Partnerschaft auf ReisenRomantik auf Reisen mit Kindern – das geht?!
Tagsüber wollen sie getragen und beschäftigt werden und lassen Eltern keinen Moment zu zweit – und abends sind sie so aufgedreht, dass die erschöpfte Mama nach zehn Gutenachtliedern zuerst einschläft. Wer mit Kindern reist, für den ist Paarzeit Luxus – fünf Reise-Experten erzählen.
von KidsAway-Redaktion
Die Partnerschaft auch im Urlaub mit Kind genießen - das geht!
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Fragen wie „Wo können wir in dieser Stadt Windeln kaufen?“, „Wie schaffen wir es, den Besuch der Ruinen mit dem Mittagsschlaf des Babys zu timen?“ oder „Was heißt bloß Apotheke auf Portugiesisch und ob die Nurofen-Saft haben?“ lassen wenig Raum für romantische Gedanken.
Dazu kommt ein ganz praktisches Hindernis für Zweisamkeit: Man hockt ständig aufeinander. Nur die wenigsten Familien können sich Hotelsuiten mit eigenem Elternschlafzimmer leisten; die Wände von Campingzelten sind verdammt hellhörig und im Ausland einen muttersprachlichen Babysitter für eine Nacht zu finden, ist quasi unmöglich. Ein unfreiwilliges Zölibat während des Urlaubs ist oft die Folge – und Streit und schlechte Laune, weil keiner das gut findet.
Wie schaffen es Paare also, auch auf längeren Reisen ihre Beziehung „am Laufen“ zu halten? Wir haben einfach mal bei denen nachgefragt, die es wissen müssen!
Die meisten von uns haben eine sehr idealistische Vorstellung von Urlaub, finden die Weltwunderer, die mit ihren zwei Kindern am liebsten Neuseeland und Südostasien entdecken. „Man fährt los und erwartet, dass mit der Ankunft am Urlaubsort alle Sorgen von einem abfallen, alle entspannt und glücklich sind und die Sonne scheint. Wenn dann erstaunlicherweise die Realität einfach weitergeht, kommt es oft zu Frust, den man – ungerechtfertigterweise – am Partner auslässt.“ Das muss man sich vorher bewusst machen und während der Reise immer wieder daran denken!
Reisebloggerin Alex von 4 um die Welt bestätigt das: „Die eigene Geduld, die durch die Organisationsanforderungen einer monatelangen Reise ohnehin stark beansprucht wird, brauchen die Kinder schon vollständig auf. Für den Partner ist dann nichts mehr übrig, und dann knallt es halt auch mal. Wenn man sehr lange, also über Monate hinweg, unterwegs ist, kann es außerdem eine Beziehung mitunter belasten, dass man keine anderen erwachsenen Gesprächspartner außer dem eigenen Partner hat; man kocht dann im eigenen Saft und kreist nur noch um sich selbst.“
Ihre Lösung: Kontakte suchen! Das geht mit Kindern oft einfacher, als man denkt: in fremden Ländern öffentliche Verkehrsmittel nutzen, in Hostels übernachten, wo man andere Reisende trifft, oder couchsurfen, um andere Familien kennenzulernen. Der Input von anderen Menschen ist nicht nur hochinteressant, sondern auch Gold wert für die Partnerschaft. Dann kann man in ruhigen Stunden auch mal über etwas Neues reden …
Familie Bauer geht mit ihrer kleinen Tochter immer wieder gern auf Reisen; nach Island und den Färöer-Inseln entdeckten die drei im letzten Jahr Australien und Neuseeland, die große Weltreise ist für Oktober 2013 geplant.
Am belastendsten empfindet Familie Bauer den Stress, der durch zu enge Zeitpläne entsteht. „Gerade wenn es auf ,Abenteuerreise‘ geht, wo man auf Hotel, Animation und All inclusive verzichtet, ist Stress vorprogrammiert. Zunächst natürlich positiver Stress: Herumreisen, immer neue Schlafplätze, immer neue Menschen, immer neue Sehenswürdigkeiten kennenlernen. Dabei kann es aber dazu kommen, dass man zu viel in zu kurzer Zeit erlebt und zu wenig Raum für Auszeiten bleibt. Am Abend fällt man dann übermüdet und von den vielen neuen Reizen geplättet einfach ins Bett – obwohl man eigentlich noch gern die Zweisamkeit genossen hätte, wenn das Kind schläft.“
Die Basis: eine intakte Beziehung
Alex und ihre Familie sind soeben von einer fünfmonatigen Weltreise mit ihrer Familie zurückgekehrt – auf der natürlich nicht immer alles eitel Sonnenschein war. Das zu akzeptieren, gehört dazu, findet sie. „Wichtig ist es, dass die Partnerschaft schon vor der Reise auf einem gesunden Fundament steht. Wer schon immer viel gereist ist, im Alltag und auf Reisen als eingespieltes Team arbeitet und darauf achtet, dass die Bedürfnisse jedes Partners erfüllt werden, der kann auch anstrengenden Reisen mit Kleinkindern entspannt entgegensehen.“
Geri von Snaps and Blabs reist mit Mann und drei Kindern seit nunmehr zwei Jahren durch die Welt und schlägt sich dabei natürlich hin und wieder auch mit Partnerschafts- und Familienkrisen herum. Sie sieht das Ganze trotzdem entspannt: „Reisen wirkt wie ein Vergrößerungsglas auf eine Beziehung, ähnlich wie die Familiengründung – man kann Problemen damit nicht entfliehen, es macht das Gute einfach besser und das Schlechte schlechter. Wenn man es zu Hause nicht gemeinsam hinbekommt, sollte man Langzeitreisen definitiv vermeiden!“
Strategien für mehr Paarzeit im Urlaub
Ein Spaziergang während des Mittagsschlafs schenkt Zeit zu zweit
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Journalistin Alex hat auf ihrer Weltreise noch eine andere Strategie ausprobiert: Zeit allein, wenn schon keine Zeit zu zweit möglich ist. Ein Partner bespaßt die Kinder, der andere bekommt eine Auszeit und kann allein etwas unternehmen (oder arbeiten – das müssen viele Langzeitreisende tun!). Von getrennten Erlebnissen kann besonders auf langen Reisen die Beziehung ungemein profitieren!
Außerdem hat sie das Babyfon immer im Rucksack. In Südeuropa kann man oft direkt vor dem Hotel oder der Pension auf einem Platz sitzen, idealerweise in einem romantischen Restaurant. Man ist zu zweit und doch nur ein paar Meter vom schlafenden Kind entfernt. Wichtig: Bei der Buchung um ein Zimmer bitten, das auf die Straße oder den Platz mit dem Restaurant hinausgeht.
Aber was, wenn das passiert, was nach Murphys Gesetz passieren muss: Man hat etwas Schönes zu zweit geplant und die Kids sind am Abend hellwach? Der Tipp von Familie Bauer: „Die Kinder den kompletten Tag auspowern – in den Zoo gehen, das Schwimmbad besuchen oder die Wälder entdecken. In der Regel funktioniert das und wir können den Abend für uns nutzen.“
Eine sehr elegante Lösung ist das „Timesharing“ mit anderen Personen, seien es Freunde, Familie oder auch „Fremde“. Familie Bauer reist gern mit befreundeten Familien oder besucht Freunde mit Kindern, wenn diese gerade auf Reisen sind. „Als wir nach La Gomera geflogen sind, haben wir meine jüngere Schwester und eine Freundin von uns mitgenommen. Die beiden haben sich eine kleine Ferienwohnung geteilt, die direkt neben unserer lag. So haben sie uns regelmäßig unsere Tochter abgenommen und wir konnten die Zeit fantastisch nutzen.“
Lars und Dani, die für ein Jahr mit ihren Töchtern durch Südostasien reisen, haben die tollsten Großeltern der Welt: Die verbringen einfach immer mal wieder zwei Wochen Urlaub in Thailand oder Laos – und kümmern sich in der Zeit natürlich sehr gern um ihre Enkel, während die Eltern etwas allein unternehmen oder einfach mal entspannen.
Inka Schmeling, die über ihre Reise in der Elternzeit ein Buch geschrieben hat, war mit Mann und Kind mehrere Monate auf der Seidenstraße unterwegs. Ihr Geheimtipp: Wohnungen oder Häuser mieten. Das ist nicht nur gut für die Zweisamkeit, weil man ein eigenes Schlafzimmer hat, sondern es bietet auch andere praktische Vorteile, die den Alltag im Urlaub entstressen: Selbst kochen können macht das Reisen leichter und günstiger, und wenn die Kinder abends im Bett sind, hat man einen Raum, in dem man sich aufhalten, quatschen oder lesen kann.
Auch das Reiseziel kann gezielt kinderfreundlich gewählt werden: In Südamerika hat Alex die freundlichsten Menschen der Welt getroffen, die sich so liebevoll um ihre Kinder gekümmert haben, als wären es die eigenen. Hat man Glück und die Kinder sind nicht gerade in einer Fremdelphase, fühlen sich kleine Kinder auch in Südostasien pudelwohl, wenn sie von lachenden Menschen geherzt, herumgereicht und mit Spielzeug überschüttet werden.
Wenn es nicht so weit weg gehen soll und das Budget zu klein für eine geräumige Ferienwohnung ist, empfehlen sich mit älteren Kindern Campingplätze oder Hostels: Nirgends sonst trifft man mehr gleichgesinnte Familien, die ebenfalls Anschluss suchen und gern ein Auge auf die spielenden Kinder haben, während man ein Stündchen zu zweit genießt.
- Ferienwohnung statt Hotel! Mehrere Zimmer bieten mehr Privatsphäre und mehr Platz
- Hostel oder Campingplatz statt Hotel! Mehr Gleichgesinnte bringen Abwechslung und Spielpartner für die Kinder
- Mit anderen Familien oder Familienangehörigen reisen: das bringt Abwechslung und erlaubt Zeit zu zweit
- Wenn die Abendgestaltung zu kompliziert wird: Kinderbetreuungsangebote am Tag nutzen und in der Zeit etwas gemeinsam unternehmen
- Den Mittagsschlaf der Kinder nutzen, um (mit Kinderwagen oder Trage) in Ruhe gemeinsam spazieren zu gehen
- Wenn gar nichts geht: Kleine Gesten erhalten die Liebe. Den Partner auch im Urlaubsstress immer mal anlächeln, ihm eine Blume schenken, Fotos von euch zu zweit machen, …
Und schließlich: Wenn die Kinder im Urlaub ständig um euch herumwuseln, dann erinnert euch daran, dass ihr diese Kinder und diese Familie zusammen geschaffen habt. Ist das nicht auch ein wenig romantisch?
Auf Intimität verzichten? Nicht unbedingt!
Wenn die Kinder erst schlafen...!
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Ihre Kollegin Inka stimmt zu: „Im Sommer fahren wir gerne mal mit unseren zwei Kleinen für ein paar Tage zelten. Da ist dann völlig klar: Zweisamkeit gibt’s einfach nicht. Punkt.“
So sieht es auch Jan von Kunzworld, der mit Frau und kleiner Tochter zwei Jahre lang auf Weltreise war. Zu Beginn der Reise war Lola noch sehr klein, das Thema Partnerschaft und alles, was damit zusammenhing, stand da eher hinten an. „Das war uns aber vorher klar gewesen. Es war quasi eines der Opfer, das wir bringen mussten. Wir hatten das vorher besprochen, was sicher sinnvoll war. So kam es nicht zu Missverständnissen, weil einer der Partner vielleicht andere Vorstellungen hatte.“
Wie macht man „es“ in einem Hotelzimmer, vielleicht noch im selben Bett wie die Kinder?
Intimität im Urlaub trotz Kind - da braucht es Erfindungsreichtum
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„Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg“, versichert Jan, der es wissen muss: Zwei Jahre zusammen auf 1,20 m Breite in einem umgebauten Landrover schlafen, da wird man erfinderisch! „Man weiß ja irgendwann, wann das Kind tief schläft …“ Sein Geheimtipp: Campen in abgelegenen Gegenden wie Australiens Outback. „Es gab ein paar tolle Orte und Sternenhimmel, die uns noch lange in Erinnerung bleiben werden!“
Lukas und Nici sind vor sechs Monaten von Südafrika aufgebrochen, um Tochter Lilly die Welt zu zeigen. Inzwischen hat die Kleine schon einiges gesehen – von Südostasien ging es über Australien und Neuseeland und schließlich in die USA. Die beiden versuchen, so oft wie möglich Zeit zu zweit zu verbringen – in den engen Grenzen, die das Reisen mit Baby lässt. „Klar, es ist nicht wie zu Hause, aber es reicht … Nici ist wieder schwanger!“
- Heimlichkeit: warten, bis die Kinder schlafen, dann möglichst lautlos und ohne Bewegungen zur Sache kommen und die Zudecke als Notfall-Schutzschild benutzen
- Ablenken: Elektronische Medien sind euer Freund, wenn ihr sie so sparsam einsetzt, dass die Kinder total gebannt von ihnen sind, sobald sie mal dürfen. Aber bitte nutzt diese Methode nur, wenn ihr einen eigenen Raum zur Verfügung habt.
- Wegschleichen, wenn die Kinder schlafen: ins Badezimmer, auf eine Matte auf dem Boden, ein paar Meter weg vom Zelt oder Wohnmobil, ins Auto …
- Zeit zum „Duschen“! Wenn ihr auch zu Hause beim Duschen oder Baden auf einer abgeschlossenen Tür besteht, ist es relativ unverdächtig, wenn ihr dann etwas länger braucht.
Vorher nicht an nachher denken! Allein der Gedanke an den Gang zur Gemeinschaftstoilette auf dem Campingplatz im nächtlichen Nieselregen lässt sonst jede Lust erlöschen …
Egal, wie viel Zeit ihr im Endeffekt allein, für- und miteinander haben werdet, entscheidend ist, dass ihr vor der Reise über eure Erwartungen und Wünsche sprecht. Stellt sich heraus, dass sie stark auseinandergehen, könnt ihr euch rechtzeitig Strategien überlegen, damit alle zufrieden sind.
wieso sollen sich die Eltern abends heimlich „davonschleichen“ um mal Partnerzeit zu haben? Warum sollen Eltern nicht mal ein Wochenende oder eine Woche ohne die Brut in den Urlaub fahren um wirklich(!) ungestört Zeit als Paar zu haben? Muß man die Kinder immer mitschleppen. Ich finde den Artikel schlecht, da er suggeriert, nur Eltern die ihre Kinder immer mitschleppen sind gute Eltern. Aber Kinder kann man gut bei den Großeltern oder anderen Verwandten lassen und sie nehmen keinen Schaden davon. Soviel sollten sich die Eltern selbst schon wert sein. Ist sowieso schon unerträglich anstrengend mit kleinen Kindern der Alltag. Muß man doch nicht auch noch im Urlaub haben.