Reisebericht NorwegenMit zwei Kleinkindern zum Weltcup nach Skandinavien – Winter, Weltcup, Wohnmobil

Mit zwei Kleinkindern nach Skandinavien zum Langlaufweltcup? Unsere beiden Mädels waren zum Reisezeitpunkt 21 Monate und 8 Monate alt. Mein Mann ist Sportfotograf und wir beide sind begeisterte Läufer und Skifahrer. Gemeinsam starteten wir im Wohnmobil nach Drammen, Oslo und Falun zu den Weltcup-Läufen der Saison 2013/14.

von actuallylove

Seite 4/4 Auf den Nachhauseweg

Unser Zuhause für drei Wochen © actuallylove

Unser Zuhause für drei Wochen

© actuallylove

Es ist Zeit aufzubrechen, die Heimat wartet. Die Kinder sind sicher verstaut, das Gepäck ist angeschnallt – halt andersherum. Nur noch das Studio abbauen, dann ist es geschafft. Vorher wollen wir uns noch für Hakans Gastfreundschaft bedanken. Marco spendiert ihm drei Flaschen „geschmuggeltes“ Dampfbier aus unserer Heimat. Das Abbauen klappt ziemlich reibungslos. Bis, ja bis die Party im Wachser-Lager vorbei ist. Die Kinder verschlafen diese Episode Gott sei dank; okay, Sportler sind auch nur Menschen, aber manchmal echt besoffene. Ein Kombinierer glaubt anscheinend, das Skimuseum sei ein Getränkelager, jedenfalls kann Marco ihn nur mit der vehementen Beteuerung „Im Scandic („das“ Sportlerhotel) gibt’s noch mehr Bier“ hinauskomplementieren. Schnell Tür absperren!

Endlich auf der Straße, erwartet uns ein anderes Problem: den ganzen Tag auf den Beinen, immer auf Anschlag, fordern die Tage ihren Tribut. Richtig weit kommen wir nicht mehr. Auch die Kinder wollen lieber in der Horizontalen schlafen. Warum können Kindersitze nicht einfach bequem sein? Wir schlagen unser Lager auf einem Rastplatz irgendwo am Rande des Vättern, des zweitgrößten Sees in Schweden, auf. Dafür muss erst einmal Paulas Kindersitz weichen, um das Hubbett herunterzulassen. Paula ist von der Aktion nicht so begeistert, sie dauert aber Gott sei Dank nicht lang und so schlummert sie nach wenigen Minuten in ihrem kleinen Reich weiter. Ein Uhr morgens, genau Heidis Zeit zum Trinken, jetzt aber schnell. Schließlich sind alle glücklich und zufrieden eingepackt und wir können auch in einen erschöpften Schlaf fallen.

Wind hatten wir ja in Falun schon, aber im Gegensatz zu dem, was mich am Morgen auf dem Rastplatz erwartet, war das ein laues Lüftchen. Der Wind reißt mir gleich beim Öffnen die hintere Tür aus der Hand. Die Fahnen neben dem Toilettenhäuschen scheinen gleich abzureißen und zu Paulas großer Freude nutzen ein paar Vögel unser Wohnmobil als Windschutz. Das Frühstück zieht sich ungemein in die Länge, da jedes „Bibib“ von ihrer Seite kommentiert wird.

Spielzeit © actuallylove

Spielzeit

© actuallylove

Zurück auf dem Highway Richtung Süden wird dann der Wind zur echten Feuerprobe für Marco und das Wohnmobil. Marco kann nur sagen,  besser zu fahren als gedacht. Schließlich erreichen wir unsere Fähre und dürfen uns die Beine vertreten. Paula findet in unserer Kabine gleich ihren Lieblingsplatz, vor dem Fenster. Das geht auch noch nach vorn raus und beschäftigt unsere Große mehrere Stunden lang. Raufklettern, hinstellen, „Bibib“ anschauen und die Matrosen beim Ablegen beobachten. Sichtlich erstaunt und aufgeregt ist sie dann schon, als sich das Land langsam entfernt. Ich schaffe es tatsächlich, eine Stunde zu schlafen, selbst bei dem Seegang. Heidi wacht kurz nach mir auf, bleibt aber Gott sei Dank ruhig.

Kurz vor Ankunft nehme ich noch Paula, die tatsächlich bis zum Lift weiterschläft, hätte ich nicht gedacht. Im Hafen herrscht rege Betriebsamkeit, sehr zu Paulas Freude. Ich darf bis halb fünf Uhr morgens weiterfahren. Bei Kassel legen wir uns alle vier in das große Bett, schlafen innerhalb von Sekunden wieder ein und genießen zwei Stunden Schlaf.

Was man nach so einer Nacht braucht? Kaffee! Die Kinder bekommen keinen und sind fertig genug bald wieder einzuschlafen, also Ruhe bis Mittag. Ein weiterer Zwischenstopp beim McDonalds sichert das Mittagessen. „Bibaba Mnjamnjam“ ist die Devise, was in einem 20er-Pack Chicken McNuggets endet. Paula will nicht mal mehr auf den Spielplatz (ja, eigentlich der Grund für den McDonalds-Besuch), also weiter gehts.

Schließlich erreichen wir das Allgäu, die Kids sind mehr als müde, aber schlafen ist jetzt nicht. Wir müssen das Wohnmobil ausräumen und reinigen. Die beiden Mädels werden aufs Bett verfrachtet und mit den Kissen gegen Herabfallen gesichert. Dann beginnt der Kampf gegen den Schmutz. Schneller als gedacht ist das Auto wieder sauber.  Puh. Runtergefallen ist auch niemand. Schweren Herzens verabschieden wir uns von unserem Wohnmobil.

Schön war’s, wirklich schön! Wir sind stolz, dass die beiden das so mitgemacht haben. Dass es mit dem Wohnmobil so wunderbar geklappt hat.

Kann so ein Trip eine Familie verändern? Einen selbst verändern? Klar, wir sind richtig zusammengewachsen, haben gemerkt, wie wenig wir und auch die Kinder zum Glücklichsein brauchen. Und ich bin mir jetzt sicher, was immer kommen mag, wir können es zusammen meistern.


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