Weltreise mit KindMit Lkw und Kind auf der Straße des Lebens
35000 gefahrene Kilometer und ungezählte Windeln liegen hinter ihnen: Seit gut 21 Monaten ist Familie Schwarzmeier mit ihrer kleinen Tochter Gaia (2) "on the road". Ein umgebauter Lkw-Oldtimer ist ihr mobiles Heim. KidsAway hat mit der weit gereisten Familie gesprochen. Ein Interview.
von KidsAway-Redaktion

Einmal mit dem umgebauten Lkw von Waidhaus in Bayern nach Südostasien: Wolfgang (32) und Diana (30) Schwarzmeier sind mit ihrer kleinen Tochter Gaia (2) seit mehr als 19 Monaten unterwegs.
© Morpheusreisen
„Bai nai?“ – „Wo gehst Du hin?“ fragt das kleine blonde Mädchen die nette Thaifrau auf der Straße. Mit ihren großen Kulleraugen öffnet sie die Herzen aller Einheimischen.
Das kleine Mädchen heißt Gaia und ist zwei Jahre alt. Gaia ist Weltenbummerlin. Seit ihrem sechsten Lebensmonat bereist sie zusammen mit ihren Eltern Diana und Wolfgang in einem himmelblauen Lkw-Oldtimer die Straße des Lebens. Fast ihr ganzes bisheriges Leben hat sie somit bereits auf Reisen verbracht. Und sich dabei zu einem aufgeweckten, lebenslustigen Kleinkind entwickelt.
KidsAway-Redakteurin Kerstin Führer hat mit den Eltern über ihre Reise gesprochen. Eine aufregende Reise mit Baby und Kleinkind, die nur wenige Eltern sich zutrauen und die sehr erzählenswert ist. Welche Beweggründe die Familie zur großen Reise animierte, was ihre daheim gebliebene Familie – und der Kinderarzt – zu ihren Plänen sagte und wie es ihnen auf der Reise bisher ergangen ist, dies alles erzählen uns Diana und Wolfgang im Folgenden.
KidsAway: Ihr befindet Euch seit September 2009 mit Eurem umgebauten Lkw auf Weltreise. Bei Eurer Abreise war Eure Tochter gerade einmal sechs Monate alt. Eine so lange Reise um die Welt mit Baby im umgebauten Laster – das machen nicht viele Eltern. Wie seid Ihr auf diese Idee gekommen?

Unterwegs zuhause: Der blaue Lkw Morpheus, ein selbst um- und ausgebauter Daimler-Benz LA 710 KR, Baujahr 1967, Hubraum 5638 cm, Gewicht 7490 kg.
© Morpheusreisen
Die Reiseroute
Von Waidhaus in Bayern aus geht es los nach Tschechien, die Slowakei, Ungarn und Polen. Das Abenteuer beginnt bereits nach der Grenzüberquerung in Rumänien und Bulgarien. In Griechenland überwintern wir 2009 auf 2010. Es folgen Besuche von Gaias Großeltern in Griechenland und der Türkei, die jeweils für einige Zeit im LKW mitreisen. Weiter geht es durch den Iran, über Turkmenistan nach Usbekistan. Kirgistan und Kasachstan werden durchquert, um Russland zu erreichen, das Tor zur Mongolei. Noch einmal reisen wir von dort aus nach Russland aus, um den Baikalsee zu besichtigen. Dann geht es wieder zurück in die Mongolei, durch die Wüste Gobi nach China. 5500 Kilometer später stehen wir vor der Grenze zu Laos. Derzeit befinden wir uns in Thailand und stehen kurz vor dem Grenzübertritt nach Malaysia.
Diana: Unsere gemeinsame Reisegeschichte, also die von Wolfgang und mir, begann damit, dass wir einander fanden, als er, gerade mit dem Umbau seines Oldtimer-Lastwagens beschäftigt, um Platz für eine Familie zu schaffen, auf der Suche nach kreativer Unterstützung war. Er ist sozusagen ein Vollzeit-Reisender und das „Weltenbummeln“ war und ist immer selbst seine Motivation gewesen. Das Eintauchen in andere Kulturen, der Austausch mit Menschen, deren Mentalitäten sich völlig von unserer unterscheiden, Abenteuer erleben, die unterschiedlichsten Facetten der Natur betrachten, in der Fremde auf sich selbst gestellt zu sein und sich darin zu behaupten, das sind wohl die Hauptgründe, wegen derer wir unterwegs sind.
Ich hatte immer den Wunsch zu reisen. Es fehlte aber entweder das nötige Kleingeld oder der richtige Gefährte. Einen Partner zu finden, der in einer am Sicherheitsdenken erkrankten Gesellschaft die Leidenschaft unterwegs zu sein teilen und sich dann auch noch vorstellen kann, das Ganze mit einem Kleinkind zu bewerkstelligen, ist kein leichtes Unterfangen.
Das Schicksal meinte es also gut mit uns. Wir schufen uns auf wenigen Quadratmetern unser Nest, bauten den Aufbau des 710ers komplett selbst aus, mit allem, was man zum täglichen Leben so braucht. Dann machten wir uns auf, in Richtung des Appenzeller Ländles, um das nötige Reisebudget zu verdienen.
Als Gaia sich ankündigte, war das kein Grund für uns, unser Vorhaben aufzugeben, sondern die Bestätigung dafür, dass wir uns, wie einst erhofft, als komplette Familie auf „die Straße des Lebens“ begeben sollten. Vielleicht, so hofften wir damals, würde sich irgendwo da draußen ein friedliches Fleckchen Erde finden, wo wir uns vorstellen könnten zu bleiben.
Wie haben Eure Familie, Eure Freunde und auch der Kinderarzt reagiert, als Ihr ihnen von Eurem Vorhaben erzählt habt?
Da wir vor unserer Abreise bereits längere Zeit im Ausland gelebt und gearbeitet hatten, um uns eine Weltreise finanzieren zu können, wussten unsere Familien und Freunde bereits von unseren Plänen. Natürlich haben einige, als sie vom bevorstehenden Familienzuwachs hörten, gedacht oder auch gehofft, wir würden uns nun in der Umgebung sesshaft machen. Als wir uns aber schon ab dem fünften Schwangerschaftsmonat wieder auf Achse machten – wir fuhren in die Schweiz, nach Österreich, Spanien, Frankreich, Portugal, Marokko und Luxemburg – um unser 44 Jahre altes Reisegefährt schon mal warm laufen zu lassen, wussten die meisten, dass der Abschied vorprogrammiert war.
Niemand kann sich im Vorfeld ein genaues Bild davon machen, was es bedeutet, wenn die geliebten Kinder mit Baby „unerreichbar“ sind.
Wir sind vor allem unseren Familien sehr dankbar dafür, dass sie uns in unserem Vorhaben immer unterstützt und uns keine Vorwürfe gemacht haben. Sicher gab es Fragen, Einwände, Vorbehalte. Niemand kann sich im Vorfeld ein genaues Bild davon machen, was es bedeutet, wenn die geliebten Kinder mit Baby „unerreichbar“ sind. Wenn man das erste Enkelkind, die einzige Nichte nicht aufwachsen sieht, wenn man von Umweltkatastrophen hört, die sich irgendwo in der Nähe unserer Route ereignen …
Ja, und zumindest über die Kommunikationsmedien ist die Welt doch recht klein geworden. Fast überall ist man telefonisch erreichbar oder hat Zugriff auf das World Wide Web, ist nie ganz verschwunden. Unser „Kinderarzt“, der eigentlich Wolfgangs Hausarzt ist, kennt ihn schon von Kindesbeinen. Er war eigentlich nicht weiter überrascht, als er von unseren Plänen hörte. Gaia war und ist ein kerngesundes Kind, weswegen er nicht viel mehr zu sagen hatte, als „Viel Glück und Gute Reise!“
Ist Euer LKW kindgerecht eingerichtet?
Im Lkw gibt es einen Wohnraum, das heißt immer mindestens einer von uns hat Gaia bei allem, was sie tut im Blickfeld. Diese Tatsache allein würde die Frage eigentlich schon fast beantworten. Aber der Vollständigkeit halber noch einige Details: Die Inneneinrichtung ist aus Holz und alle Ecken und Kanten wurden abgerundet, um das Verletzungsrisiko zu minimieren. Die Toilette (mit Kindersitz) ist von überall aus nur eine Sekunde entfernt. Wenn Gaia sagt, sie müsse mal, dann hockt sie eigentlich schon – sehr praktisch beim Trockenlegen! Die Steckdosen müssen per Knopfdruck aktiviert werden und dieser Knopf ist für Gaia unerreichbar. Um Gaia einen sicheren Schlaf zu gewährleisten, hat Wolfgang beim Aufstieg zum Alkoven ein Sicherheitsnetz angebracht.

Kindersicher im Lkw: Ein Sicherheitsnetz schützt Gaia vor einem Sturz in die Tiefe
© Morpheusreisen
Tagsüber können wir seitdem auf einer Sitzecke an einem Tisch Platz nehmen. Gaia hat nunmehr ihre eigene „Spielcouch“ und einen Gang zum Laufen und Kraxeln. Somit ist mehr Bewegungsfreiheit geschaffen. Der Lkw ist mit 200 Litern Trinkwasservolumen und 300 Litern Brauchwasservolumen ausgestattet. Das langt überall hin, um gut versorgt zu sein.
Womit spielt Eure Tochter auf Reisen?
Am liebsten spielt Gaia mit all den Dingen, mit denen wir uns hauptsächlich beschäftigen. Beim Fahren liest sie vor sich hin murmelnd die Landkarte und gibt ihrem Papa Anweisungen, wo er hinfahren müsse. Sie holt Teller, Töpfe und Tassen aus dem Schrank, um uns zu bekochen, oder hilft eifrig mit beim Wäsche waschen und reparieren. Meistens ist sie also damit beschäftigt uns zu imitieren, wie andere Kinder bekanntlich auch.
Wenn wir irgendwo angekommen sind und der Lkw steht, verbringt sie den Großteil der Zeit draußen. Da dieses Draußen immer wieder wechselt und sie jedes Mal aufs Neue spannende Spielobjekte vorfindet, bieten sich unendlich viele Möglichkeiten zum Erkunden, Entdecken und Lernen. Stöckchen, Rinde, Steine, Wasser, Muscheln, Blätter, Blumen – die Natur ist ein unerschöpfliches Spielzimmer.
Für die Schlechtwettertage haben wir jedoch auch andere Spielsachen an Bord. Obwohl es für Kinder schlechtes Wetter ja gar nicht gibt, denn auch Pfützen können unheimlich interessant sein (lacht).
Bevor wir aufgebrochen sind, haben wir einige von Wolfgangs 30 Jahre alten Spielsachen auf dem Dachboden ausgegraben. Was für gut befunden wurde, wurde eingepackt. Ein bescheidenes Startrepertoire an Bobbycar, aufblasbarem Hüpftier, Holzpuzzles, Buntstiften und einigen Kinderbüchern konnte im Verlauf der Reise um diverse Stofftiere, Handpuppen, Holzspiele, eine Werkbank, Spielzeugautos, und einiges mehr erweitert werden. Meist ist das Interesse für diese künstlichen Dinge jedoch von kurzer Dauer.
Als uns unsere Familien besuchen kamen, hatten sie immer mindestens einen halben Koffer neues Equipment für Gaia dabei. Hauptsächlich deutsche Kinderbücher, da man die unterwegs nicht so einfach bekommt. Prima!
Wie gut hat Gaia die langen Fahrten, oft auch über unbefestigte Straßen und Pisten beispielsweise in der Mongolei, verkraftet?
Da Gaia quasi schon vor ihrer Geburt im Lkw mitgereist ist, gehört das Fahren von Anfang an zu ihrem Alltag. Um die Fahrgeräusche im Führerhaus zu vermindern, hat Wolfgang vor Antritt der Reise in die Mongolei den kompletten Motorraum gedämmt. Wir können uns also während der Fahrt in normaler Lautstärke unterhalten. Das Schaukeln, vor allem und besonders auf der Piste gefällt, Babies ja bekanntlich und ist ein ziemlich sicheres Einschlafmittel. Im Alter von sechs Monaten und eineinhalb Jahren hat Gaia noch vormittags und nachmittags je eineinhalb Stunden geschlafen. Wir haben versucht, die Fahrtzeiten auf diesen Rhythmus abzustimmen.

Im Konvoi über Pisten in der Mongolei. Straßen gibt es hier keine.
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Natürlich gab es auch Zeiten, in denen wir den ganzen Tag im Auto saßen. Da mussten wir uns dann schon ein umfangreiches Beschäftigungsrepertoire zurechtlegen, wenn die Eindrücke von außen überhand nahmen, das Kind sich abwendet und sich mit etwas Gewohntem beschäftigen will. Singen, Lesen, Daumenspiele, Erzählen, der Fantasie sind da keine Grenzen gesetzt — nur einen langen Atem braucht man manchmal.
Was nicht funktioniert hat, war, dass Gaia die ganze Zeit über in ihrem Kindersitz angeschnallt war. Die meiste Zeit verbrachte sie auf meinem Schoß! Da wir in unserem Oldtimer aber keine Anschnallpflicht haben und nur langsam fahren können, ist das auch kein Problem. In der Mongolei waren die Straßenverhältnisse miserabel, denn es gab keine.
Wenn wir das Gefühl hatten, wir seien genug gefahren, konnten wir jederzeit überall anhalten, den Motor abstellen und waren angekommen. Also kein zusätzlicher Stress.
Nur wenige Kilometer von Euren Rastplätzen entfernt kam es auf Eurer Reise in manchen Ländern wie beispielsweise in Kirgistan zu politischen Unruhen. Auch gab es immer wieder einmal vor allem in den Ländern der ehemaligen Sowjetunion Pöbeleien von Betrunkenen. Wie sicher habt Ihr Euch auf der Reise gefühlt?
Der beste Schutz vor Übergriffen ist allem voran immer ein respektvoller Umgang mit den Menschen, denen man begegnet. Darüber hinaus sollte man sich auf sein Bauchgefühl bei der Platzwahl verlassen. Zu Beginn der Reise, sprich noch auf europäischem Boden, hatten wir von Zeit zu Zeit ein ungutes Gefühl, überwiegend nachts. Schon tagsüber lag in einigen Gegenden Südosteuropas eine schlechte Stimmung in der Luft. Da muss man dem verlassenen Platz am Meer halt auch mal eine Übernachtung auf dem Rastplatz neben anderen Schwertransportern in Erwägung ziehen. Ereignet hat sich jedoch außer ein paar neugierigen Blicken in den Wagen bei Tagesanbruch nicht viel.

Mitfahrgelegenheit auf kirgisisch: Auf dem Eselskarren mit einheimischen Kindern unterwegs
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In Zentralasien waren wir vorwiegend mit anderen Fahrzeugen unterwegs, was das eine oder andere Zusammentreffen manchmal einfacherer machte. Auch hier blieb es bei wenigen Pöbeleien und einem Peitschenhieb für Wolfgang. In besagter Situation erfolgte dieser kurze „Angriff“ aber eher aus Erschrecken denn aus Aggression.
Wir verfolgen von unterwegs aus die aktuelle politische Lage der Länder, die wir als nächstes besuchen wollen. Wir wussten also im Vorfeld, dass es in Kirgistan zu Unruhen gekommen war, aber auch wie die Zusammenhänge waren. Wie gesagt, wären wir nicht im Konvoi gefahren, oder hätten wir gewusst, dass die Krise sich auf das ganze Land ausbreitet – der Krisenherd lag im Süden, den wir bewusst gemieden haben – wer weiß, wofür wir uns dann entschieden hätten.
Im Allgemeinen ist das Sicherheitsgefühl mit jedem weiteren Tag, an dem wir viel Positives von Seiten der Menschen erlebt hatten und mit jeder weiteren Nacht, in der wir ruhig schlafen konnten, gestiegen.
Vor allem als Familie wird man in den Ländern des Orients mit offenen Armen willkommen geheißen.
Auch wenn man in den Medien meist Gegenteiliges hört oder liest: Verhält man sich in den Ländern des Orients entsprechend, vor allem in den muslimisch geprägten Staaten, wird man als Gast und vor allem auch als Familie mit offenen Armen willkommen geheißen. Ich weiß nicht, ob wir uns in Europa genauso sicher fühlen könnten.
Eine der größten Ängste von Eltern ist eine fehlende oder unzureichende ärztliche Versorgung ihres Kindes im Ernstfall im Ausland. Die von Euch gewählte Reiseroute hat Euch oft durch verlassene Gebiete geführt, hunderte Kilometer vom nächsten Krankenhaus und der nächsten Apotheke entfernt.
Das Problem bei einem Notfall ist eigentlich nicht, dass eventuell kein Krankenhaus in der Nähe ist. Eine Notfallapotheke haben wir natürlich dabei. Wenn man sucht, findet man überall einen Arzt. Das Problem ist, dass es meist an der Verständigung hapert und an adäquaten Standards fehlt. Wir hatten die ganze Zeit über nie Angst davor, dass Gaia krank werden könnte. Ja, irgendwann würde das mal passieren, aber so wohl behütet wie sie war: Stillen bis eineinhalb Jahre, jede Mahlzeit frisch zubereitet und jederzeit der Mittelpunkt von Mamas und Papas Welt!
Irgendwann passierte es dann aber doch. Und natürlich nicht irgendwo, sondern in der Mongolei. Als wir die Grenze hinter uns ließen und auf eine Landschaft ohne Teer und Stromleitungen blickten, stellte sich der Gedanke zum ersten Mal ein: „Und was, wenn irgendwas mit Gaia ist?“
Das Problem bei einem Notfall ist nicht, dass eventuell kein Krankenhaus in der Nähe ist. Wenn man sucht, findet man überall einen Arzt. Das Problem ist, dass es meist an der Verständigung hapert und an adäquaten Standards fehlt.
Nach drei Tagen bekam sie Fieber und war übersät mit kleinen roten Pickelchen. Was nun? Erst mal Wadenwickel machen und ihr Ruhe gönnen. Als ihre Temperatur jedoch weiterhin stieg und sie nur noch apathisch in meinen Armen lag, blieb uns nichts anderes übrig, als ins nächste Krankenhaus zu fahren, das sich gleich ums nächste Eck befand. Die Ärzte dort taten uns zwar den Gefallen und untersuchten sie im Lkw. Ihre Diagnose blieb uns aufgrund der Sprache trotzdem unverständlich.
Mit Hilfe eines Englischlehrers, den Wolfgang zufällig auf der Straße angesprochen hatte und der Ferndiagnose von seinem Hausarzt stellte sich schließlich heraus, dass sie Scharlach hatte. Die Verfahrensweise der Ärzte und Schwestern dort ließ uns aber beinahe verzweifeln. Auch das Krankenhaus selbst macht nicht gerade einen vertrauenserweckenden Eindruck. Es war schmutzig, die Fenster zum Teil zerbrochen, in den Korridoren warteten hustende Menschen auf eine Behandlung. Nach zwei Tagen ohne wirkliche Besserung reichte es uns dann. Wolfgang machte sich solange lautstark bemerkbar, bis er jemanden Kompetentes auf sich aufmerksam gemacht hatte. Noch in derselben Nacht wurde Gaia von drei neuen Ärzten untersucht und bekam endlich die richtige Medikation, und vor allem Bettruhe für die kommenden zwei Wochen verordnet!
Nicht nur einmal haben wir uns in dieser Zeit nach Hause gewünscht, wo alles so viel einfacher ist: Der Kinderarzt ist gleich um die Ecke und spricht Deutsch, die medizinische Versorgung ist gewährleistet, man kann sich über diverse Medikamente informieren und was wohl am Wichtigsten ist – im Schoß der Familie findet man emotionale Unterstützung.
Nicht zu vergessen ist auch, dass Gaia über zwei Wochen lang wieder ausschließlich mit Muttermilch ernährt wurde und sie deshalb kein einziges Gramm an Gewicht verlor. Zusätzlich hat sie das daraus resultierende Geborgenheitsgefühl sicherlich auch über Einiges hinweg getröstet.
Umfrage

Hattet Ihr auf Eurer Reise Probleme bei der Beschaffung von geeigneter, gesunder Kindernahrung, sauberem Trinkwasser und Hygieneartikeln wie Windeln?

Butter stampfen bei den mongolischen Nomaden
Auch für Länder wie die Mongolei, wo man nicht weiß, was einen versorgungstechnisch genau erwartet, hatten wir ausreichend Konserven und Gläser gebunkert, die wir in Russland eingekauft hatten.

Frischwasserquelle in Bulgarien
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Wenn welche vorhanden waren, haben wir unser Trinkwasser aus Frischwasserquellen bezogen. Wenn nicht gab es überall so eine Art „Wasserhaus“, in dem man günstig Trinkwasser kaufen kann. Das wurde dann aber noch mittels eines Katadyn-Wasserfilters gereinigt.
Nicht überall bekommt man frischen Joghurt oder Käse, aber auch den kann man im Vorfeld bunkern. Ab China ist es schwierig, diverse Produkte ungezuckert und ohne Geschmacksverstärker versetzt zu bekommen: Sojamilch, Samenkerne, Backwaren, Gerichte im Restaurant … naja, aber doch eher Dinge, auf die man auch verzichten kann …
Getreide für frisches Brot hatten wir bis jetzt dabei, aber langsam neigt es sich dem Ende entgegen.
Wir haben drei Bundeswehrboxen auf dem Dach montiert, die in Griechenland mit Windeln und ein paar Feuchttüchern bestückt wurden. Waren zwei leer, haben wir bei Gelegenheit Windeln nachgekauft. Kein Problem. Seit China braucht Gaia, mit nun eineinhalb Jahren, nur noch eine Nachtwindel! Die Feuchttücher haben wir schon eher weggelassen.
Ansonsten halten die Kindershampooflaschen aus Deutschland immer noch. Eine Biozahnpasta hat vor kurzem die Oma mitgebracht und die Calendula-Babycremetube von daheim ist auch noch fast voll.

Wenn wir das Gefühl hatten, wir seien genug gefahren, konnten wir jederzeit überall anhalten, den Motor abstellen und waren angekommen.
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Die Fakten
- Abfahrt September 2009
- Gaia, geb. 2.3.2009, war bei der Abfahrt ein halbes Jahr alt
- Gaia hat somit bereits ungefähr 89 Prozent ihres Lebens auf Reisen verbracht
- Unterwegs sei ungefähr 21 Monaten
- Gefahrene Kilometer: 35 000 Kilometer
- Krankenhausaufenthalte: keinen (einen indirekten Mongolei)
- Anzahl verbrauchte Windeln: Hmmm, weniger, als andere europäische Mütter momentan verbrauchen
- Das Reisegefährt: Morpheus: Daimler-Benz LA 710 KR, Bj.: 1967, Hubraum 5638 cm, Gewicht 7490 kg, selbst um- und ausgebaut
- Unser Monatsbudget liegt bei durchschnittlich 1000 Euro, incl. Diesel, Visa, Lebensmitteln, Ersatzteilen, Windeln, etc.
Wie finanziert Ihr Eure Weltreise?
Aus Ersparnissen und in Zukunft hoffentlich über Diavorträge und ein Buch.
Habt Ihr auf Eurer Reise andere Familien mit kleinen Kindern auf Weltreise kennen gelernt?
In der Türkei trafen wir uns mit einer Familie von daheim. Die Praschels, die sich, angeregt von unseren Plänen, dazu entschlossen hatten, uns zu folgen und ein Stück des Weges zu begleiten.
Was würdet Ihr bei der nächsten Reise mit Baby oder Kleinkind anders machen?
Nichts! – Aber das nächste Mal würden wir natürlich eine andere Route wählen, weil es ja noch zig Länder auf dieser Erde zu bereisen gilt!
Wie lange wollt Ihr noch mit Gaia „on the road“ bleiben?
Wenn es die Finanzen zulassen würden, würden wir mindestens noch so lang unterwegs sein, bis Gaia in die Schule kommt. Momentan kann das keiner so ganz genau sagen.
Mindestens eineinhalb Jahre wollen wir uns Zeit nehmen, bis wir „Morpheus“ über Kambodscha, Vietnam, den Himalaya, Indien, Pakistan, den Iran und die Türkei nach Europa zurück manövriert haben.
Doch im Grunde – wer weiß schon, was der Morgen bringt?
Herzlichen Dank für das Interview, Diana und Wolfgang! KidsAway wünscht Eurer Familie alles Gute und viele neue Erlebnisse und Eindrücke auf Eurer weiteren Reise.
Aktuelle und bisherige Reisedokumentationen können auf Dianas und Wolfgangs Webseite www.MORPHEUSREISEN.de unter dem Menüpunkt „Mittendrin“ eingesehen werden.

Diana und Wolfgang sind regelmäßig online und freuen sich hier auf Ihre Fragen.
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