Baden im MeerDas Meer ist kein Pool! Die wichtigsten Sicherheitsregeln für Eltern und Kinder
Das Meer lockt jedes Jahr viele Familien an. Damit ihr im Urlaub am Meer mit euren Kids alles richtig macht und die Ferien von Anfang bis Ende genießen könnt, haben wir die wichtigsten Regeln für sicheres Baden im Meer gesammelt - vom Baby bis zum Teenie, für die Nordsee und die Tropen.
von KidsAway-Redaktion
Spaß im Meer - aber sicher!
© Marzanna Syncerz - Fotolia.com
Während kleinere Kinder am liebsten Strandburgen bauen und im flachen Uferbereich planschen, wagen sich die Größeren auf Luftmatratzen weiter hinaus, schnorcheln in tropischen Meeren oder lassen sich mit dem Surfbrett über die Wellen treiben.
Egal, was ihr im und auf dem Wasser macht – denkt daran, dass das offene Meer kein Swimmingpool ist!
Hier herrschen nicht nur unvorhersehbare Strömungen und andere Gefahren für ungeübte Schwimmer, das Meer ist auch Lebensraum von zahllosen Tieren und Pflanzen, die nicht immer nett auf Begegnungen mit Menschen reagieren.
Für Strandurlaube mit Kindern und das Baden im Meer gelten vor allen anderen drei goldene Sicherheitsregeln:
- nur an bewachten Strandabschnitten baden
- Kinder im und am Wasser immer beaufsichtigen
- „Schwimmen können“ bedeutet mindestens das Freischwimmer-Abzeichen in Bronze
Als Eltern tragt ihr grundsätzlich die Verantwortung für die Sicherheit eurer Kinder. Verlasst euch also nicht auf die Schwimmmeister oder die Strandaufsicht; besonders an belebten Strandabschnitten entdecken diese einen Notfall mitunter erst, wenn es schon fast zu spät ist.
Seid ihr mehrere Erwachsene, ist das prinzipiell gut. Sprecht euch aber immer klar ab, wer wann fürs Aufpassen zuständig ist, damit sich nicht alle auf die anderen verlassen und am Ende gar niemand hinschaut. Die Aufsicht über Kleinere darf auch nicht auf ältere Geschwister übertragen werden!
In vielen Urlaubsländern, etwa in Spanien, Portugal oder der Türkei, gibt es an öffentlichen Stränden leider keine Strandaufsicht. Das bedeutet auch, dass weder vor Strömungen und heraufziehenden Stürmen noch vor Quallen gewarnt wird. In solchen Fällen solltet ihr wirklich nur dann ins Wasser gehen, wenn ihr euch sehr sicher seid, alle Gefahren im Blick zu haben.
Wählt möglichst keine einsamen und abgelegenen Strände und achtet darauf, dass es Netzabdeckung für euer Handy gibt, falls ihr einen Notruf absetzen müsst. Besteht auch nur der leiseste Zweifel an der Sicherheit im Wasser, wählt lieber den Pool oder fahrt die Extrakilometer zu einem bewachten Privatstrand!
Sicherheit am Wasser
Windrichtungen, Meeresströmungen und Quallenbefall verändern sich jeden Tag. Was heute ein sicherer Strand war, kann morgen ein gesperrter Badebereich sein. Checkt deshalb den Strand und das Meer, sobald ihr dort ankommt, und zwar an jedem Urlaubstag aufs Neue!
Wichtig sind folgende Informationen:
- Gibt es starke Gezeiten?
- Wann setzen Flut und Ebbe ein? Wie weit dringt das Wasser bei Flut vor?
- Herrscht starker ablandiger Wind, der Luftmatratzen und Schwimmer aufs offene Meer hinaustreiben kann?
- Gibt es Bereiche mit gefährlichen Unterströmungen oder starker Brandung?
- Wo befinden sich Sandbanken?
- Wie tief fällt der Boden im Wasser ab?
- Gibt es Sicherheitswarnungen vor Strömungen, Wasserfahrzeugen oder Wasserverschmutzung?
- Gibt es unübersichtliche, stark verschmutzte oder potenziell gefährliche Bereiche am Strand?
Wenn ihr euch an einem bewachten Strandabschnitt aufhaltet, könnt ihr immer beim Schwimmmeister oder der Strandaufsicht nachfragen, wenn ihr euch nicht sicher seid, wo man am besten schwimmen und baden kann. Die Flagge der Badeaufsicht zeigt an, ob das Meer sicher zum Schwimmen ist. Achtung: Die Bedeutung der einzelnen Signale ist in jedem Land anders!
An Stränden mit starken Gezeiten (in Europa also besonders am offenen Atlantik und an der Nordsee) solltet ihr euch eine Gezeitentabelle besorgen. Ebbe und Flut wechseln sich alle sechs Stunden ab; die genauen Zeiten variieren aber von Tag zu Tag. Baden solltet ihr an solchen Strandabschnitten nur bei einsetzender Flut; die einsetzende Ebbe zieht das Wasser vom Strand weg ins Meer hinein und kann dabei enorm starke Sogwirkung entwickeln. Die einsetzende Flut ist vor allem an steileren Strandabschnitten und im Watt riskant; der zunehmende Wellengang kann die Brandung viel stärker an die Felsen drücken und Wattwanderer unvermittelt überraschen. Zieht ein Gewitter oder ein Sturm auf, müsst ihr nicht nur das Wasser sofort verlassen; auch am Strand schwebt ihr dann in Lebensgefahr. Nichts wie zurück ins Hotel oder notfalls ins Auto! Im tiefen Meer haben Nichtschwimmer nichts zu suchen © olesiabilkei - Fotolia.com
Sicherheit im Wasser
Anders als im Pool können sich im Meer Wind- und Strömungsverhältnisse jederzeit ändern. Zum Schwimmen ist daher viel mehr Kraft und Körperbeherrschung nötig als im ruhigen Wasser eines Schwimmbeckens. Nur wirklich gute Schwimmer dürfen daher allein im Meer schwimmen.
Laut DLRG ist man erst dann ein sicherer Schwimmer, wenn man mindestens das Jugendschwimmabzeichen in Bronze erworben hat. Das Seepferdchen genügt dafür nicht!!
Und: Auch gute Schwimmer dürfen nicht automatisch allein ins Meer. Beim ersten Mal (und das gilt jeden Tag aufs Neue!) begleitet ihr eure Großen und legt gemeinsam fest, wie weit sie ins Wasser dürfen.
Achtet besonders auf den Untergrund und die Küstenlinie: Vor und zwischen Sandbänken und an Buhnenanlagen können sehr starke Ripp-Strömungen herrschen, die auch gute Schwimmer aufs Meer hinausziehen. In solchen Fällen muss klar sein, was zu tun ist:
- ruhig auf dem Wasser treiben lassen, nicht gegen die Strömung anschwimmen
- laut und winkend um Hilfe rufen
- versuchen, parallel zum Strand seitlich aus der Strömung herauszuschwimmen
Das falsche Verhalten von Badenden in Strömungen macht den Großteil der Rettungseinsätze an Stränden aus, und jedes Jahr ertrinken auch Menschen, die andere aus Strömungen retten wollten!
Badespielzeug, das auf dem Wasser schwimmt, ist besonders für unsichere Schwimmer und ganz kleine Kinder keine gute Idee. Schon beim Baden im Pool muss klar sein, dass solche Spielzeuge nicht als Schwimmhilfen taugen; im offenen Meer können Luftmatratzen, Schwimmreifen & Co. zur direkten Gefahr werden. Der Wind kann sie sehr schnell und unvermittelt weit aufs Meer hinaustreiben, und dann ist guter Rat teuer.
Schärft euren Kindern auch ein, dass sie abgetriebenen Wasserspielzeugen nicht hinterherschwimmen dürfen! Der Wind treibt die leichten Gegenstände schneller über das Wasser, als ein Schwimmer sie einholen kann – schnell ist man entkräftet und weiter hinausgeschwommen, als man wollte.
Nur gute Schwimmer dürfen also im Meer mit Luftmatratzen oder anderen aufblasbaren Spielzeugen schwimmen und sie sollten dabei niemals allein sein. Eltern müssen ihre Kinder dabei immer im Blick behalten!
Die Wassertemperatur ist ebenfalls wichtiger, als man denkt: Ist das Meerwasser kälter als 17 °C, sollte kein Kind ohne entsprechende Schutzkleidung wie Rettungsweste oder einen Neoprenanzug ins Wasser gehen (und auch kein vernünftiger Erwachsener). Der Grund: So niedrige Wassertemperaturen entziehen dem Körper sehr schnell die Energie; man kann sich wesentlich schlechter bewegen und nicht mehr so lange und so sicher schwimmen, wie man es aus dem beheizten Schwimmbad gewohnt ist. Die Gefahr einer falschen Einschätzung der eigenen Kräfte ist dann sehr groß.
Kinder, die zittern, mit den Zähnen klappern, blaue Lippen haben oder bereits undeutlich sprechen oder sich schwerfällig bewegen, müssen sofort aus dem Wasser kommen.
Im Sommer kann der Temperaturunterschied zwischen Luft und Wasser besonders an Nord- und Ostsee so hoch sein, dass es bei plötzlichem Wasserkontakt (etwa wenn man von einer Luftmatratze oder aus einem Schlauchboot fällt) zu Kälteschock oder reflektorischem Herzstillstand kommt. Wenn man dann nicht sofort aus dem Wasser gezogen wird, kann jede Hilfe zu spät kommen.
Der Aufenthalt in Salzwasser entzieht dem Körper außerdem ungewöhnlich viel Wasser. Achtet darauf, dass eure Kinder kein Salzwasser schlucken und nehmt viel Frischwasser mit an den Strand, um den hohen Flüssigkeitsverlust auszugleichen. Noch besser ist Mineralwasser, das gleichzeitig Nachschub an Mineralien liefert, die der Körper durch das Schwitzen verliert.
Wo sind Schwimmen und Baden erlaubt?
Auch der Uferbereich ist für Kleinkinder ohne Begleitung gefährlich
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Kleine Kinder haben besonders bei Wellengang nichts im offenen Meer zu suchen. Sie spielen am sichersten in fußflachen Gezeitenpools (die noch hinter dem Brandungsbereich liegen) oder in einem aufblasbaren Planschbecken; dieses könnt ihr mit Meerwasser füllen und direkt neben eure Strandmuschel stellen.
Gefahr lauert in den so praktischen Sandbänken: Auch Nichtschwimmer waten durch flaches Wasser gern dort hinaus und planschen weiter draußen. Läuft jedoch die Flut ein, kann das Wasser zwischen Sandbank und Küste sehr schnell viel tiefer werden und Nichtschwimmer oder schlechte Schwimmer auf der Sandbank festhalten. Auch Sandbänke dürfen also nur von guten Schwimmern besucht werden!
Die tosende Brandung im Uferbereich ist bei vielen Kindern enorm beliebt, weil sie in den Wellen herrlich toben und springen können; ihr solltet sie hier trotzdem niemals allein baden lassen. Starke Wellen können auch gute Schwimmer überraschend unter Wasser drücken, so dass man die Orientierung verliert und zu viel Zeit fürs Auftauchen braucht.
Im Brandungsbereich dürfen Kinder nie mit dem Rücken zum Wasser stehen; besonders Kleinere werden dabei einfach umgeworfen und geraten dann schnell mit dem Kopf unter Wasser.
Bevor ihr euch bei starker Brandung ins Wasser traut, beobachtet das Wasser eine Viertelstunde und schaut vor allem, wie sich andere Badegäste darin machen. Habt ihr Zweifel, bleibt lieber draußen!
Strandbereiche, an denen Surfer, Jetskis oder Boote im Wasser unterwegs sind, solltet ihr mit euren Kindern nicht zum Baden aufsuchen. Zu groß ist die Gefahr, dass sie von diesen Geräten beim Baden verletzt werden.
Genauso gefährlich sind Bootsstege, Molen, Seebrücken oder Buhnen; in der Nähe von solchen Hindernissen sind die Strömungsverhältnisse oft anders, es können Strudel entstehen und der Boden kann tiefer ausgespült sein, so dass man nicht mehr stehen kann.
Vollkommen tabu ist das Baden und Schwimmen schließlich an Felsen und Klippen; die hier auftretende Brandung kann auch geübte Schwimmer unvermittelt an die Felsen oder unter Wasser drücken und dabei schwer verletzen. Beim Hinein- und Herausklettern ist die Verletzungsgefahr an den scharfen Steinen außerdem sehr hoch.
Auch das Hineinspringen von Felsen, Badebrücken und anderen hohen Stellen solltet ihr nur mit äußerster Vorsicht erlauben; zumindest muss klar sein, dass der Sprungbereich ausreichend und gleichmäßig tief ist und keinerlei Hindernisse wie Felsbrocken darin verborgen sind. Insbesondere Kopfsprünge können tödlich sein und dürfen nur von wirklich geübten Springern gemacht werden. Haltet euch in unmittelbarer Nähe des Sprungbereiches auf, damit ihr sofort zur Stelle seid, um eurem Kind zu helfen!
Richtig retten
Bei der Wasserrettung zählt jede Sekunde
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Seht ihr, dass andere Badende oder euer eigenes Kind zu ertrinken drohen, springt ihr wahrscheinlich sofort hinterher ins Wasser. Das kann je nach Situation nicht nur kontraproduktiv, sondern auch lebensgefährlich sein. Sprecht den Ernstfall unbedingt vorher ab, damit jeder von euch weiß, was zu tun ist.
Wenn ihr einen Ertrinkenden (auch euer eigenes Kind!) seht, dann:
- geratet nicht in Panik!
- ruft sofort laut um Hilfe, damit andere Strandbesucher euch unterstützen können
- weist jemandem die Aufgabe zu, mit dem Handy einen Notruf abzusetzen und (!) die anwesende Strandwacht zu alarmieren
- bildet mit anderen Strandgästen eine Menschenkette, die sich an den Händen festhält, wenn der Ertrinkende von einer Strömung erfasst wurde
- geht möglichst gemeinsam mit anderen Rettern ins Wasser
- geht nur dann selbst ins Wasser, wenn ihr körperlich fit seid
- sucht einen optimalen Einstiegspunkt und schwimmt nicht gegen Strömungen an, auch wenn ihr auf diese Weise einen längeren Weg zurücklegen müsst
- nehmt einen schwimmenden Gegenstand (Schwimmreifen, Ball oder Poolnudel) mit ins Wasser
- sucht nach vermissten Kindern immer zuerst in Ufernähe
Immer wieder ertrinken Eltern bei dem Versuch, ihre in Not geratenen Kinder aus dem Meer zu retten. Schwimmt also wirklich nur hinaus, wenn ihr sehr sichere und fitte Schwimmer seid oder wenn ihr ein Auftriebsmittel dabei habt! Ist der Ertrinkende weiter als 100 Meter vom Ufer entfernt, habt ihr als Schwimmende nahezu keine Chance, ihn zu retten.
Ist ein Kind unter Wasser geraten oder drohte zu ertrinken, beginnt sofort mit der Mund-zu-Mund-Beatmung; wartet nicht auf den Rettungsschwimmer und versucht nicht, zuerst das Wasser aus den Atemwegen zu entfernen! Wie ihr eure Kinder vor dem Ertrinken beim Baden schützt, könnt ihr ausführlich in unserem Beitrag „Badesicherheit für Kinder“ nachlesen.
Andere Gefahren im Wasser
Hai-Alarm!!
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Entwarnung gilt für unsere heimischen Meere: Die Nesseln von Kaltwasserquallen und den Arten, die im Mittelmeer leben, können zwar unangenehm brennen, sind aber nicht lebensgefährlich. Anders sieht es in den Tropen aus; die gefährlichsten Kandidaten, die man hier treffen kann, sind die Würfelqualle („Jelly Box“ und besonders die Unterart der Seewespe) und die Portugiesische Galeere („Portuguese Man of War“), die bis zu zehn Meter lange, hochgiftige Tentakel hinter sich herziehen.
Selbst wenn man nicht direkt am Gift der Qualle stirbt, können die einsetzenden Lähmungen und die Kreislaufschwäche im offenen Meer schnell zum Ertrinken führen. Schwimmen solltet ihr hier also nur in Ufernähe oder neben einem Boot, und niemals allein! Erkundigt euch vor dem Baden bei der Strandaufsicht, ob das Risiko besteht, auf Quallen zu treffen.
Vor einem Hai-Angriff ist man in tropischen Gewässern niemals ganz gefeit und Haie kommen, anders als man oft hört, auch in flaches Wasser. Am sichersten seid ihr, wenn ihr nicht abends oder an bewölkten Tagen badet (Haie jagen in der Dämmerung), nicht in trübem Wasser schwimmt (Haie greifen aus dem Verborgenen an), nicht in der Nähe von Fischerbooten oder Anglern ins Wasser geht (wo Haie Futter finden) und ruhige Schwimmbewegungen macht (nicht strampeln, planschen oder kraulen).
Allzu sehr sorgen müsst ihr euch aber nicht: Sofern ihr euch an bewachten Stränden aufhaltet (siehe Sicherheitsregel Nummer eins), könnt ihr davon ausgehen, dass die Strandaufsicht den Strand und den Badebereich sofort sperren wird, wenn Quallen oder Haie gesichtet werden. Und die Hai-Arten, die im Mittelmeer heimisch sind, stellen für Menschen keine Gefahr dar.