Hitze-Tipps für Eltern und KinderSommerhitze im Urlaub und zu Hause – wie ihr sie für eure Kinder erträglich macht

Ferien am Meer, im Süden oder auf tropischen Inseln, das sieht im Katalog immer verlockend aus – aber vor Ort kann die Hitze dann doch erdrückend sein, besonders für kleine Kinder. Wir haben Tipps gesammelt, die die Sommertemperaturen für Kinder und Eltern erträglich machen.

von KidsAway-Redaktion

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Den heißen Sommer sollten Eltern und Kinder mit viel Ruhe angehen © Hannes Eichinger - Fotolia.com

Den heißen Sommer sollten Eltern und Kinder mit viel Ruhe angehen

© Hannes Eichinger - Fotolia.com

Wir Mitteleuropäer mögen es warm – aber nicht heiß! Was in Italien, Spanien oder gar Thailand als normal empfunden wird, macht uns fertig, weil wir es nicht gewohnt sind. Bis sich der Körper an eine höhere Umgebungstemperatur gewöhnt hat, ist er empfindlicher und weniger belastbar, weil ihm Flüssigkeit und Salze fehlen.

Wir Eltern kämpfen mit Schweißausbrüchen und Kreislaufschwäche und sind gereizt, weil alles viel anstrengender ist. Kinder reagieren subtiler auf ungewohnte Hitze: Sie sind nörgelig, schlafen schlecht ein oder durch, essen schlecht, streiten schnell und überfordern ihren Organismus, weil sie zu wenig trinken oder ruhen.

Das Problem: Babys und Kinder können die Körpertemperatur, die beim Menschen unabhängig von der Außentemperatur immer zwischen 36 und 37° C liegt, noch nicht so gut regulieren. Während der Körper versucht, das Blut an die „Außenseite“ zu lenken und dort durch Schwitzen die Temperatur zu senken, werden Gehirn und Herz-Kreislauf-System weniger gut versorgt. Wer nun keine Ruhe hält, sondern sich wie gewohnt belastet, der muss sich über Mattigkeit und Schwindel nicht wundern.

Um ungewöhnlich große Hitze gut zu ertragen und den Urlaub in den Tropen trotzdem genießen zu können, können die ganz normalen Gepflogenheiten der Bewohner heißer Länder sehr hilfreich sein:

 

Siesta!

Siesta in der Hängematte © Gorilla - Fotolia.com

Siesta in der Hängematte

© Gorilla - Fotolia.com

Der Tagesablauf in (sub-)tropischen Regionen ist deutlich aufgeteilt. Aktivitätszeiten liegen am frühen Morgen und am frühen Abend, dazwischen ist mehr oder weniger Ruhe. Passt euch an und legt Touren und Ausflüge im Urlaub niemals auf die Mittagszeit – mindestens die Stunden zwischen 11 und 15 Uhr solltet ihr im kühlen Zimmer oder zumindest im Schatten am Pool verbringen.

Wer tagsüber viel ruht und Nickerchen macht, der ist abends natürlich fit. In Südeuropa ist es kein ungewöhnlicher Anblick, dass Kleinkinder auch um 22 Uhr noch auf Spielplätzen oder in Restaurants herumtoben. Passt euch an und gönnt euren Kindern das Spielen in der warmen Nacht, dabei bekommen sie keinen Sonnenbrand und müssen die lästige Mütze nicht tragen.

In Südeuropa ist das Abendessen die Hauptmahlzeit des Tages, die sich über Stunden hinziehen kann; zum Frühstück gibt es dagegen nur eine Kleinigkeit. Für den Organismus ist das viel angenehmer. So lange die Umstellung noch ungewohnt ist, vertröstet ihr hungrige Mäuler am besten mit Obst-Snacks.

ErfahrungsberichtFahrt ihr mit dem Auto in den Sommerurlaub, solltet ihr die Fahrt möglichst auf die Abend- und Nachtstunden legen. Lässt sich eine Tagfahrt nicht vermeiden, kühlt das Auto wenigstens vorher ab, indem ihr es in einer Tiefgarage oder im Schatten parkt.

Damit der Motor während der Fahrt nicht überhitzt, muss genug Kühlmittel eingefüllt sein. Der ADAC empfiehlt, im Stau den Motor sofort abzustellen; steigt die Temperaturanzeige beim Stop-and-Go in den Warnbereich, könnt ihr dem Motor beim Kühlen helfen, indem ihr die Heizung auf die höchste Stufe stellt und voll aufdreht.

 

Schatten!

Nicht umsonst bestehen traditionelle Häuser in Südeuropa aus dicken Steinen mit kleinen Außenfenstern, die sich nur sehr langsam erwärmen. Die Bewohner halten sich tagsüber in den dunklen, kühlen Räumen auf und nutzen schattige Innenhöfe, in denen Bäume und Brunnen für zusätzliche Abkühlung sorgen.

Ein Ventilator bietet Abkühlung und Spaß © Calek - Fotolia.com

Ein Ventilator bietet Abkühlung und Spaß

© Calek - Fotolia.com

Übernachtet ihr in warmen Ländern in Hotels, wählt möglichst immer ein Zimmer mit Klimaanlage („Air condition“). Das hat den Zusatznutzen, dass es für Moskitos und Mücken ungemütlich kühl ist. Gibt es keine Klimaanlage, muss ein Deckenventilator oder wenigstens ein schwenkbarer, an der Wand montierter Ventilator („Fan“) sein.

Der Nachteil von Klimaanlagen: Man kann jede beliebige Temperatur einstellen und oft meinen es die Besitzer zu gut. Herrschen draußen 35° C, ist eine Raumtemperatur von 20° C viel zu niedrig – der Wechsel von drinnen nach draußen überlastet den Organismus auf Dauer. Könnt ihr die Temperatur selbst regeln (im Hotelzimmer zum Beispiel), wählt sie ungefähr 5° C niedriger aus als draußen. Über Nacht kann sie schrittweise bis auf etwa 23 °C gesenkt werden, aber am nächsten Morgen müsst ihr sie dann wieder hochregeln! Das Gleiche gilt natürlich für Autos.

Da Sonneneinstrahlung ein Zimmer extrem aufheizen kann, sollten alle verfügbaren Vorhänge und Markisen tagsüber geschlossen sein; am besten sind außen liegende Verdunkelungen, weil sie die erhitzte Luft gar nicht erst ins Zimmer lassen. Im Notfall funktioniert auf die Scheiben geklebte Alufolie hervorragend.

Schatten sollte auch auf dem Kopf herrschen: Tragt draußen nach Möglichkeit immer einen breitkrempigen Hut oder wenigstens eine Schirmmütze, die die „Sonnenterrassen“ Nase, Ohren und Nacken beschattet. Einen Sonnenstich bekommt man schneller, als man denkt!

Macht es ruhig den Asiaten nach, die sich eine möglichst helle Hautfarbe erhalten wollen, und benutzt einen Sonnenschirm – der mobile Schattenspender kann sehr elegant aussehen.

Städtetrips sind im Sommer generell keine gute Idee: Die Beton- und Glasflächen in Städten reflektieren die Sonnenstrahlen stärker und speichern die Hitze des Tages länger. Dazu kommen oft extrem hohe Ozonwerte, die besonders von Kindern schlecht vertragen werden. „Summer in the city“ ist also gar nicht so toll, wie ihn Joe Cocker besingt; wenn es geht, solltet ihr mit Kindern an heißen Tagen ins Umland fahren oder euch tagsüber drinnen aufhalten.

 

Wasser!

Wasser ist ein Wundermittel, weil es nicht nur erfrischt und den Durst löscht, sondern auch die Lufttemperatur senkt, wenn es verdunstet. In vielen Restaurants und Hotels sorgen dekorative Springbrunnen oder kleine Teiche für kühle Luft oder es wird feiner Wassernebel versprüht.

Im eigenen Zimmer könnt ihr Schalen mit Wasser aufstellen oder nasse Tücher in die Fenster oder an das Babybettchen hängen; dabei immer für ein wenig Luftzug sorgen, damit kein Gewächshaus-Klima entsteht. Eine selbstgemachte Klimaanlage sind übrigens befeuchtete Vorhänge vor offenen Fenstern!

Wasser ist bei Hitze herrlich ... © menchinidesign - Fotolia.com

Wasser ist bei Hitze herrlich ...

© menchinidesign - Fotolia.com

Seid ihr unterwegs, nutzt jedes Waschbecken und jeden Springbrunnen, um Stirn, Hals und Handgelenke zu befeuchten. Eine Sprühflasche, die fein vernebeltes Wasser spendet, solltet ihr immer dabeihaben und freizügig benutzen. Keine Angst, die nasse Kleidung trocknet viel zu schnell wieder!

Wenn es keinen Pool zum Planschen gibt, freuen sich Kinder über ein aufblasbares Mini-Planschbecken oder zur Not eine gefüllte Waschschüssel zum Spritzeln – Hauptsache, es ist nass! Duschen kann man ruhig zwei- oder dreimal am Tag. Achtung: Nicht eiskalt abduschen, sondern besser lauwarm, damit der Körper keine zusätzliche Energie zum „Hochregeln“ verbraucht.

 

TippSpielen und Planschen sollten Kinder tagsüber trotzdem nur im Schatten! Das Wasser reflektiert die UV-Strahlen noch stärker als der Boden und durch die angenehme Temperatur bemerkt man Sonnenbrand und auch Sonnenstich viel zu spät.

 

Wind!

Auch sehr hohe Lufttemperaturen werden erträglich, wenn ein geringer Luftzug herrscht. Ist die Hitze groß, genügen geöffnete Fenster nicht mehr. Stellt lieber einen Ventilator im Zimmer auf oder nutzt einen Taschenventilator; der sollte allerdings nicht direkt auf das Kind gerichtet werden, da der Luftzug die Augen reizen kann.

Luft sollte übrigens auch an die Haut gelangen. Das bedeutet: keine knallengen Tops und Shorts, die viel Haut freilassen, sondern im Gegenteil lieber weite Kleidung aus luftigen, dünnen Stoffen, die dafür den ganzen Körper bedeckt.

Damit sorgt ihr gleichzeitig für UV-Schutz und vermeidet es außerdem, in anderen Kulturen wie der typische peinliche Mallorca-Urlauber auszusehen. Gerade in tropischen Ländern sind die Bekleidungskonventionen ja eher traditionell.

 

Essen und Trinken

Kinder müssen im Sommer deutlich mehr trinken als sonst; darauf müsst ihr peinlich achten, weil sie ihren Durst oft einfach vergessen. Mindestens zwei Liter pro Tag muss ein Kind trinken – und ein Erwachsener entsprechend noch mehr. Fieber, Verstopfung, dunkler Urin oder Hautfalten, die sich nach dem Zusammenkneifen nicht sofort wieder legen, deuten auf eine Dehydrierung hin, dann muss sofort Flüssigkeit in das Kind!

 

TippMacht es zur eisernen Regel, nirgends ohne Trinkvorrat hinzugehen, auch nicht mal eben um die Ecke!

 

Eis, Eis, Baby! © Fotoksa - Fotolia.com

Eis, Eis, Baby!

© Fotoksa - Fotolia.com

Durst löscht man am besten mit Wasser oder ungesüßtem Tee; Saft und Limonaden solltet ihr eher als Snacks betrachten und nicht literweise zuführen. Den Verlust an Mineralien gleicht ihr am besten mit Tomatensaft oder Bananen aus. Kaffee (auch Eiskaffee!) und Cola belasten den Körper zusätzlich und sollten sehr sparsam genossen werden. Das gilt auch für das kühle Bier zum Mittagessen; verkneift euch Alkohol bis zum Abend, sonst riskiert ihr einen Kreislaufkollaps.

Vorsicht bei Eiswürfeln: Sie sind himmlisch kühl, werden in tropischen Ländern aber oft unter zweifelhaften hygienischen Bedingungen hergestellt. Akzeptiert sie nur, wenn sie eine regelmäßige Form haben (charakteristisch ist das Loch in der Mitte), dann stammen sie aus einem Automaten.

Eis erscheint Kindern im Sommer als ideales Nahrungsmittel und sie fordern es vehement ein. Bei großer Hitze spricht auch nichts gegen ein tägliches Zweit-Eis, wenn ihr darauf achtet, dass es sich dabei um milchfreies Fruchteis oder am besten Sorbet handelt.

Noch besser ist regelmäßige Obstzufuhr, am besten als gekühlte Snacks oder Smoothies zwischendurch. So erhält der Körper genug Energiezufuhr, um den heißen Tag zu überstehen. Schwerer verdauliche Speisen solltet ihr auf die kühlen Morgen- und Abendstunden verlegen – dann schmeckt es allen besser.

In Urlaubsländern ist das Essen oft schärfer gewürzt – solche Speisen solltet ihr, wenn überhaupt, dann nur abends essen, weil sie den Körper sehr erhitzen.

 

Hitze-Tipps speziell für Babys

Sonnenschutz ist für Babys lebenswichtig © f/2.8 by ARC - Fotolia.com

Sonnenschutz ist für Babys lebenswichtig

© f/2.8 by ARC - Fotolia.com

Stillbabys brauchen prinzipiell keine zusätzliche Flüssigkeit, aber das gilt nur, wenn sie nach Bedarf gestillt werden. Bei großer Hitze solltet ihr ihnen also die Brust wesentlich häufiger anbieten als sonst. Wollt ihr vorsichtshalber trotzdem ungesüßten Tee oder Wasser anbieten, könnt ihr es mit einem Becher oder mit Löffelfütterung probieren, da Stillbabys sich mit Saugflaschen oft schwer tun.

Sonne ist tabu! Tut alles Menschenmögliche, damit euer Baby nicht in der Sonne liegen muss. Die empfindliche Haut verbrennt schon nach wenigen Minuten. Kinderwagen oder Buggys müssen mit UV-beständigen Tüchern oder Sonnensegeln abgedeckt sein (aber nicht luftdicht!) und Eltern, die eine Babytrage benutzen, sollten sich und den Tragling mit einem Schirm beschatten.

Die Gemeinsame Elterninitiative Plötzlicher Säuglingstod (GEPS) Deutschland e.V. empfiehlt, Babys bei hohen Temperaturen bis auf die Unterwäsche auszuziehen oder nur mit der Windel schlafen zu lassen. Ein Mützchen ist komplett überflüssig!

Legt das Baby nicht in die Kinderwagenwanne oder in die Babyschale, in der sich die warme Luft staut. Vollkommen tabu ist es, Babys bei Hitze im Auto allein zu lassen, auch nicht für wenige Minuten!

Wird der Körper zu heiß und kann nicht mehr genug Wärme durch Schwitzen abgeben, kommt es zum Hitzschlag. Das ist besonders für Babys extrem gefährlich, die oft zu warm angezogen sind oder in überhitzten Autos liegen müssen.

ErfahrungsberichtAnzeichen eines Hitzschlags sind:

  • Nahrungsverweigerung
  • auffälliges Verhalten (schrilles Schreien oder auffällige Gleichgültigkeit)
  • Körpertemperatur über 41° C
  • kein Schweiß
  • gerötete, trockene Haut

Wird nicht sofort die Körpertemperatur gesenkt, kann das Baby Krampfanfälle und einen Schock mit Versagen des Herz-Kreislauf-Systems bekommen! Ruft sofort einen Notarzt, bringt das Baby in den Schatten und macht kühlende Umschläge.

Oft wird ein Hitzschlag nicht rechtzeitig erkannt, weil sich der Patient „nur“ matt und erschöpft fühlt. Beobachtet euer Baby bei großer Hitze daher immer aufmerksam. Auch wenn es schläft, solltet ihr regelmäßig im Nacken fühlen, ob es sich zu heiß anfühlt und  genügend schwitzt.

Ein Sonnenstich entsteht dagegen durch direkte Überhitzung des Kopfes in der Sonne – in der Folge entzündet sich die Hirnhaut, man bekommt starke Kopfschmerzen, Schwindel und Übelkeit. Obwohl weniger gefährlich als ein Hitzschlag, muss ein Patient mit Sonnenstich sofort in den Schatten und braucht Abkühlung. Auch hier sind Babys und Kleinkinder am stärksten gefährdet, weil ihre Schädeldecke viel dünner ist.

 

Keine Panik – sooo schlimm ist die Hitze ja auch nicht. Spätestens, wenn euch wieder der kalte Herbstwind um die Ohren pfeift und ihr euch Sorgen um kalte Füßchen und Schnupfennasen macht, werdet ihr euch die Sommertemperaturen bestimmt zurückwünschen!


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