MeinungWarum wir für unser Baby keinen Sitzplatz im Flugzeug buchen
Die Reisezeit hat begonnen! Während die einen ihr Baby in einem Kindersitz auf dem eigenen Sitzplatz transportieren, lassen andere ihr Kind lieber (fast) gratis auf ihrem Schoß mitfliegen. KidsAway-Autorin Susanne Frank ist Anhängerin der zweiten Fraktion und verrät, warum.
von KidsAway-Redaktion
Als Redaktion finden wir: Jede Familie soll genau auf die Art reisen und leben, wie es für sie passt. Nur in einer Sache sind wir engstirnig: wenn es um die Sicherheit von Kindern im Auto und im Flugzeug geht. Das machen wir immer wieder in unseren Ratgebern und Artikeln deutlich – und wir hoffen, dass wir immer mehr Eltern dafür sensibilisieren können.
Wir wissen aber natürlich auch, dass viele Eltern dieses Thema auf Reisen anders handhaben. Eine davon ist unsere Autorin Susanne Frank. Sie erklärt hier ihre ganz persönlichen Beweggründe dafür, warum sie auf Kindersitz für ihre Kinder im Flugzeug verzichtet.
Warum wir darauf verzichten, unsere Kinder im Flugzeug extra zu sichern

Kinder unter zwei Jahren dürfen auf dem Schoß der Eltern mitfliegen
© Susanne Frank
Wenn Familien sich keine Fernreisen mehr leisten können, dann liegt das an diskriminierenden Flugpreisen.
Die einzige Chance auf einigermaßen günstige Flugreisen bietet sich Eltern in den ersten beiden Lebensjahren ihres Kindes. Wer auf einen eigenen Sitzplatz für sein Kind verzichtet, zahlt dann durchschnittlich etwa zehn Prozent des Erwachsenenpreises.
Nur eine Minderheit von Eltern kann sich die zusätzliche Sicherheit, die ein eigener Platz mit Kindersitz bietet, also überhaupt leisten. Solange die Airlines weder Kindersitze zur Verfügung stellen noch Kinderplätze zu einem fairen Preis anbieten, wird man schon allein deshalb weiterhin mehr Kinder auf dem Schoß als in Kindersitzen fliegen sehen.
Wer diesen Eltern nun vorwirft, die Sicherheit ihrer Kinder zu vernachlässigen, geht von falschen Annahmen über die Gefährlichkeit des Fliegens aus. Dass das Fliegen im Kindersitz im Verhältnis zum Fliegen auf dem Schoß sicherer ist, sagt noch nichts aus über das reale Risiko des Fliegens an sich.

Schöne Aussicht von Mamas Schoß
© Susanne Frank
Es gilt, das real existierende Risiko im Auge zu behalten, wenn es um die Sicherheit von Kindern im Flugzeug geht.
Auch ein Kind im Kindersitz ist nur dann hundertprozentig vor Turbulenzen sicher, wenn es diesen nie verlassen würde. Man könnte sein Baby also weder stillen noch wickeln und müsste ein Kleinkind zwingen, stundenlang stillzusitzen. Wer jemals mit einem Einjährigen unterwegs war, weiß, dass dies nahezu ein Ding der Unmöglichkeit ist. Meine Tochter würde überhaupt nicht freiwillig in einem Kindersitz bleiben, wenn Mamas Schoß direkt vor ihrer Nase ist. Wenn euer Nachwuchs auch zu dieser Sorte gehört, habt ihr das viele Geld für den eigenen Sitz unter Umständen umsonst ausgegeben.
Viele Kinder (vor allem sehr junge Babys) schlafen zudem in ungewohnter Umgebung eher am Körper der Mutter ein als in einem Autositz. Und wie lange könnt ihr euch (und euren Mitreisenden) zumuten, ein brüllendes Baby angeschnallt in seinem Kindersitz zu lassen?
Wir haben für unseren kleinen „Schoßflieger“ immer eine Bauchtrage dabei. Man kann damit ein paar Schritte auf und ab gehen und sich dann mit dem eingeschlafenen Kind einfach wieder an seinen Platz setzen, ohne das Baby nochmal ablegen (und damit möglicherweise aufwecken) zu müssen.
Nun stellt sich natürlich die Frage des Komforts, vor allem auf Langstreckenflügen. Ein Kind stundenlang auf dem Schoß zu halten, kann für einen Erwachsenen zu einer Tortur werden.
Die bequemste Lösung für Eltern wie Kind ist nicht der Autokindersitz, sondern das „Bassinet“.
Bei rechtzeitiger Vorbestellung sind diese Babybettchen nicht nur kostenlos, sondern euer Baby liegt (im Gegensatz zum Autositz) darin flach und komfortabel wie in einem richtigen Bett, mit einem Gurt vor dem Herausfallen geschützt.
Unsere damals neun Monate alte Tochter verschlief in einem solchen Bettchen einmal einen kompletten Nachtflug von elf Stunden. Wir fanden die Flüge mit diesen Betten so bequem, dass wir die Airline für einen Langstreckenflug speziell nach der Verfügbarkeit von Bassinets auswählen würden.
Ein weiteres Argument gegen das Fliegen mit eigenem Kindersitz ist der logistische Aufwand für die Anschaffung und den Transport. Nur eine überschaubare Anzahl bestimmter Kindersitz-Modelle ist überhaupt im Flugzeug zugelassen. Das heißt, ihr müsst euch (zusätzlich zu den Kosten für das Kinderticket) gegebenenfalls für teures Geld einen neuen Kindersitz anschaffen. Und ihr müsst den Kindersitz zusätzlich zu eurem Gepäck bis zum Flugzeug schleppen (dito am Zielort).
Jede Airline stellt ihre eigenen Regeln auf. So sind bei einigen Airlines keine rückwärts gerichteten Babyschalen erlaubt, andere akzeptieren den CARES-Gurt nicht (mehr). Selbst wenn ihr mit einem zugelassenen Kindersitz antretet, kann es euch passieren, dass das zuständige Kabinenpersonal davon nichts weiß und euch die Benutzung verweigert. Es kann auch passieren, dass ein zugelassener Kindersitz im Flugzeug nicht auf den gebuchten Platz passt, weil er zu breit ist.
Konfuse Regelungen der Airlines verhindern selbst die wohlmeinendsten Bemühungen von Eltern.
Zahllose Erfahrungsberichte auf KidsAway.de und in Familienreiseblogs dokumentieren das.
Mein Fazit: Kindersicherheit gern, aber zu vernünftigen Bedingungen!
Selbstverständlich wünschen wir Eltern uns alle, dass die Airlines eines Tages zu einheitlichen und bezahlbaren Regelungen in Bezug auf Kindersitze im Flugzeug kommen. Bis dahin sollte aber niemand Eltern wie uns Vorwürfe machen, die sich nach reiflicher Überlegung dafür entscheiden, ihr Kind im Flugzeug ohne eigenen Sitzplatz reisen zu lassen.
Fliegt ihr auch mit eurem Baby auf dem Schoß? Oder könnt ihr Eltern gar nicht verstehen, die dies tun?
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