlich sein) wir damit eingehen.
Sind euch vielleicht weitere Fehler bekannt, die regelmäßig im Zusammenhang mit der Nutzung von Autokindersitzen gemacht werden? Oder habt ihr weitere Tipps? Dann kommentiert einfach unten.
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