ReiseberichtNeuseeland mit Kindern
Wir wollten weg, und zwar so richtig lange. Ein letztes Mal, bevor unsere Tochter zur Schule kommt und wir unsere Urlaubsträume in Ferienpläne quetschen müssen. Das Ziel war schnell klar, wir träumten ja seit unserer letzten Reise ans andere Ende der Welt davon: einmal mit den Kindern Neuseeland entdecken. In Ruhe und ohne Stress. Denn was Kinder und Eltern im Urlaub wirklich brauchen, sind Zeit – und Platz. Beides hat Neuseeland im Überfluss zu bieten.
von Jenny
2 Monate miit dem Campervan durch Neuseeland: Jenny, Alex, Line (6) und Leo (2) haben sich den Traum erfüllt.
© Weltwunderer
Alle Ersparnisse wurden abgehoben, die Katze an Freunde verliehen und die Wohnung untervermietet – so kratzten wir Zeit und Geld für acht Wochen Ferien am Stück zusammen. Kurz nach dem Jahreswechsel, im tiefsten Winter, flogen wir ab, im (Über-)Gepäck einen Buggy, die Fotoausrüstung, drei große Taschen und drei kleine Rucksäcke, einige Ängste und viele Erwartungen. Für circa 1200 Euro pro Person ging es mit der Lufthansa von München nach Tokio und von dort weiter mit Air New Zealand nach Christchurch. Jeweils 12 Stunden dauerte ein Flug. Im Nachhinein war es gar nicht so schlimm: Wir nutzten die Nacht zum Fliegen und schliefen tatsächlich ganz gut, in Japan legten wir einen ganzen Tag Pause ein, der zum Laufen, Toben und Sushi-Essen genutzt wurde. Wir kamen erstaunlich entspannt in Neuseeland an.
Mama, warum lächeln uns die fremden Leute alle so an?
Und mussten uns komplett umstellen – nicht nur wegen der 12 Stunden Zeitunterschied und der frappierend freundlichen Menschen („Mama, warum lächeln uns die fremden Leute alle so an?“). Von Dezember bis Februar ist auf der Südhalbkugel Hochsommer. Das stark vom Meer beeinflusste Klima ist mild und feucht, auf der Südinsel wird das Wetter mit der Nähe zur Antarktis aber gern mal unfreundlich. Auch im Sommer war es hier sehr wechselhaft mit Regen und Sturm, während wir ab dem Abel Tasman Nationalpark fast durchgängig in subtropischer Hitze geschwitzt haben. Weil die Strände und Zeltplätze auf der Nordinsel brechend voll (und teuer!) sein können, bis Mitte Januar endlich die Schule für die Kiwi-Kinder beginnt, starteten wir im kühleren Süden, wo generell weniger los ist und wir uns langsam an die starke UV-Strahlung gewöhnen konnten. Sonnenhut, Eincremen und UV-Schutzkleidung waren immer Pflicht!
[box pos=li breite=250]Die Reiseroute
Deutschland – Tokyo – Christchurch – Banks-Halbinsel – Oamaru – Moeraki – Dunedin/Otago-Halbinsel – Catlins/Curio Bay – Te Anau/Milford Sound – Queenstown – Glenorchy – Wanaka – Aoraki/Mount Cook – Geraldine – Hanmer Springs – Marahau/Abel Tasman Nationalpark – Kennepuru Sound/Marlborough Sounds – Picton – Wellington – Wanganui – Ohakune/Tongariro Nationalpark – Lake Taupo – Matamata/Hobbiton – Rotorua – Mount Maunganui/Bay of Plenty –Coromandel-Halbinsel – Pakiri/Hibiskus-Küste – Tawharanui-Halbinsel – Muriwai – Auckland – Tokyo – Deutschland
Von Christchurch aus, das noch deutlich vom starken September-Beben gezeichnet war (und dessen furchtbare Zerstörung im Februar wir zum Glück auf der Nordinsel „verpassten“) fuhren wir in unserem Wohnmobil zunächst nach Süden – auf der linken Straßenseite natürlich. Den Campervan, einen viersitzigen Toyota Voyager von Britz, nahmen wir wie ein Schneckenhaus überallhin mit. Das war nicht nur praktisch, weil wir spontan anhalten und bleiben konnten und das tägliche Aus- und Einpacken wegfiel. Es gab den Kindern auch das wichtige Heimatgefühl, inmitten der vielen neuen Erlebnisse eine feste Basis zu haben. „Zu Hause“ war das Wohnmobil und die täglichen Routinen wie Bettbauen, Kochen und an der „Dump Station“ das Abwasser ablassen gaben die Tagesstruktur vor.
Auf der wilden Otago-Halbinsel trotzten wir dem antarktischen Sturm und zählten Schafe und Robben, bevor der südlichste Punkt Neuseelands in den abgelegenen Catlins erreicht war. Hier wären wir beinahe für immer geblieben – in der Curio Bay am Ende der Welt, wo fast handzahme Pinguine über Klippen aus versteinerten, prähistorischen Bäumen klettern und sich Hectors Dolphins, die kleinsten Delfine der Welt, Seite an Seite mit riesigen Seelöwen tummeln. Wenn das Meer nicht viel zu kalt zum Baden gewesen wäre (jedenfalls für uns Memmen-Europäer) und die Fische unsere Angel nicht mit Verachtung gestraft hätten, und nicht der Rest von Neuseeland gewartet hätte, …
Auf Kapitän Cooks Spuren im Milford Sound
© Weltwunderer
Wir könnten heute auch nicht stolz auf die Beharrlichkeit und das Durchhaltevermögen unserer Kinder sein, die (fast) ohne Klagen den stundenlangen, schweißtreibenden, steilen Aufstieg zum Rob-Roy-Gletscher im Mount Aspiring Nationalpark bewältigten. Der erhabene Anblick eines gewaltigen Gletschers im gleißenden Sonnenschein, durchzogen von gewaltigen Wasserfällen, die aus schwindelerregender Höhe senkrecht nach unten donnern – das fanden wir Eltern toll. Der neugierige Kea an unserem Rastplatz, die knorrigen Baumriesen im Bergregenwald, auf denen man herumklettern konnte und die gefährlich schwankende Hängebrücke hoch über dem wilden Fluss waren die Abenteuer-Belohnung für die Kids.
Hoch hinauf zum Rob Roy Gletscher
© Weltwunderer
Neben vielen neuen Tieren, die sie sonst nur aus dem Zoo kennen, haben unsere Kinder in Neuseeland noch einiges mehr gelernt: wie man mit Steinen ditschert, eine Handangel auswirft, einen Bogen baut, auf einem Pferd querfeldein reitet … Informationen zur Natur- und Erdgeschichte und zu den Maori, der Urbevölkerung Neuseelands, fanden wir zuhauf in den tollen und kostenlosen Museen überall im Land. Dass die Erde rund ist und verschiedene Zeitzonen hat, dass es eine Plattentektonik gibt und die Erdkruste nicht fest ist, erlebten wir hautnah. Grundlegende Gesetze der Optik lehrte uns schließlich die „Puzzling World“ in Wanaka: Mittels optischer Täuschungen und anderen Tricks zauberten wir uns dort größer und kleiner, rutschten bergauf und bezwangen gemeinsam ein fieses 3D-Labyrinth.
Schlechtes Wetter gute Kleidung am Lake Wakatipu
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Nach einem Abstecher zum Mount Cook, wo unser Wohnmobil nachts bedenklich unter den Sturmböen schwankte und wir die Eisberge im See des Tasman-Gletschers anfassten (kalt!), ging es nach Norden: zu den traumhaften Stränden des Abel Tasman Nationalparks, wo wir uns vom Aquataxi an einsame Buchten bringen ließen, im Südsee-Feeling schwelgten und den Delfinen beim Spielen zusahen. Das Essen musste nur gepflückt werden – riesige Green Lipped Mussels von den Klippen am Meer und saftige Feigen vom Baum. Der Abschied von der menschenleeren, wilden und geheimnisvollen Südinsel fiel wirklich schwer, aber die andere Hälfte des Landes hatte auch noch einiges zu bieten. Mit der Interislander-Fähre setzten wir nach vier Wochen schweren Herzens auf die Nordinsel über.
Weitblick vom Mount Ruapehu
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Der finstere Mount Ngauruhoe im für die Maori heiligen Tongariro Nationalpark beeindruckt auch Reisende, die in seinem Gipfel nicht den Mount Doom erkennen. An den Hängen des Mount Ruapehu einmal im Winter Ski zu fahren, diesen Traum erfüllen wir uns hoffentlich irgendwann. In der Sommerhitze erkundeten wir hier verwunschene Wasserfälle im dichten Bergregenwald, kraxelten über himmelhohe Felswände und lauschten nachts den Rufen der Kiwis. Und hatten dabei immer ein wenig Angst, dass einer der noch aktiven Vulkane hochgeht …
Heiße Sache im Hidden Valley bei Rotorua
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Faule Wochen voller Badespaß verbrachten wir mit Wellenreiten, Schnorcheln und Fish-and-Chips-Essen an den muschelübersäten Stränden der Bay of Plenty, in den abgeschiedenen kleinen Buchten der Coromandel-Halbinsel und an der wilden Hibiskus-Küste im Nordosten von Auckland. An den einsamen schwarzen Stränden von Muriwai und Piha lernten Tochter und Vater surfen und wir beschlossen ein zweites Mal, einfach hierzubleiben. Schweren Herzens ging es schließlich doch zurück nach Auckland, wo das Flugzeug nach Hause wartete.
Würden wir uns das noch einmal antun? Ganz ehrlich: Na klar!
Was bleibt von zwei Monaten mit täglich neuen Erlebnissen, zusammengequetscht auf sechs Quadratmetern? Ganz ehrlich: Unsere Reise war verdammt teuer und ab und zu war sie auch verdammt anstrengend. Würden wir uns das noch einmal antun? Ganz ehrlich: Na klar! Überraschenderweise hat man auch am anderen Ende der Welt, ohne Kindergarten und Kundenanrufe, immer noch mit den Nervigkeiten des Alltags zu kämpfen. Und so eine Reise reist sich ja nicht von selbst, für das Organisieren, Planen und Umplanen haben wir viel Kraft gebraucht. Aber bereut haben wir unsere Entscheidung nie, nicht ein einziges Mal wollten wir nach Hause.
Endless Surfing in Muriwai
© Weltwunderer
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Hallo! Danke für den tollen Bericht. Wir wollen im Januar mit unseren 3 Kids (3+4 J. alt) starten und haben bisher kaum etwas geplant. Was mich am meisten interessiert: wo kann man gut reiten? Dürfen die Kids auch schon reiten? Danke!
Hallo Jenny,
ein wirklich toller Bericht.
Wir waren bereits 2006 für 5 Wochen in NZ. Es hat uns genauso fasziniert und begeistert wie euch.
Auch wir haben uns vorgenommen, wenn unsere Tochter im letzten Kindergartenjahr ist (das wird 2018 sein), nochmal nach NZ zu fahren. Das muss einfach sein, und es ist die letzte Chance nochmal so viel Urlaub am Stück zu bekommen.
Ich denke auch, dass es gerade für Kinder eine einmalige Erfahrung sein wird, und für uns als Familie ein riesen Erlebnis sein wird.
Also nochmal vielen Dank. Nun kann ich es noch weniger erwarten! „Nur“ noch 4 3/4 Jahre :o/
Hallo Jenny,
Wow, ein toller Bericht! Danke für die tollen Tipps! Da bekommt man richtig Lust sofort hinzufliegen! Tatsächlich planen wir auch eine Reise nach NZ Ende des Jahres. Momentan sind noch sehr viele – eigentlich alle – Fragen offen.
Ich würde mich auch sehr über eine Kontaktaufnahme freuen.. 🙂
Liebe Grüße,
Ljubi
Hallo missbubi!
Du kannst gerne deine Fragen hier im Reiseforum posten: https://www.kidsaway.de/forum/neuseeland-mit-kind/
Jenny oder auch ich (ich war auch bereits mehrmals mit und ohne Kindern in Neuseeland) beantworten gerne deine Fragen! Bis bald Kerstin
Hallo Susi, ich freu mich so für euch! Wenn ihr noch mehr Tipps sucht, schaut doch mal in meinen Blog, da gibt’s auch noch Tipps zu den schönsten Spielplätzen, den besten Stränden und, und, und … 🙂
LG Jenny
es ist zwar schon einige zeit her, aber auch wir waren im rahmen eines sabbaticals von oktober 2008 bis ende märz 2009 mit unseren kids für fünf monate in neuseeland unterwegs. unsere mädels waren damals 10 und 6 jahre alt. die große wurde in der 5. klasse des gymnasiums für die zeit beurlaubt, die kleine war das letzte jahr im kindergarten. die reise war für die kinder und uns so eindrücklich, dass wir das jedem nur empfehlen können. die befürchtung, dass reise sich negativ auf die schulischen leistungen unserer großen auswirken würde, haben sich in keinster weise bestätigt. ganz im gegenteil, die reise wirkte sich äußerst motivierend auf ihr englisch aus und von der horizonterweiterung, die ihr die reise ermöglichte, zehrt sie unseres erachtens nach noch heute. unsere ‚abenteuer neuseeland‘ haben wir für uns und unsere freunde und angehörigen in einem reiseblog http://www.kjsnhaag.de festgehalten.
wenn ich den Bericht so lese, bekomme ich schon großes Fernweh, irgendwann fahren wir mit den Kindern auch nach Neuseeland (leider erst, wenn die Schulpflicht vorbei ist). Ein ganz toller Bericht 🙂
Hey Fiona,
warum so lange warten? Wenn ihr wirklich so gern nach NZ reisen wollt, dann solltet ihr euch von so etwas wie Schulpflicht nicht aufhalten lassen. Unsere Interviews zeigen doch, wie es geht: Wer nachfragt, wird vielleicht ein Jahr freigestellt, oder ihr schickt die Kids für ein paar Terms in NZ zur Schule…
Nur Mut!
Jenny
Hallo,
danke für den interessanten Beitrag – auch wir haben ähnliches für 2014 geplant. Kannst du mir eine kurze Info geben, mit welchem Budget ihr für Flug, Automiete und Lebenshaltung kalkuliert habt?
Danke Christian
Hallo Christian, danke für deine Frage! Wir haben sie ins Forum verschoben und dort beantwortet, damit mehr User mitlesen und vielleicht mit eigenen Erfahrungen helfen können.
Hallo,
hab gerade Deine Zusammenfassung von Eurer Reise gelesen. Wir planen ebenfalls eine 2-monatige Reise mit unseren Kinder im März/April 2013 nach New Zealand. Wo finde ich Deinen Blog?
Vielen Dank.
Mit freundlichen Grüßen
Christin
Hoi Jenny
wir sind momentan grad am abchecken was wir in unserem 3monatigen Sabbatical tun sollen nächstes Jahr. Neuseeland oder Südamerika. Mit unseren Kids 2 und 4 Jahre alt.
Blöde Frage: aber wo finde ich deinen Blog?
Und eine etwas indiskrete Frage: was hat euch die Reise gekostet?
Ich würde mich über eine persönliche Kontaktaufnahme freuen.
Lieber Gruss
Dunja
Erledigt 😉
Danke für den schönen Bericht! Die Tipps für Kinder, besonders mit den Spielplätzen, werden wir dann in zwei Wochen mit unserer 6-jährigen ausprobieren
Ich freue mich, wenn ich helfen konnte, und wünsche euch eine traumhafte Zeit!
Danke für den tollen Bericht. Bereisen auch bald dieses Land – und vor allem die Spielplatzhinweise werden sicher ausprobiert. Und euer Geheimtipp bzgl. Campingplatz wird mal in unsere Liste aufgenommen.